Seite 25 - PERSONALquarterly_2013_02

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Zur Veranschaulichung dieses Effekts dient Abbildung 2, in
der viel vs. wenig Small Talk vor dem Meeting mit hoher vs.
niedriger Meetingeffektivität in Bezug gesetzt wird. Abbildung
2 zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Small Talk vor dem
Meeting und der wahrgenommenen Meetingeffektivität stär-
ker war, wenn es sich um introvertierte Meetingteilnehmer
handelte.
Zusammengefasst bestätigen diese Ergebnisse unsere Hy-
pothese 2: Wie hoch der Zusammenhang zwischen Small Talk
vor dem Meeting und der Effektivität des Meetings ausfällt,
wird moderiert durch die Persönlichkeit (Extraversion) der
Meetingteilnehmer.
Mit anderen Worten: Small Talk ist umso wertvoller für die
Meetingeffektivität, wenn introvertierte Teilnehmer dabei
sind. Dieser Befund stützt unsere Annahme, dass Small Talk
insbesondere introvertierten Teilnehmern die Unsicherheit
nimmt und Hemmungen in der sozialen Interaktion abbaut.
Das bedeutet auch, dass Small Talk vor dem Meeting, der mög-
lichst alle Teilnehmer miteinbezieht, ein wichtiges Werkzeug
zur Erleichterung des Ideenaustauschs sein kann – vor allem
für diejenigen, die aufgrund ihrer Persönlichkeit sonst stiller
wären und auch gute Ideen aus Unsicherheit eher für sich
behalten.
Implikationen für die Meeting-Praxis
Die Ergebnisse dieser Studie haben wichtige praktische Impli-
kationen für Manager und Teamleiter, für die Meetingteilneh-
mer und schließlich auch für die Organisationsentwicklung.
Zunächst können Manager oder Führungskräfte ihre Mit-
arbeiter dazu ermuntern, einige Minuten vor der angesetzten
Meeting-Zeit zu erscheinen (z. B. fünf Minuten oder weniger).
Damit wird Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, vor dem
Meeting etwas Small Talk auszutauschen – natürlich ohne dass
dies in zeitintensiven „Kaffeeklatsch“ ausarten sollte.
Eine Möglichkeit sind Erinnerungen einige Minuten vor dem
angesetzten Meeting-Beginn, entweder persönlich oder durch
eine freundliche Erinnerung per Email oder Twitter. Wenn Füh-
rungskräfte ihre Mitarbeiter ermutigen, einige Minuten eher
zum Meeting zu kommen, sollten sie selbst auch diese Zeit
einplanen.
Dabei ist zu beachten, dass diese paar Minuten vor dem
Meeting tatsächlich für die informelle Kommunikation genutzt
werden können und nicht dazu dienen, das Meeting frühzei-
tig zu beginnen. Vielmehr sollten Führungskräfte diese kurze
Phase vor dem Meeting nutzen, um die Kommunikation zu
erleichtern und die positiven Effekte von Small Talk vor dem
Meeting zu ermöglichen.
Abb. 2:
Small Talk, Meetingeffektivität und die Rolle der Persönlichkeit der
Meeting-Teilnehmer: Empirisch bestätigter Interaktionseffekt*
Quelle: Eigene Darstellung.
* Der Interaktionseffekt bezieht sich darauf, dass die positive Wirkung von Small Talk auf die Meetingeffektivität in Interaktion mit
der Variable „Extraversion“ zu sehen ist. Die unabhängige Variable Small Talk interagiert mit der Moderatorvariable Extraversion
(extravertierte vs. introvertierte Teilnehmer).
1,0
wenig
(-1 SD)
0 SD
viel
(+1 SD)
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
Small Talk vor
dem Meeting
SD = Standardabweichung
Extravertierte Teilnehmer
Effektivität des
Meetings
Introvertierte Teilnehmer