Seite 33 - PERSONALquarterly_2015_01

Basic HTML-Version

33
01 / 15 PERSONALquarterly
Effort-Reward-Bilanz des Mitarbeiters. Jedoch gilt auch bezüg-
lich der Stellung im Betrieb der vermutete nicht-lineare Zusam-
menhang. Leitende Führungspositionen vermitteln Prestige
und sind materiell besser vergütet. Darüber hinaus gehen sie
vor allem aber nicht mit der für Positionen im unteren und
mittleren Management typischen Rollenambiguität einher. Der
bezüglich der mit der beruflichen Stellung einhergehenden Au-
tonomie postulierte nicht-lineare Effekt ist jedoch nur schwach
ausgeprägt.
Fazit
Insgesamt lassen sich also auch auf Basis einer allgemei-
nen Bevölkerungsumfrage und mit einem generellen Befra-
gungsinstrument zur subjektiven Anreiz-Beitrags-Bilanz die
negativen Wirkungen von Rufbereitschaft auf das subjektive
Wohlbefinden zeigen. Dies ist ein empirisches Argument für
die Verallgemeinerungsfähigkeit der speziellen, insbesondere
arbeitspsychologischen Untersuchungen. Zwar belegen die Be-
funde im Mittel keineswegs eine bedrohlich erhöhte situative
Belastung. Allerdings liegen 18% der Rufbereitschaftler ober-
halb des Schwellenwerts, der ein auf Dauer gesundheitsgefähr-
dendes Stressmaß indiziert.
Weitaus bedeutsamer erscheint uns, dass sich mit der Ruf-
bereitschaft für eine formalisierte und kompensierte Form der
Flexibilisierung derartige Belastungen nachweisen lassen. Un-
sere Forschung beschränkt sich, aus Gründen der Vergleich-
barkeit, auf diese Konstellation. Im Arbeitsleben verbreiteter
und in ihrer Wirkung belastender werden jedoch Formen der
ständigen Verfügbarkeit durch IuK-Technologien sein. Dies­be­
züglich besteht dringender Forschungs- und Handlungsbedarf.
SUMMARY
Research question:
The impact of „on-call work“, as an example of
stress induced by flexibility, on the effort-reward-balance of workers
is studied.
Methodology:
Based on the German socio-economic panel (G-SOEP)
the influence of „on-call work“ and individual and as well organiza-
tion control-variables is examined.
Practical implications:
Results proof strain even in the case of
formalized forms of flexibility. It is argued that the correlations are
also valid in case of widespreaded informal forms of spatiotemporal
disposability.
PROF. DR. WENZEL MATIASKE
Institut für Personal und Arbeit (IPA)
Helmut-Schmidt-Universität/
Universität der Bundeswehr Hamburg
E-Mail:
MANDY SCHULT, M.A.
Institut für Personal und Arbeit (IPA)
Helmut-Schmidt-Universität/
Universität der Bundeswehr Hamburg
E-Mail:
LITERATURVERZEICHNIS
Baeck, U./Deutsch M. (1999): Arbeitszeitgesetz. München: Beck.
Bamberg, E./Goerke, P./Matiaske, W./Fietze, S./Friedrich, N./Keller, M./
Soll, H./Vahle-Hinz, T./Dettmers, J. (2013): Rufbereitschaft: Verbreitung,
Folgen und Handlungsmöglichkeiten. In: Kaiser, S./Bamberg, E./Klatt, E./
Schmicker, S. (Hrsg.): Arbeits- und Beschäftigungsformen im Wandel, 165-197,
Wiesbaden: Springer, Gabler.
Hempelmann, G./Korinth, M. H./Pathe, M./Pollert, D./Rabe von Pappen-
heim, H./Roßbach, G./Stein, R. (2013) (Hrsg.): Lexikon Arbeitsrecht 2013.
13. Aufl., Heidelberg, Neckar: Rehm Verlag.
Keller, M./Bamberg, E./Dettmers, J./Friedrich, N./Vahle-Hinz, T./Schulz,
A. (2012): Bei Anruf Arbeit. Ansätze zur Gestaltung von Rufbereitschaft. In:
PERSONALquarterly, 64(1), 30-33.
Langhoff, T./Marino, D./Knelangen, M./Sczesny, C./Wingen, S. (2006):
Rufdienste: Eine Handlungshilfe zur positiven Gestaltung. Dortmund: Bundes-
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Nicol, A. M./Botterill, J. S. (2004): On-call work and health: a review. In:
Environmental Health: A Global Access Science Source. 3 (15), 1-7.
SOFI, Soziologisches Forschungsinstitut/IAB, Institut für Arbeitsmarkt-
u. Berufsforschung/ISF Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung
München/INIFES, Internationales Institut für empirische Sozialökonomie
(Hrsg.) (2005): Berichterstattung zur sozio-ökonomischen Entwicklung in
Deutschland – Arbeit und Lebensweisen. Erster Bericht. Wiesbaden. VS Verlag
für Sozialwissenschaften.
Schult, M./Tobsch, V. (2012): Freizeitstress – wenn die Arbeit ständig ruft.
SOEPpapers 485 Berlin: DIW.
Sennett, R. (2010): Der flexible Mensch: Die Kultur des neuen Kapitalismus.
7. Aufl., Berlin: Berliner Taschenbuch-Verlag.
Siegrist, J. (1996): Adverse Health Effects of High-Effort/Low-Reward Condi-
tions. In: Journal of Occupational Health Psychology, 1, 27-41.
Siegrist, J./Dragano, N. (2008): Psychosoziale Belastungen und Erkran-
kungsrisiken im Erwerbsleben. Befunde aus internationalen Studien zum
Anforderungs-Kontroll-Modell und zum Modell beruflicher Gratifikationskrisen.
In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz,
51(3), 305-312.
Tobsch, V./Schult, M./Fietze, S./Matiaske, W. (2014): Rufbereitschaft aus
betrieblicher Sicht: Bedeutung, Ausgestaltung und Erfahrungen. In: Fietze, S./
Keller, M./Dettmers, J./Friedrich N. (Hrsg.): Rufbereitschaft – Wenn die Arbeit
in der Freizeit ruft. S. 7-28, München, Mehring: Hampp-Verlag.
Wagner, G. G./Frick, J. R./Schupp, J. (2007): The German Socio-Economic
Panel Study (SOEP) – Scope, Evolution and Enhancements. In: Schmollers
Jahrbuch 127 (1), 139-169.