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Mitarbeiteranzahl auf Voll- und Teilzeitbeschäftigte bezieht. In
der Pflege selbst sind zwischen 17 und 105 Mitarbeiter tätig.
Sechs der sieben stationären Altenpflegeeinrichtungen gehö-
ren einem Wohlfahrtsverband an, eine Einrichtung wird von
einem privaten Träger betrieben.
Empirische Studie: Die Ergebnisse
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Wichtigkeit der Ressource Personal:
Im Sinne der Res-
sourcenabhängigkeitstheorie sind Ressourcen als kritisch
anzusehen, wenn die Existenz der Organisation ohne diese
Ressource gefährdet ist. Die kritische Relevanz der Ressource
Personal wurde von allen Interviewpersonen hervorgehoben,
alle befragten Einrichtungsleiter verwiesen darauf, dass Pfle-
ge ohne Personal nicht möglich sei und Pflegeeinrichtungen
ohne das Pflegepersonal nicht funktionieren können. Eine
Differenzierung zwischen den Hilfskräften und Fachkräf-
ten wurde hierbei nur von einem Einrichtungsleiter vorge-
nommen, indem er darauf hinwies, dass die Pflegefachkräfte
aufgrund der Ausbildungsunterschiede von den Hilfskräften
nicht ersetzt werden können. Somit kann im Sinne der Res-
sourcenabhängigkeitstheorie festgestellt werden, dass die
Einrichtungsleiter der Ressource Personal eine besondere,
funktionskritische Bedeutung zuschrieben. Da sie die Res-
source Personal aber nicht besitzen, kann hier eine hohe
Ressourcenabhängigkeit attestiert werden.
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Wahrgenommener und tatsächlicher Fachkräftemangel:
Bei den Interviews fiel auf, dass die Frage nach einem bishe-
rigen Fachkräftemangel alle befragten Einrichtungsleiter zu-
nächst mit einem „Ja“ beantworteten. Imweiteren Verlauf der
Interviews zeigte sich jedoch, dass drei der sieben befragten
Einrichtungen im Augenblick von keinem Fachkräftemangel
betroffen sind. Stattdessen handelte es sich in ihren Ein-
richtungen um vorübergehende personelle Engpässe durch
Krankheit oder Schwangerschaft, die durch Mehrarbeit von
anderen Mitarbeitern aifgefangen wurden. Zwei andere Ein-
richtungsleiter gaben an, momentan einen Mangel an Perso-
nal zu spüren, da Pflegemitarbeiter kurzfristig ausgefallen
seien. Sie äußerten auch, dass es schwierig sei, kurzfristig
einen Ersatz zu finden. Besonders eine neue Fachkraft ein-
zustellen, sei zurzeit kurzfristig nicht möglich. Trotz perso-
neller Engpässe hatten diese Einrichtungen keine Probleme
bei der Einhaltung der gesetzlich geforderten Fachkraftquote
von 50 %. Daher kann die geschilderte Lage kaum als ein
struktureller Fachkräftemangel betrachtet werden. Im Un-
terschied dazu berichteten zwei weitere Interviewpersonen
von erheblichen Problemen, die geforderten 50 % Fachkräfte
vorzuhalten. Die Quote in diesen Heimen liegt derzeitig bei
unter 50 %. Da es sich hierbei um einen länger anhaltenden
Personalengpass handelt, können wir davon ausgehen, dass
diese zwei Einrichtungen von einem Fachkräftemangel be-
troffen sind.
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Fachkräftemangel - bewährte und unhinterfragte Maß-
nahmen:
Alle sieben befragten Einrichtungsleiter nannten
Maßnahmen zum Umgang mit dem Personalmangel, unab-
hängig davon, ob sie davon betroffen sind oder nicht. Von
allen Heimleitern wurden personelle Reserven thematisiert.
Bei kurzfristigen Ausfällen kompensieren zunächst andere
Mitarbeiter den Personalbedarf durch Mehrarbeit. Drei Ein-
richtungen berichteten von festangestellten oder geringfügig
beschäftigten Pool-Mitarbeitern, die zusätzlich genutzt wer-
den können.
Die Analyse der Interviews ergab zudem, dass Pflegeeinrich-
tungen implizit oder explizit ihre Pflegemitarbeiter an sich zu
binden versuchen; zum Tragen kommen hier vor allem Anreize
und Normen für Mitarbeiter. Anreize werden zum Beispiel in
Form von Gutscheinen, Prämiensystemen, Lohnerhöhungen,
betrieblicher Altersvorsorge, Gesundheitskursen oder Weiter-
bildungsangeboten für Mitarbeiter gesetzt. Mittels jährlichen
Mitarbeitergesprächen, Betriebsausflügen, gemeinsamen
Weihnachtsfeiern oder Grillfesten wird versucht, das Pflegeper-
Quelle: Eigene Darstellung.
WV = Wohlfahrtsverband
UN = Unternehmen
Abb. 2:
Übersicht über die befragten Einrichtungen
UN 1
UN 2
UN 3
UN 4
UN 5
UN 6
UN 7
Trägerschaft
WV
WV
WV
WV
privat
WV
WV
Jahr der Eröffnung
2005
2006
2002
1998
2003
1999
1983
Anzahl Mitarbeiter
44
85
39
50
49
78
112
Anteil Mitarbeiter in der Pflege 28
56
17
28
39
48
105
Anzahl Bewohner
68
136
36
62
58
97
243