Seite 35 - PERSONALquarterly_2013_04

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besonders wertvoll: Da sie sich direkt auf die Verhaltensebene
beziehen und nicht nur auf Einstellungen, Wissen und andere
Kognitionen, lassen sie sich besser für die Gestaltung von künf-
tigem Verhalten nutzen als Informationen, die sich lediglich
auf den institutionellen Kontext, Werte und Normen beziehen.
Abschließende Bewertung
Mit der Kulturstandardmethode steht nicht nur der Forschung,
sondern auch der Praxis des Internationalen Personalmanage-
ments ein Instrumentarium zur Verfügung, das sich einerseits
mit vergleichsweise geringen Vorkenntnissen umsetzen lässt
und andererseits qualitativ hochwertige und aussagekräftige
Informationen liefert. Unternehmen können so auf eine sys­
tematische Weise das Erfahrungswissen ihrer Mitarbeiter für
eine effektivere interkulturelle Zusammenarbeit nutzen. Gleich-
zeitig können Repatriierungsprozesse positiv unterstützt und
interkulturelle Synergiepotenziale aufgedeckt werden.
Insgesamt können Unternehmen damit im Sinne des res-
sourcenbasierten Ansatzes einen Wettbewerbsvorteil erzielen,
der umso größer sein wird, je weniger über den betreffenden
Kulturraum bislang bekannt ist.
Diesen Vorteilen steht als Nachteil gegenüber, dass nicht im-
mer ausreichend viele Mitarbeiter mit entsprechenden Erfah-
rungen für Interviews zur Verfügung stehen. Ebenso werden
sich die zahlreichen weitere Experten, die für die zeitaufwän-
dige Prüfung und Diskussion der Situationsbeschreibungen
benötigt werden, mitunter sicherlich nur schwer finden lassen.
Hier tut sich die Forschung üblicherweise leichter als die Un-
ternehmenspraxis.
Und schließlich ist noch darauf hinzuweisen, dass sowohl
der zeitliche Aufwand wie auch die Methodenkompetenz, die
für die Vorbereitung und Durchführung von Interviews, insbe-
sondere aber auch für deren Analyse und Interpretation erfor-
derlich sind, zuweilen unterschätzt werden.
Da die Qualität der mittels der Kulturstandardmethode ge-
wonnenen Informationen mit der Methodenkompetenz der
anwendenden Personen steht und fällt, empfehlen wir, diese
– unter anderem unter Rückgriff auf die in diesem Beitrag
angegebene Literatur – sicherzustellen.
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Summary
Research question:
How can organizations generate and exploit
knowledge about other cultures in order to improve intercultural
cooperation?
Methodology:
Using a practical example, this article demonstrates
how the cultural standard method can be applied to collect and ana-
lyse critical incidents in order to identify effective HR measures.
Practical implications:
Practical knowledge of employees supports
processes of ex- and repatriation, the identification of potential inter-
cultural synergies and thus helps to create a competitive advantage.
Dr. Christian Hirt
Karl-Franzens-Universität Graz,
Institut für Personalpolitik
E-Mail:
Prof. Dr. Renate Ortlieb
Karl-Franzens-Universität Graz,
Institut für Personalpolitik
E-Mail: