Seite 41 - PERSONALquarterly_2015_01

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Ebenso fördern bestehende Unternehmen wie 3M, AT&T, Du-
Pont, General Electric und Genentech das unternehmerische
Denken und Verhalten ihrer Mitarbeiter, um neue Geschäfts-
felder zu erschließen oder Tochterunternehmen zu gründen
(vgl. Haller, 2009). Dieses Intrapreneurship oder „Unterneh-
mertum im Unternehmen“ (vgl. Gündogdu, 2012) resultiert
aus der permanenten aktiven Suche dieser Unternehmen nach
Wachstumsmöglichkeiten durch innovative Produkte, Prozesse
und Technologien. Erfolgsbeispiele hinsichtlich Spin-offs und
Intrapreneurship-Aktivitäten werden nicht nur auf die Spitzen­
position der USA in verschiedenen Technologiefeldern zu-
rückgeführt, sondern vor allem auch auf die insgesamt höher­
ausgeprägte Gründungskultur in den Unternehmen und Hoch-
schulen.
Aus der Sicht des Personalmanagements stellt sich die Fra-
ge, wie für eine neue organisatorische Einheit Intrapreneure
entwickelt werden können, deren Vorteil darin liegt, dass sie
zwar wie Unternehmensgründer in einer dynamischen Um-
welt unter hohem persönlichen Einsatz agieren, aber zusätz-
lich bereits die speziellen Anforderungen und Eigenschaften
der Mutterorganisation kennen? Als potenzielle Intrapreneure
kommen in Technologieunternehmen nicht zuletzt Mitarbei-
ter mit naturwissenschaftlichem Ausbildungshintergrund in-
frage. Nicht nur ist in Technologieunternehmen der Anteil von
Naturwissenschaftlern hoch, genauso verfügt besonders diese
Personengruppe über das notwendige Wissen und die Fähig-
keiten, neue Produkte zu entwickeln.
Daher lassen sich für das Personalmanagement verschie-
dene wichtige Implikationen aus der vorliegenden Studie ab-
leiten, um die Motivation dieser potenziellen Intrapreneure
zu verstehen und eine Gründungskultur im Unternehmen zu
fördern.
Soll die Etablierung einer Gründungskultur erfolgreich sein,
müssen die folgenden Fragen beantwortet werden:
3
Welche Einflüsse hemmen den Naturwissenschaftler, ein
Unternehmen zu gründen?
3
Welche Maßnahmen können das unternehmerische Verhal-
ten von Naturwissenschaftlern fördern?
Zunächst werden die Ergebnisse der selbst erstellten empi-
rischen Untersuchung präsentiert. In einem zweiten Schritt
werden entsprechende Handlungsempfehlungen für das
Personalmanagement vorgestellt.
Methodisches Vorgehen
Die ausgewertete Stichprobe besteht aus 38 Naturwissenschaft-
lern (24 Promotionsstudenten, 4 Postdocs und 10 Arbeits-
gruppenleiter) aus dem Umfeld der Universität Potsdam. Die
Interviews wurden im Zeitraum November 2012 bis Dezember
2012 durchgeführt. Die Daten wurden durch standardisierte
Interviews gewonnen, sodass neben qualitativen Aussagen
auch eine quantitative Datenauswertung durchgeführt werden
konnte. Es wurde eine Skala mit 5 möglichen Ausprägungen
(sog. Likert-Skala) verwendet, wobei 1 absolut kein Interesse
und 5 sehr großes Interesse symbolisiert. Wir konzentrieren
uns in unserer Untersuchung vor allem auf die möglicherweise
unzureichend ausgeprägte Gründungskultur als Barriere für
Naturwissenschaftler.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die gewonnenen
Resultate auf die Grundgesamtheit aller Naturwissenschaft-
ler übertragbar sind, da es einerseits keinen Grund gibt an-
zunehmen, dass die Naturwissenschaftler an der Universität
Potsdam sich fundamental in irgendeiner Art von anderen
Naturwissenschaftlern unterscheiden, und andererseits alle
Naturwissenschaftler Einstellungen besitzen, die wiederum
zu ähnlichen Motivationsstrukturen führen, die analysiert wer-
den können (vgl. Sass, 2011, S. 13-14).
Empirischer Forschungskontext I: Förderprogramme
In der Datenanalyse muss der empirische Forschungskon-
text beachtet werden, der sich im vorliegenden Fall durch
zwei maßgebliche Faktoren auszeichnet: Erstens wird in
Deutschland seit 20 Jahren, mithilfe verschiedener Initia-
tiven der Versuch unternommen, die Spin-off-Aktivitäten
zu erhöhen. Die Anstrengungen der Politik werden dabei
im EXIST-Programm (Existenzgründungen aus der Wissen-
schaft) gebündelt.
Neben der unmittelbaren Wirkung von Förderprogram-
men, in denen Kapital und Expertise für Spin-offs zur
Verfügung gestellt werden (beispielsweise das Programm
EXIST-Forschungstransfer), wird mit dem Programm
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welche Barrieren hindern Naturwissenschaftler, ein Unternehmen zu
gründen und Intrapreneure zu werden?
Methodik:
Es wurden 38 Naturwissenschaftler aus dem Umfeld der Universität Potsdam
im Jahr 2012 mithilfe standardisierter Interviews befragt.
Praktische Implikationen:
Intrapreneurship kann durch folgende Maßnahmen gefördert
werden: Transformationale Führung, Einsatz von Promotoren, höhere Sichtbarkeit von
Vorbildern, Regelmäßige Intraprneurship-Workshops, Anerkennung von Unterstützern.