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DEMOGRAFIE
TITEL
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(EAB) und arbeitsmedizinische Arbeits-
platzanalysen zum Einsatz, um mus-
koskelettal-kritische
Arbeitsplätze mit
ungünstigen Belastungen zu identifizie-
ren und zu verbessern. Solche Analysen
dienen nicht nur der ergonomischen Ar-
beitsplatzgestaltung, sondern auch dazu,
einen Rotationsplan für die Mitarbeiter
zu entwerfen, der einseitige körperliche
Belastungen verhindert und es erlaubt,
Mitarbeiter ihren reduzierten oder verän-
derten Fähigkeiten entsprechend wieder
in die Produktion einzugliedern.
Während es sich bei der arbeitsmedi-
zinischen Arbeitsplatzanalyse um eine
„Papier-und-Bleistift“-Methode handelt,
bei der direkt vor Ort die Arbeitsplätze
nach ergonomischenVorgaben überprüft
und beurteilt werden, bietet die EAB zu-
sätzlich die Möglichkeit der computer-
gestützten Analyse der ergonomischen
Gegebenheiten. Mittelfristig soll dieses
ergonomische Analyse-Tool für die Er-
fassung von Arbeitsbedingungen und
Belastungsmustern in der Produktion
angepasst werden und flächendeckend
zum Einsatz kommen. Damit wäre auch
die Erstellung einer transparenten „Ar-
beitsplatz-Landkarte“ möglich, auf der
werkweit der Einsatz von Mitarbeitern
mit reduzierten oder veränderten Fähig-
keiten optimiert werden könnte.
Personaleinsatz
Maßnahmen im Bereich des Personal-
einsatzes werden unter anderem von
den Ergebnissen der Analysen aus der
Ergonomie beeinflusst. Um einseitige
Belastungen zu vermeiden und die
Einsatzflexibilität der Belegschaft zu
erhöhen, sind bereits in den Betriebsver-
einbarungen und im Produktionssystem
des Werkes Bremen Regelungen zur so-
genannten Job-Rotation vorgeschrieben.
Das „Bremer Rotationsmodell“ kann an
folgendem Beispiel erläutert werden:
EinemMeister in den Produktionshallen
des Werks sind in der Regel etwa 36 Per-
sonen unterstellt. Eine solche Meisterei
teilt sich wiederum in drei Gruppen zu je
zwölf Personen und jeweils einem Grup-
pensprecher auf. Ein schriftlich fixierter
Rotationsplan legt fest, dass 70 Prozent
der Mitarbeiter täglich innerhalb der
Gruppe den Tätigkeitsbereich wechselt.
30 Prozent einer Gruppe rotiert in Tätig-
keitsbereiche der jeweils anderen zwei
Gruppen hinein. Im Falle einer Unterbe-
setzung in einzelnen Bereichen können
10 Prozent der Mitarbeiter einer anderen
Meisterei eingesetzt werden.
Zusätzlich zu diesem Rotationssystem
kommt ein demografieorientiertes Ver-
setzungsverfahren zum Einsatz. Erfor-
dert beispielsweise ein Modellneuanlauf
die Versetzung einer größeren Anzahl
Mitarbeiter von weniger ausgelasteten
Bereichen in mehr ausgelastete, wird bei
der Mitarbeiterauswahl darauf geachtet,
dass die Altersstruktur der versetzten
Mitarbeiter exakt der Altersstruktur der
abgebenden Bereiche entspricht. Dies
führt zu einem ausgewogenen „Alters-
mix“ innerhalb der Werkshallen.
Gesundheitsmanagement
Ein Ziel des Gesundheitsmanagements ist
es, dieMitarbeiter für das Thema „Altern“
zu sensibilisieren und sie zu motivieren,
eigenverantwortlich zu ihrer Einsatz-
fähigkeit und Gesundheit beizutragen.
Außer den Angeboten der Sozialbera-
tung und des Arbeits- und Gesundheits-
schutzes will man dies im Werk Bremen
durch zwei Angebote erreichen: dem „Fit-
Shop“ und dem „Kraftwerk Mobil“.
Beim „Fit-Shop“ handelt es sich
um ein Gesundheitszentrum auf dem
Werksgelände, das eine Zulassung als
physiotherapeutische Praxis hat, sodass
neben Maßnahmen der Prävention auch
therapeutische und rehabilitative Ange-
bote genutzt werden können. Die Mit-
arbeiter können sich hinsichtlich ihrer
Gesundheit umfassend beraten lassen,
entsprechende Kursangebote wahr-
nehmen oder sich ein individuell abge-
stimmtes Trainingsprogramm erstellen
lassen. Die Gesundheitskurse entspre-
chen dabei den Qualitätsanforderungen
der Betriebskrankenkasse und werden
von dieser finanziell unterstützt. Der
Sitz direkt auf dem Werkgelände ermög-
licht außerdem arbeitsplatzbezogene
Bewegungsprogramme, Schulungen,
Seminare und arbeitsplatznahe Reha-
bilitationsmaßnahmen, bei denen ganz
gezielt eine tätigkeitsbezogene Verbes-
serung der Gesundheit und des Wohlbe-
findens gefördert werden kann.
Beim „Kraftwerk Mobil“ handelt es sich
um eine mobile Gesundheitsförderungs-
maßnahme, die die Mitarbeiter während
der Arbeitszeit durch eine Ablöserege-
lung wahrnehmen können. An einem
festen Tag in der Woche und über einen
Zeitraum von 40 Wochen können die Be-
schäftigten in Trainingseinheiten von
zehn Minuten pro Woche die Bauch- und
Rückenmuskulatur trainieren und compu-
terbasiert ihrenTrainingserfolgüberprüfen.
Die Erfahrungen mit diesen beiden Ange-
boten sind ausgesprochen positiv.
Faculty of Economics and Business,
Universität Groningen, Niederlande.
Prof. Dr. Christoph K. Streb
Personalmanagement, Daimler AG,
Werk Bremen.
Dr. Winfried Hilbig
Jacobs Center on Lifelong Learning der
Jacobs University Bremen.
Prof. Dr. Sven Voelpel
Ein Beispiel für die arbeitsmedi-
zinische Arbeitsplatzanalyse, mit
der Arbeitsplatzanforderungen
ermittelt und der Mitarbeiterein-
satz entsprechend geplant werden
können, finden Sie zum Download
auf unserem Online-Portal unter dem
Stichwort: „Arbeitsplatzanalyse“.
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