Seite 10 - PERSONALquarterly_2015_01

Basic HTML-Version

10
PERSONALquarterly 01 / 15
SCHWERPUNKT
_WORK-LIFE-BALANCE
D
er allgegenwärtige und rasante Wandel in den Ar­
beitsstrukturen verbunden mit dem War for Talent
und einem in vielen Branchen schon deutlich spür­
baren Fachkräftemangel erfordert auch vonseiten
des Human Resource Managements kreative und innova­
tive Anpassungsleistungen. Ausgehend von demografischen
Entwicklungen, die durch eine steigende Lebenserwartung
gekennzeichnet sind und somit auch eine Erhöhung des Ren­
tenalters nach sich ziehen, entsteht in Unternehmen die He­
rausforderung, mit der Diversität der Generationen​kohorten
Erwartungen der Generation Y
Von
Prof. Dr. Michel E. Domsch
(Helmut-Schmidt-Universität) und
Prof. Dr. Désirée H. Ladwig
(Fachhochschule Lübeck)
umzugehen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wis­
sen bzw. wahrzunehmen, was die Generation Y, die vor Kurzem
in den Arbeitsmarkt eingetreten ist, von ihren Arbeitgebern
erwartet, welche Präferenzen sie hat, welche Anreize sie mo­
tivieren können und wie sie mit den anderen Generationen­
kohorten zusammenarbeitet.
Für die Generation Y ist hierbei nach einem sicheren
Arbeitsplatz und Gehalt laut einer aktuellen Ernst & Young-
Studie (2014) das Thema Work-Life-Balance bzw. die Verein­
barkeit von Familie und Beruf das drittwichtigste Thema (siehe
Abb. 1). Interessanterweise wird aber laut der neuesten Kien­
baum-Studie (2014) dieses Thema von den Personalern und
Personalerinnen nicht als wichtiges HR-Handlungsfeld wahr­
genommen (siehe Abb. 2). Die Beschäftigung mit Work-Life-
Balance rangiert hier als HR-Handlungsfeld an letzter Stelle.
Eine eigene Untersuchung der Autoren mit 1.262 Studie­
renden aus zwölf verschiedenen Hochschulen in Deutschland
ergab, dass die Generation Y einerseits zwar sehr karriere-​
orientiert ist, andererseits aber keine Abstriche in ihrer Work-
Life-Balance machen will (siehe Abb. 3). So sind die Befragten
signifikant weniger bereit, für die Karriere weniger Freizeit für
Familie und/oder Privatleben in Kauf zu nehmen. Stattdessen
streben sie eher eine Fachlaufbahn anstelle einer Führungs­
laufbahn an, um Privatleben und anspruchsvolles Tätigkeits­
bild miteinander vereinbaren zu können (Domsch et. al. 2013).
Im folgenden Beitrag soll deshalb die Work-Life-Balance-The­
matik aus Sichtweise der Generation Y diskutiert werden.
Dabei stehen ihre spezielle Anspruchshaltung und mögliche
Konfliktfelder bzgl. der Generationenvielfalt im Vordergrund.
Die Generation Y im Vergleich
Aktuell lässt sich die Erwerbsbevölkerung in drei Generati­
onen eingruppieren: die Generation der „Babyboomer“, die
„Generation X“ und die „Generation Y“ (Kring 2013, S. 5)
(siehe Abb. 4). Als Generation wird in diesem Zusammen­
hang eine Gruppe von Menschen verstanden, die innerhalb
eines bestimmten Zeitraums geboren worden sind und daher
im Hinblick auf ihre Ansichten, Kultur, Moral und Lebens­
anschauungen Ähnlichkeiten vorweisen. Während die „Stille
Generation“ bis auf Ausnahmen bereits den Renteneintritt er­
Abb. 1:
Prioritäten von Studierenden bei der
Arbeitgeberwahl
Quelle: Ernst & Young (2014)
Angaben in Prozent
maximal fünf Nennungen
möglich
Jobsicherheit
Gehalt/mögliche Gehaltssteigerung
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Flexible Arbeitszeiten
Aufstiegschancen
Möglichkeit zu selbstständiger Arbeit
Arbeitsumgebung
Flache Hierarchien/Kollegialität
Markterfolg
Innovationskraft
Internationale Arbeitsmöglichkeiten
Gesellschaftliches Engagement
Förderung der Altersvorsorge
Dienstwagen
61
59
57
41
34
31
24
22
18
15
14
12
12
4