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Es gibt allerdings nur wenige Studien, die den kombinierten
Einfluss von Umwelt- und Persönlichkeitseigenschaften un
tersucht haben. Im Folgenden beschreiben wir die wichtigsten
Ursachen für das Burn-out-Syndrom aus dem Arbeitskontext
sowie wichtige Persönlichkeitsfaktoren.
Was verursacht das Burn-out-Syndrom?
Ein dauerhaftes Ungleichgewicht zwischen Arbeitsanforde
rungen und Ressourcen, um diese zu bewältigen, wird als
grundlegendes theoretisches Modell zur Entstehung von Burn
out herangezogen. Der Arbeitskontext umfasst hierbei Arbeits
last und Konflikte hinsichtlich der Arbeitsrollen, beruflicher
Werte oder mit Arbeitskollegen. Die fehlenden Ressourcen
beziehen sich auf geeignete Bewältigungsstrategien, soziale
Unterstützung und Autonomie in beruflichen Entscheidungen
(Maslach/ Goldberg, 1998).
Diese Annahmen wurden überwiegend empirisch unter
mauert. Alarcon (2011) untersuchte in seiner Metaanalyse
Einflüsse des Arbeitskontexts auf das Erleben von Burn-out.
Ergebnisse der insgesamt 231 Studien belegen, dass ein er
höhtes Ausmaß an Rollenkonflikten, Rollenambiguität und
Arbeitslast die Wahrscheinlichkeit, alle drei Dimensionen des
Burn-out-Syndroms zu erleben, erhöht, wobei das Erleben von
Rollenkonflikten am Arbeitsplatz besonders stark mit emotio
naler Erschöpfung und Depersonalisation einhergeht. Ein ge
mindertes Ausmaß an Kontrolle und Autonomie in beruflichen
Entscheidungsprozessen erhöht zudem signifikant emotionale
Erschöpfung, Depersonalisation und besonders geminderte
Wahrnehmung der beruflichen Effizienz. Metaanalytische
Befunde von Viswesvaran et al. (1999) belegen zudem, dass
die Erfahrung sozialer Unterstützung im Beruf das Risiko von
Rollenambiguität, Rollenkonflikte und Arbeitslast mindert und
damit auch indirekt das Risiko, Burn-out zu erleben. Alarcon
und Kollegen (2009) fassten in ihrer Metaanalyse Ergebnisse
von insgesamt 121 wissenschaftlichen Studien zusammen, die
den Einfluss einiger Persönlichkeitseigenschaften auf die drei
Dimensionen des Burn-out-Syndroms untersuchten. Die Auto
ren fanden heraus, dass ein erhöhtes Ausmaß an emotionaler
Stabilität, positiver Affektivität und psychischer Widerstands
fähigkeit mit einem geminderten Ausmaß an emotionaler
Erschöpfung, Depersonalisation und Ineffizienz einhergeht.
Auch ein erhöhtes Ausmaß an allgemeiner Selbstwirksamkeit,
Selbstwert, internen Kontrollüberzeugungen, Optimismus, Ex
traversion, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit verringert
die Wahrscheinlichkeit, an allen drei Dimensionen des Burn-
out-Syndroms zu erkranken.
Hinsichtlich dieser Persönlichkeitseffekte kann zwischen
einem Wahrnehmungseffekt und einem objektiven Effekt un
terschieden werden. Beispielsweise nehmen Individuen mit
einem hohen Ausmaß an Selbstwirksamkeit schwierige Ar
beitsaufgaben als Herausforderung und Gelegenheit zur be
ruflichen Weiterentwicklung wahr, während Mitarbeiter mit
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Metaanalysen von Alarcon (2011) und Alarcon et al. (2009)
Abb. 1:
Individuelle und situative Risikofaktoren für emotionale Erschöpfung,
Depersonalisation und Ineffizienz
Situative Faktoren
Rollenkonflikte (.53, .4, .18),
Rollenambiguität (.32, .31, .31),
Arbeitslast (.49, .31, .11),
Kontrolle (-.26, -.29, -.39) und
Autonomie (-.24, -.31, -.38)
Individuelle Faktoren
emotionale Stabilität (-.5, -.4, .29),
positive Affektivität (-.42, -.42, .5),
psychische Widerstandsfähigkeit (-.42, -.42, .45),
Selbstwirksamkeit (-.24, -.24, .48),
Selbstwert (-.33, -.26, .3),
externe Kontrollüberzeugungen (-.26, -.15, .26),
Optimismus (-.31, -.27, .23),
Extraversion (-.26, -.26, .36),
Gewissenhaftigkeit (-.19, -.26, .22) und
Verträglichkeit (-.15, -.35, .23)
Bei den situativen Faktoren wurde Ineffizienz/geminderte Leistungsfähigkeit
und bei den individuellen Faktoren wurde Effizienz/Leistungsfähigkeit ge-
messen. Die Werte in Klammern stellen der Reihenfolge nach Korrelations-
koeffizienten für die Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Faktoren und
den Dimensionen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und Ineffizienz
dar. Alle Zusammenhänge sind bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5%
statistisch signifikant, wobei Werte bis zu .3 einen kleinen Effekt, bis zu .5
einen mittleren Effekt und größer als .5 einen starken Effekt kennzeichnen.