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WORK-LIFE-BALANCE
personalmagazin 01 / 09
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
MANAGEMENT
Erfolgs. Konkret sind dies Einstellungs-
effekte (zum Beispiel Commitment),
Verhaltenseffekte (zum Beispiel erhöhte
Konzentration) oder Gesundheitseffekte
(zum Beispiel körperliche Fitness), die
schlussendlich zu direkten betriebs-
wirtschaftlichen Erfolgseffekten führen
können. Vor allem der Zusammenhang
zwischen Instrumenten und subjektiv
wahrgenommener Work-Life-Balance
fand in der Empirie bisher kaum Be-
achtung. Vielmehr wurde bisher ver-
sucht, die direkten Auswirkungen der
Einführung von einzelnen Work-Life-
Balance-Maßnahmen auf die betriebs-
wirtschaftlichen Vorsteuergrößen des
Erfolgs und in Einzelfällen den direkten
Einfluss auf die betriebswirtschaftlichen
Effekte zu untersuchen.
Einstellung der Mitarbeiter verändert
sich positiv, ihr Verhalten nur bedingt
Einige wissenschaftliche Studien haben
gezeigt, dass Work-Life-Balance-Maß-
nahmen die Einstellung von Mitarbei-
tern verändern. So konnte teilweise
nachgewiesen werden, dass das Com-
mitment, also der Grad der Identifi-
kation eines Mitarbeiters mit seinem
Unternehmen, durch familienfreund-
liche Maßnahmen gesteigert werden
kann. Es wurde sogar bestätigt, dass die
Einführung familienfreundlicher Maß-
nahmen auch positiven Einfluss auf das
Commitment der Arbeitnehmergruppe
hat, die aufgrund ihres Familienstatus
für die vorhandenen Maßnahmen (ge-
genwärtig) keinen Bedarf hat. Die Ab-
sicht, den Arbeitsplatz zu wechseln, so
eine US-amerikanische Studie, verrin-
gert sich durch die Unterstützung bei
der Kinderbetreuung. Gleichzeitig exi-
stieren jedoch auch wenige Studien, die
besagte oder ähnliche Effekte nicht be-
stätigen können.
Wendet man sich den Verhaltensef-
fekten zu, die durch die Einführung von
Work-Life-Balance-Maßnahmen ausge-
löst werden, sind die Ergebnisse ins-
gesamt recht zwiespältig. Am Beispiel
der Auswirkungen auf Fehlzeiten kann
aufgezeigt werden, dass der Einfluss von
Work-Life-Balance-Maßnahmen nicht
zweifellos geklärt ist. So wurde im Jahr
1990 in einem Beitrag der positive Zu-
sammenhang zwischen der Etablierung
eines Betriebskindergartens und sinken-
der Fehlzeiten bejaht. Andere Forscher
konnten jedoch zwei Jahre später in einer
155 Teilnehmer umfassenden Befragung
keinerlei Zusammenhang erkennen. Ob
sich Work-Life-Balance-Instrumente in
verändertem Mitarbeiterverhalten nie-
derschlagen, ließ sich empirisch bisher
nicht definitiv belegen.
Deutlichere Ergebnisse bieten wieder-
umStudien,diesichGesundheitseffekten,
ausgelöst durch Work-Life-Balance-Maß-
nahmen, gewidmet haben. Ein wesent-
licher Stellhebel wird im Thema flexible
Arbeitszeiten gesehen.
Flexible Arbeitszeiten verbessern
Gesundheitszustand der Mitarbeiter
Obwohl ihnen keine eindeutigen Einstel-
lungseffekte zurechenbar sind, konnten
bereits 1995 in einer Studie im Journal
of Applied Psychology die positiven
Auswirkungen flexibler Arbeitszeiten
auf das körperliche Wohlbefinden nach-
gewiesen werden. Ebenso lässt sich die
stressreduzierende Wirkung von Work-
Life-Balance-Maßnahmen herausstellen.
Flankiert werden diese Ergebnisse von
der allgemeinen Erkenntnis einer Meta-
Analyse, dass eine sehr hohe Anzahl der
gearbeiteten Stunden negativ mit der Ge-
sundheit des Mitarbeiters korreliert.
Für die knapp kalkulierenden Con-
troller in den einzelnen Unternehmen
Flexible Arbeitszeiten
Teilzeitmodelle
Langzeitauszeiten
Betriebskindergarten
Angehörigenbetreuung
Gesundheitsmanagement
Wahrgenommene
Work-Life-Balance
Wahrgenommener
Work-Family-Konflikt
Einstellungseffekte, zum
Beispiel Commitment
Verhaltenseffekte, zum
Beispiel Anwesenheit
Gesundheitseffekte, zum
Beispiel geistige Fitness
Umsatzsteigerung
Gewinnsteigerung
Unternehmenswertsteigerung
Instrumentenmix
Mitarbeiterwahrnehmung
Betriebswirtschaftliche
Vorsteuergrößen des Erfolgs
Direkte betriebswirtschaft-
liche Effekte
Einfluss von Work-Life-Balance-Instrumenten auf den Unternehmenserfolg
Der Einfluss von Work-Life-Balance-Maßnahmen im Unternehmen unterliegt komplexen Wirkungszusammenhängen.
Quel le: Kaiser/Ringlstetter/Stolz