Seite 29 - PERSONALquarterly_2013_04

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mit dem Ziel, die für die jeweilige Situation am besten pas-
sende Strategie auszuwählen.
Warum Trainings für Unternehmen von Nutzen sind
Die betriebliche Praxis wie auch der wissenschaftliche Diskurs
lassen keine Zweifel, dass in den Unternehmen ein Verständnis
für die Notwendigkeit interkultureller Trainings geschaffen
wurde. Allerdings zeigt sich gerade in Zeiten von Budgetknapp-
heit, dass der Sparstift gerne dort zuerst angesetzt wird, wo
eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung nicht leicht zu erstel-
len ist. Denn wer kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass
es die Teilnahme an einem interkulturellen Training war, die
schluss­endlich zur effektiven Kommunikation im multinatio-
nalen Team beigetragen hat?
Unser Ansatz des kognitiven Anpassungsprozesses liefert
drei gute Argumente, wenn es darum geht, Budgetverant-
wortliche, aber auch Mitarbeiter von der Notwendigkeit und
Sinnhaftigkeit eines kultursensibilisierenden Trainings zu
überzeugen.
1. Fähigkeiten der Mitarbeiter werden gestärkt:
Kul-
tursensibilisierende Trainings, die den kognitiven Anpas-
sungsprozess fördern, helfen Mitarbeitern, ihre Fähigkeit
zu stärken, ihre eigenen mentalen Modelle zu erkennen, zu
formulieren, zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen.
Diese Fähigkeit kommt den Mitarbeitern nicht nur im Kon-
text der multinationalen Teamarbeit zunutze, sondern auch in
vielen anderen Situationen, in denen eine Reorganisation der
mentalen Modelle benötigt wird. Ein kurzes Nachdenken über
den eigenen Arbeitsalltag wird deutlich machen, dass diese
Fähigkeit in Zukunft sicher eine noch stärkere Auswirkung auf
den Erfolg eines Projekts haben wird.
2. Gemeinsames Grundverständnis hilft in schwierigen
Situationen:
Man stelle sich folgende Situation vor: Ein frisch
zusammengewürfeltes multinationales Team hält das Kick-off
-Meeting für ein neues Projekt ab. Alle Mitglieder haben das
standardmäßig angebotene kulturvermittelnde Training der
Konzernzentrale besucht und verhalten sich – dem vermittelten
Wissen über die beteiligten Kulturen entsprechend - „vorbild-
lich“. Dem Teamwird eine erfolgreiche Zusammenarbeit voraus-
gesagt. Zwei Wochen später unter Zeitdruck: Die vermittelten
Stereotypen funktionieren nicht mehr. Das Ergebnis: Frustration
aller Beteiligter, steigende Kosten durch Projektlaufverzögerung
und Unzufriedenheit beim Kunden. Um solchen Szenarien vor-
zubeugen, vermitteln kultursensibilisierende Trainings allen
Mitarbeitern (unabhängig davon, aus welchen Land sie kom-
men) eine Gemeinsamkeit: das Grundverständnis, dass kogni-
tive Anpassung zentral ist für die erfolgreiche Zusammenarbeit.
Dies geschieht durch das kontinuierliche Sammeln von neuem
Wissen durch die Reflexion der eigenen Erfahrung in der In-
teraktion mit den anderen. Wenn die Teammitglieder wissen,
dass dieses Grundverständnis ihnen allen vermittelt worden ist,
dann können sie sich in schwierigen Situationen darauf berufen.
Damit haben sie eine gemeinsame Basis für den Umgang mit
Unsicherheit und Ängstlichkeit im interkulturellen Setting an
die Hand bekommen.
3. Training befähigt zu vielfältigen Aufgaben:
Kultursen-
sibilisierende Trainings haben die Möglichkeit, die Teilnehmer
auf Aufgaben im Unternehmensalltag vorzubereiten, die weit
über das angestrebte Ziel der Vorbereitung auf die multina-
tionale Teamarbeit hinausgehen. Die im Training vermittelte
„Lass-los- und Nimm-an-Strategie“ befähigt die Mitarbeiter
für eine Vielzahl von Aufgaben, die von Unsicherheit geprägt
sind. An vorderster Front findet sich dort das zentrale Thema
der Innovation. Es gilt, neue Ideen zu entwickeln, aus denen
marktfähige Produkte, Dienstleistungen und Prozesse ent-
stehen sollen. Dieser Prozess ist neben der Zusammenarbeit
Abb. 2:
Kultursensibilisierende Trainings: In drei Schritten zur kognitiven Anpassung
Quelle: Eigene Darstellung
Reorganisation der
mentalen Modelle durch
Akzeptanz
von Unsicherheit
1
Verhaltensanpassung
durch Wissen
2
Lass-Los- und
Nimm-an-Strategie durch
Neugierde
3