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DEMOGRAFIE
TITEL
ist Pressesprecherin des
Demographie Netzwerks
ddn.
Dr. Bettina Schmitt
zum zentralen Bestandteil im Arbeits-
prozess.
Das RKW Kompetenzzentrum hat
deshalb das Projekt TriKom ins Leben
gerufen. Dabei stand eine innovative
Personal- und Organisationsentwicklung
im Vordergrund. Mit TriKom wurden
neue Formen des Lernens, generations-
übergreifendes Arbeiten und Wissens-
transfer im Unternehmen verankert.
TriKom steht für die Bündelung von
Kompetenzen, die folgende drei („tri“)
Personengruppen mitbringen: arbeits-
lose Führungserfahrene über 50 Jahre,
jüngere Hochschulabsolventen oder
Promovenden und erfahrene Koordi-
natoren des RKW. Jeweils eine arbeits-
lose Person mit Erfahrungen und ein
Berufseinsteiger bildeten ein Tandem,
das von jeweils einem RKW-Koordinator
geleitet wurde. Da es auch darum ging,
die Altersstruktur im Unternehmen zu
verändern, wurde TriKom zugleich als
Rekrutierungsinstrument angelegt, und
die neuen Mitarbeiter wurden in einem
Matching-Verfahren zu Tandems zusam-
mengeführt.
Eine Einführungsveranstaltung, ge-
zielte Weiterbildungsseminare (zum
Beispiel MS Office-Schulungen, Englisch-
kurse, Schreibwerkstätten), Vorträge,
Diskussionsveranstaltungen und Work-
shops sicherten den Zusammenhalt der
Teams und die Integration der neuen
Mitarbeiter. Das Kernstück der Organisa-
tionsentwicklung bildete das Lernlabor.
Dort konnten alle drei Personengruppen
Wissen und Erfahrung weitergeben, Prä-
missen eigenen Handelns hinterfragen,
ihr Verständnis von Fehler- und Kritik-
kultur reflektieren, betriebliche Tabus
erkunden und neue Handlungsweisen
ohne „Bestrafungen“ ausprobieren. Dies
schuf eine solide Vertrauensbasis unter
den Teilnehmenden.
Das Projekt hat im Ergebnis die Un-
ternehmenskultur positiv verändert, zur
Kompetenzentwicklung und Beschäf-
tigungsfähigkeit der Mitarbeiter beige-
tragen, die Qualität der Projektarbeit im
RKW erhöht, neue Mitarbeiter systema-
tisch integriert, die Altersstruktur ausge-
wogener gemacht und das Unternehmen
stärker nach außen vernetzt.
Kontakt: Dr. Dorothea M. Hartmann, Koordinatorin „Un-
ternehmerisches Handeln“, RKW Kompetenzzentrum,
Salzgitter: Früherer Ruhestand dank
betrieblicher Demografiefonds
Rentemit 67, längere Lebensarbeitszeiten,
Ausstieg aus Frühverrentung und Alters-
teilzeit – in Zeiten des demografischen
Wandels ist das sicher richtig und not-
wendig. Aber es gibt immer noch Jobs in
Deutschland, bei denen das einfach nicht
geht. Dazu zählen zum Beispiel viele Ar-
beitsplätze der Stahlkocher bei der Salz-
gitter AG. Trotz aller Bemühungen, die
Leistungsfähigkeit zu erhalten, werden
hier nicht alle Beschäftigten bis zum 67.
Lebensjahr arbeiten können. Um älteren
und körperlich besonders belasteten Mit-
arbeitern auch nach dem Auslaufen der
gesetzlich geförderten Altersteilzeit ei-
nen vorzeitigen Renteneintritt zu ermög-
lichen, hat die Salzgitter AG betriebliche
Demografiefonds eingerichtet und damit
eine Vorreiterrolle in der gesamten Bran-
che übernommen. Die Demografiefonds
werden paritätisch ausMitteln der Arbeit-
geber und der Arbeitnehmer gespeist und
gelten für 30 inländische Gesellschaften
des Salzgitter-Konzerns und deren tarif-
liche Arbeitnehmer. Das Startkapital der
Fonds betrug im Jahr 2007 zirka zehn
Millionen Euro. Außerdem werden sie re-
gelmäßig aus der Erfolgsbeteiligung ge-
speist. DieArbeitnehmeranteiledesFonds
unterliegen einem Insolvenzschutz.
Die Einrichtung der Demografiefonds
war Teil einer Konzernbetriebsvereinba-
rung (KBV) zur Gestaltung des demogra-
fischen Wandels. Gegenstand der KBV:
das Projekt GO – Die Generationenoffen-
sive 2025. Die Handlungsfelder des Pro-
jekts reichenvonGesundheit, Fitness und
Ergonomie über Personalentwicklung
und -qualifizierung bis zu Führung und
Unternehmenskultur. Der Altersdurch-
schnitt bei Salzgitter ist mit 42 Jahren
schon heute recht hoch. Das Ziel muss
also sein, die Mitarbeiter möglichst lan-
ge fit für die Arbeit an den Hochöfen zu
halten und ihnen andererseits aber auch
für die Zeit danach Jobalternativen anzu-
bieten – oder ihnen eben einen früheren
Renteneintritt zu ermöglichen.
Kontakt: Beate Brandes, Leiterin Personal- und Sozial-
politik, Salzgitter AG,
Dr. Dorothea M. Hartmann, RKW Kompetenzzentrum
„Mit dem Projekt TriKom wurden
generationsübergreifendes Arbeiten
und Wissenstransfer verankert.“
Beate Brandes, Salzgitter AG
„Mit unseren Demografiefonds
haben wir eine Vorreiterrolle in der
gesamten Branche übernommen.“
01 / 09 personalmagazin