Seite 44 - PERSONALquarterly_2013_04

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Neue Forschung
_PERSÖNLICHKEITSFRAGEBOGEN
Erläuterungen: Für alle Skalen gilt: minimaler Wert: 1, maximaler Wert: 6. Hohe Werte stehen für hohe Ausprägungen. ** p<.001, * p<.01, n.s.= nicht signifikant bei einem
Signifikanzniveau von 5 % zweiseitig.
α
: interne Konsistenz als Schätzung für die Reliabilität; MW: Mittelwert; SD: Standardabweichung; t: Teststatistik des t-Tests für Mittelwertsvergleiche; df: Freiheitsgrade für den
t-Test; p: Fehlerwahrscheinlichkeit (Interpretation: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse durch Zufall zustande kommen? Bei einer Wahrscheinlichkeit von
p < .05 spricht man von einem signifikanten Effekt.)
Die Korrelation zwischen den Akzeptanzgesamturteilen
über beide Verfahren beträgt nur .17 (nicht signifikant).
Allerdings scheint es eine gewisse Sensitivität für bestimmte
Akzeptanzaspekte zu geben. Wer die Augenscheinvalidität in
dem einen Verfahren kritisch beachtet, tut dies auch in dem
anderen (r =.42), ähnlich verhält es sich mit der Akzeptanzdi-
mension Messqualität (r =.44).
Fazit
Das Akzeptanzurteil über Persönlichkeitsfragebogen fällt deut-
lich anders aus als das Akzeptanzvorurteil, das bislang im
Fokus stand.
Dass Persönlichkeitsfragebogen keine Akzeptanz finden, ist
ein nicht belegter Mythos. Die Urteile von Personen, die das
Verfahren bearbeitet haben, stehen im Widerspruch zu den
Vorurteilen von Personen, die nur Mutmaßungen über solche
Verfahren anstellen (Marcus, 2003).
Werden berufsbezogene Persönlichkeitsfragebogen bear-
beitet, werden sie positiv erlebt, die Teilnehmer schätzen vor
allem die Kontrollierbarkeit und betonen, dass die Privatsphä-
re gewahrt bleibt.
ImGegensatz zum anderslautenden Rumor einer pauschalen
Ablehnung von Intelligenztests bei gleichzeitiger Bevorzugung
der Persönlichkeitsfragebogen zeigt die Untersuchung darüber
hinaus, dass Teilnehmer diese beiden Verfahren differenziert
beurteilen. Bei Persönlichkeitsfragebogen können Teilnehmer
deutlicher den Berufsbezug erkennen als bei Intelligenztests
(Augenscheinvalidität). Intelligenztests übertreffen die Frage-
bogen hingegen bezüglich der wahrgenommenen Messquali-
tät. Das Gesamturteil über die Akzeptanz sieht beide Verfahren
gleichauf.
Zu bedenken ist aber, dass das Angebot an Tests heterogen
ist. Akzeptanz dürften vor allem solche Verfahren finden, die
einen Berufsbezug aufweisen und die Privatsphäre der Bewer-
ber wahren. Setzt man solche Fragebogen und Intelligenztests
ein, muss einem das Thema Akzeptanz keine großen Sorgen
bereiten.
Dabei gilt natürlich das Primat der Validität: Infrage kommen
nur treffsichere Verfahren, die Akzeptanz ist kein Validitätser-
satz, sondern ein wichtiges Add-on.
Praktische Implikationen
Der Vorwurf, dass Persönlichkeitsfragebogen und Intelli-
genztests keine Akzeptanz finden, ist nicht haltbar. Bislang
beziehen Personalverantwortliche ihre Vermutung über die
mangelhafte Akzeptanz dieser Instrumente aus einem selbst-
referentiellen System.
In ihren Vorurteilen gegen Persönlichkeitsfragebogen und
Intelligenztests berufen sie sich auf Studien, in denen ledig-
lich andere Personalverantwortliche nach ihren Vorurteilen
Abb. 3:
Ergebnisse zur Akzeptanz des Intelligenztests IBF und des Persönlichkeitsfragebogens ITB-PESA
Quelle: Eigene Darstellung
Akzeptanzurteile über den …
Mittelwertsunterschiede
der
Akzeptanzbeurteilungen
Zusammenhang der
Akzeptanzdimensionen mit dem
Akzeptanzgesamturteil
Persönlichkeits-
fragebogen
Intelligenztest
Beurteilungskriterium
α
MW SD
α
MW SD
t
df
p Persönlichkeits-
fragebogen
Intelligenztest
Akzept!-Skalen
Messqualität (P, L; je 4 Items)
Augenscheinvalidität (P, L; je 4 Items)
Kontrollierbarkeit (P, L; je 4 Items)
Antwortfreiheit (P, 3 Items)
Wahrung der Privatsphäre (P, 4 Items)
Belastungsfreiheit (L, 4 Items)
.85
.75
.75
.67
.75
3,82
3,87
5,53
4,16
5,13
0,92
0,90
0,69
1,05
0,92
.81
.80
.72
.87
4,17
2,89
5,53
4,07
0,98
0,94
0,74
1,29
-3.62
10.42
0.06
109
109
109
.00
.00
.96
.58**
.53**
.39**
.33**
.01, n.s
.
.30**
.28*
.10, n.s.
.50**
Gesamtbeurteilung (1 Item)
Selbstdarstellung (1 Item)
Selbsteinschätzung (1 Item)
4,48
1,72
0,83
1,02
4,49
4,26
1,06
1,10
-0.08 109
.94