Seite 30 - PERSONALquarterly_2013_02

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personalquarterly 02/ 13
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Schwerpunkt
_meetings
tersuchungen von Parin/Parin-Matthey (1978) zeigen, dass
Schweizer in der Primärsozialisation (erste Sozialisation eines
Menschen in seinem Leben) stärker in Mimik, Gestik und Laut-
modulation erzogen werden. Dies führt zu einer stärkeren Aus-
prägung in der emotionalen Wahrnehmung (Koelsch, 2008),
welche über Mimik und Gestik vermittelt wird. Demgegenü-
ber haben Deutsche einen konfrontativeren Argumentations-
stil (Niehr/Böke; 2000, Schroll-Machl, 2007). Für die aktuelle
Untersuchung vermuteten wir, dass Deutsche in Meetings
häufiger auch konfrontativ ihre eigene Meinung vertreten.
Dies kann über positive soziale Interaktionen wie Verarbei-
tungsrückmeldungen, in denen klargestellt wird, was schon
bekannt ist und was ggf. neu ist, zustimmende Äußerungen,
d. h. bekräftigende Äußerungen, die sachliche Ablehnung der
Beiträge anderer oder Ich-Botschaften, mit denen die eigene
Meinung von Fakten getrennt wird, in der Diskussion erfolgen.
Damit werden die eigenen Beiträge deutlich herausgearbeitet.
Beispiele zu negativen Interaktionen, mit denen Konfronta-
tionen nicht aus dem Weg gegangen wird, sind z. B. Tadel,
Unterbrechung, Seitengespräche (vgl. Abbildung 1).
Abb. 1:
Die act4teams
®
-Kodierungen: Äußerungen und Kompetenzen vom Meeting-Teilnehmern messen und auswerten
Quelle: Eigene Darstellung, Kauffeld (2006, 2012).
Mitwirkungs-Äußerungen
Konstruktive Mitwirkung
Interesse an Veränderung
Interesse signalisieren
Eigenverantwortung
Verantwortung übernehmen
Maßnahmenplanung
Aufgaben zur Umsetzung vereinbaren
Destruktive Mitwirkung
Kein Interesse an Veränderungen
z. B. Leugnen von Optimierungsmög-
lichkeiten
Jammern
Betonung des negativen Ist-
Zustandes, Schwarzmalerei, auch
Killerphrasen
Abbruch
Diskussion vorzeitig beenden (wollen)
Schuldigensuche
Probleme personalisieren
Betonung autoritärer Elemente
auf Hierarchien und Zuständigkeiten
verweisen
Phrase
inhaltsloses Gerede, Worthülse
Inhaltliche Äußerungen
Problemdifferenzierung
Problem
(Teil-) Problem benennen
Problemerläuterung
Problem veranschaulichen
Problemvernetzung
Verknüpfung bei der Problem­
analyse
z. B. Ursachen und Folgen aufzeigen
Lösungsdifferenzierung
Sollentwurf
Visionen, Anforderungen beschreiben
Lösungsvorschlag
(Teil-) Lösung benennen
Lösungserläuterung
Lösung veranschaulichen
Lösungsvernetzung
Problem zu Lösung
Einwände gegen Lösung
Verknüpfung mit Lösung
z. B. Vorteile einer Lösung benennen
Wissen zur Organisation
Organisationales Wissen
Wissen über Organisation und
Abläufe
Wissensmanagement
Wissen wer
Verweis auf Spezialisten
Frage
Frage nach Meinung, Inhalt,
Erfahrung
Methodische Äußerungen
Strukturierung
Zielorientierung
auf Thema verweisen bzw. zurück-
führen
Klärung/Konkretisierung
Beitrag auf den Punkt bringen, klären
Verfahrensvorschlag
Vorschlagen des weiteren Vorgehens
Verfahrensfrage
Frage zum weiteren Vorgehen
Priorisieren
Schwerpunkte setzen
Zeitmanagement
auf Zeit verweisen
Aufgabenverteilung
Aufgaben in der Diskussion delegie-
ren/übernehmen
Visualisierung
benutzen von Flipchart und Metaplan
o. ä.
Kosten-Nutzen-Abwägung
wirtschaftliches Denken
Zusammenfassung
Ergebnisse zusammenfassen
Verlieren in Details und Beispielen
nicht zielführende Beispiele, Monologe
Soziale Äußerungen
Kollegiale Interaktion
Ermunternde Ansprache
z. B. Stillere ansprechen
Unterstützung
Vorschlägen, Ideen etc. zustimmen
Aktives Zuhören
Interesse signalisieren („mmh“, „ja“)
Ablehnung
sachlich widersprechen
Rückmeldung
z. B. signalisieren, ob etwas ange-
kommen, neu, bekannt ist
Atmosphärische Auflockerung
z. B. Späße
Ich-Botschaft: Trennung von Mei­
nung und Tatsache
eigene Meinung als solche kenn-
zeichnen
Gefühle
Gefühle wie Ärger, Freude anspre-
chen
Lob
z. B. positive Äußerungen über ande-
re Personen
Unkollegiale Interaktion
Tadel / Abwertung
Abwertung von anderen, „kleine
Spitzen“
Unterbrechung
Wort abschneiden
Seitengespräch
Seitengespräche beginnen oder sich
darin verwickeln lassen
Reputation
Verweis auf Diensterfahrung, Be-
triebszugehörigkeit etc.