personalquarterly 02/ 13
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Schwerpunkt
_meetings
Unsere zweite Forschungsannahme lautet somit:
Hypothese 2: Der Effekt von Small Talk vor demMeeting auf
die Meetingeffektivität wird moderiert durch die Persönlich-
keit (Extraversion) der Meetingteilnehmer.
Die aktuelle Studie und Überprüfung der Hypothesen
Unsere Stichprobe setzte sich aus 252 berufstätigen Erwachse-
nen zusammen, die angaben, als fester Bestandteil ihrer Arbeit
regelmäßig an Meetings und Besprechungen teilzunehmen
(mind. einmal pro Woche). 57,1 % der Teilnehmer waren weib-
lich. Das Durchschnittsalter lag bei 37 Jahren. Die Teilnehmer
wurden gebeten, an ihr letztes Meeting zu denken und anzu-
geben, ob sie vor diesem Meeting Small Talk betrieben hatten.
Beispielfragen dazu waren: „In welchemAusmaß haben Sie vor
dem Meeting über das Wetter geredet?“; „In welchem Ausmaß
haben Sie sich vor dem Meeting über Hobbies unterhalten?“;
oder „In welchem Ausmaß haben Sie vor dem Meeting über
Aktivitäten außerhalb der Arbeit gesprochen?“ Die Antwort-
skala reichte dabei jeweils von eins (überhaupt nicht) bis fünf
(in hohem Maße).
Im Anschluss wurden die Teilnehmer gebeten, die Effektivi-
tät dieses Meetings zu bewerten (z. B., ob das Meeting ihnen
half, ihre Arbeitsziele umzusetzen oder ob es ihnen eine Gele-
genheit bot, wichtige Informationen einzuholen).
Außerdem wurden die Teilnehmer befragt, ob bestimmte
Meeting-Methoden verwendet wurden (z. B. offene Kommuni-
kation, ein systematisches Vorgehen und Pünktlichkeit). Diese
Meeting-Methoden sind aus der Forschung als gute Meeting-
praxis bekannt. Schließlich wurde auch die Persönlichkeit der
Teilnehmer mit einem kurzen Fragebogen von Gosling, Rent-
frow und Swann (2003) erhoben.
Zur Überprüfung unseres Modells (siehe Abb. 1) wurden
zwei Analysen berechnet. Zum einen wurde der direkte Zusam-
menhang zwischen Small Talk vor dem Meeting und der Mee-
tingeffektivität geprüft. Darauf folgend wurde der vermutete
Einfluss der Persönlichkeit der Meetingteilnehmer in diesem
Zusammenhang geprüft.
Überprüfung Hypothese 1: Um unsere erste Hypothese zu
testen, wurde zunächst mittels Regressionsanalyse berechnet,
inwiefern Small Talk vor dem Meeting tatsächlich zu besseren
Bewertungen der Meeting-Effektivität führte. Mögliche ande-
re Variablen (die Dauer der Organisationszugehörigkeit der
Teilnehmer, das Alter der Teilnehmer, ihre Position im Unter-
nehmen und die o. g. Methoden guter Meetingpraxis) gingen
mit in die Berechnung ein, um deren Einfluss zu kontrollieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass Small Talk vor dem Meeting
über diese Kontrollvariablen hinaus zu statistisch bedeutsam
besseren Bewertungen der Meetingeffektivität führte. Der Re-
gressionskoeffizient lag hier bei .25, was statistisch bedeutsam
war (p < .05). Dieses Ergebnis bestätigt die Hypothese 1: Small
Talk vor demMeeting hat einen positiven Einfluss auf die Mee-
tingeffektivität.
Überprüfung Hypothese 2: Zur Überprüfung der zweiten
Hypothese wurde als nächstes die Rolle der Persönlichkeit
der Meetingteilnehmer mit in die Berechnungen aufge-
nommen (Extraversion bzw. Introversion). Die Ergebnisse
zeigen einen statistisch bedeutsamen Interaktionseffekt
(für statistische Details siehe Allen/Landowski/Lehmann-
Willenbrock, 2012). Wie im Modell (Abb. 1) angenommen,
war die Stärke des Zusammenhangs zwischen Small Talk
und Meetingeffektivität tatsächlich von der Persönlichkeit
der Teilnehmer abhängig.
Abb. 1:
Zusammenhang zwischen Small Talk vor dem Meeting und Meeting-Effektivität;
Persönlichkeit der Meetingteilnehmer als Moderatorvariable*
Quelle: Eigene Darstellung.
Persönlichkeit der Meetingteilnehmer
(Extraversion/Introversion)
Small Talk vor dem Meeting
Wahrgenommene
Meetingeffektivität
* Eine Moderatorvariable nimmt Einfluss darauf, ob und in welchem Ausmaß ein Effekt zwischen einer unabhängigen Variable
(hier: Small Talk vor dem Meeting) und einer abhängigen Variable (hier: Meetingeffektivität) tatsächlich vorliegt bzw. in Studien
gefunden werden kann.