Seite 37 - PERSONALquarterly_2013_04

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Abstract
Forschungsfrage:
Zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität werden einzigartige Arbeit­
geberversprechen gefordert. Es stellt sich die Frage, ob und wie Arbeitgeberversprechen
sich unterscheiden, sodass sich Arbeitgeber voneinander abgrenzen können.
Methodik:
Es wurden Arbeitgeberversprechen von 142 Unternehmen analysiert.
Praktische Implikationen:
Einzelne Versprechen erlauben es den Unternehmen kaum,
sich vom Wettbewerb abzugrenzen. Der Identifikation und der konkreten, authentischen
Ableitung von Arbeitgeberversprechen kommt eine hohe Bedeutung zu.
tegorien und deren synonyme Wortverwandtschaften. Anhand
dieses Kategoriesystems wurden die Texte der Karrierewebsei-
ten analysiert. Dabei wurde dokumentiert, welche Unterneh-
men welche Versprechen aufweisen.
Die 18 Hauptkategorien:
Arbeit im Team, Atmosphäre un-
ter Mitarbeitern, Aufgabengestaltung, Balance „Arbeit & Frei-
zeit“, Benefits/Anreize, Betriebliche Unterstützungsangebote,
Erfolg, Monetäre Anreize, Internationalität, Karrieremöglich-
lichkeiten, Mitarbeiterförderung, Mitarbeiterqualifizierung,
Mitarbeiterweiterbildung, Persönlichkeitsberücksichtigung,
Positives Betriebsklima, Wertschätzung der Mitarbeiter, Selbst-
ständiges Arbeiten, Zukunftsmöglichkeiten.
Insgesamt geben die 142 analysierten Arbeitgeber 929 Ver-
sprechen ab. Das sind durchschnittlich ca. 6,5 Versprechen pro
Arbeitgeber. Im Rahmen der Analyse wurde schnell deutlich,
dass es eine Vorliebe für die Zusage einiger bestimmter Arbeit-
geberversprechen zu geben scheint. Einige der Versprechen
der 18 Hauptkategorien werden von zahlreichen Unternehmen
angesprochen, andere Versprechen sind nur bei wenigen Ar-
beitgebern zu finden. Zahlreiche getätigte Arbeitgeberverspre-
chen stellen somit kein Alleinstellungsmerkmal dar, da eine
große Anzahl an Unternehmen ihren Arbeitnehmern dieselben
Zusagen macht. Wie die Häufigkeitsverteilung der Arbeitge-
berversprechen über die gesamte Stichprobe in Abbildung 1
zeigt, sind die Betonung des Erfolgs, das Angebot nach inter-
nationalem Arbeiten, gute Karrieremöglichkeiten sowie das
Versprechen nach zahlreichen Mitarbeiterweiterbildungen
die Arbeitgeberversprechen, die am häufigsten kommuniziert
werden. Mit diesen Versprechen können sich Arbeitgeber
schwerlich vom Wettbewerb abgrenzen. Demgegenüber sind
besondere Benefits, ein hohes Angebot an betrieblicher Unter-
stützung, monetäre Anreize sowie eine hohe Wertschätzung
der Mitarbeiter eher als Nischenversprechen zu charakterisie-
ren, die die Funktion eines Alleinstellungsmerkmals erfüllen
könnten. Zwischen diesen beiden Gruppen sind etliche Ver-
sprechen mit einer durchschnittlichen Häufigkeit vertreten.
Welche „Versprechens-Blumensträuße“ gebunden werden
Die Analyse der Häufigkeitsverteilung der Arbeitgeberverspre-
chen innerhalb der Stichprobe macht also deutlich, dass jedes
analysierte Unternehmen mehr als nur ein konkretes Arbeit-
geberversprechen äußert, sondern durchschnittlich ca. 6,5 Ver-
sprechen. Die EVPs kennzeichnen sich durch ein Bündel und
somit die Kombination von mehreren Versprechen. Folglich
könnte die geforderte Einzigartigkeit der EVP sich auch aus dem
gesamten Blumenstrauß an Arbeitgeberversprechen ergeben,
die ein Unternehmen äußert. Fraglich wäre also, wie ähnlich oder
unterschiedlich Unternehmen sich hinsichtlich des gesamten
Bündels an Arbeitgeberversprechen aufstellen und ob sie durch
die gewählte Kombination den Alleinstellungseffekt erzielen. Um
dies zu beantworten, wurde mithilfe einer Clusteranalyse unter-
sucht, ob – und ggfs. in welcher Art und Weise – Unterschiede
zwischen geäußerten Arbeitgeberversprechen der untersuchten
Unternehmen existieren. Die Gruppierung wurde anhand der 18
Arbeitgeberversprechen durchgeführt. Der Clustervorgang ließ
folgende 3-Cluster-Lösung sinnvoll erscheinen (siehe Abb. 2):
Cluster 1 - „Pure Career prospects“:
Das Cluster beinhal-
tet 45 Arbeitgeber. Neben herausfordernden, abwechslungs-
reichen und spannenden Aufgabenstellungen werden vor allem
Versprechungen nach Perspektiven mit steilen Aufstiegschan-
cen und Beförderungsmöglichkeiten betont. Dabei wird zwar
die Persönlichkeit jedes einzelnen Mitarbeiters berücksichtigt
und derenWertschätzung betont, weitere weiche Faktoren sind
aber sonst eher unterproportional vertreten. Teamarbeit, die
gute Atmosphäre unter Mitarbeitern und Balance zwischen
Arbeit und Freizeit spielen bei den Versprechungen dieser
Arbeitnehmergruppe keine Rolle. Auch das Klima und die ei-
genständige Arbeitsweise sind in diesem Cluster unterdurch-
schnittlich ausgeprägt. Zudem fällt auf, dass jegliche Art von
Mitarbeiterförderung, -unterstützung, -weiterbildung, -ent-
wicklung oder -qualifizierung unberücksichtigt bleibt. Trotz
der hohen Ausprägungen von Karrierefaktoren in diesemClus­
ter wird auch nicht mit monetären Anreizen gelockt.
Cluster 2 - „Independence“:
Das Cluster ist mit 57 Unter-
nehmen das größte der gefundenen Cluster. Es stellt eine eher
heterogene Mischung an Unternehmen hinsichtlich ihrer Ar-
beitgeberversprechen dar. Sowohl in der Aufgabenerfüllung
als auch in der Gestaltung des Arbeitsplatzes wird Arbeit-
nehmern große Selbstständigkeit versprochen. Mit einer stark
ausgeprägten Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Work-