02/ 13 personalquarterly
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schlecht alles ist, dazu, dass die Mitarbeiter sich noch mehr in
einer aussichtlosen Lage fühlen und keinen eigenen Handlungs-
spielraummehr wahrnehmen. Meetings mit einer dysfunktional
geprägten Kommunikation sollten sich demnach schädlich auf
die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken (siehe Abb. 2, H2).
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Hypothese 2:
Dysfunktionale Kommunikation inMeetings
hat einen negativen Effekt auf die Gesundheit der Mitarbeiter.
Erste Studien zeigen die mediierende Rolle der Kommunikation
zwischen demMeeting-Design und Erfolgsmaßen des Meetings
(vgl. Infobox: Mediation). So haben themenfokussierte Beiträge
während der Meetings einen positiven Effekt auf die Effektivi-
tät und Meeting-Zufriedenheit (Bang/Fuglesang/Ovesen/Eilert-
sen, 2010). Dabei wird der Effekt der Zielklarheit (ein Aspekt
des Meeting-Designs) auf die Effektivität durch die themenfo-
kussierte Kommunikation vermittelt (Bang et al., 2010). Das be-
deutet konkret, dass die Gestaltung des Meeting-Designs (z. B.
Ziele eines Meetings klar herauszuarbeiten) zu einer besseren
Kommunikation führt. Die verbesserte Kommunikation wiede-
rum hat einen positiven Einfluss auf die Effektivität (Bang et al.,
2010). In der aktuellen Studie nehmen wir einen vermittelnden
Effekt der dysfunktionalen Kommunikation an: Das Meeting-
Design sollte einen positiven Effekt auf die Kommunikation
haben und somit dysfunktionale Äußerungen hemmen. Durch
die verringerte dysfunktionale Kommunikation sollten die Mit-
arbeiter wiederum weniger gesundheitliche Probleme berich-
ten. Das Meeting-Design hat demnach ebenfalls einen positiven
Effekt auf die Gesundheit, welcher durch die Kommunikation in
Meetings vermittelt wird (zur Mediation vgl. Infobox).
Weiterhin nehmen wir an, dass die Stärke des Zusammen-
hangs zwischen der dysfunktionalen Kommunikation in Mee-
tings und der Gesundheit der Mitarbeiter davon abhängt, wie
viel Zeit die Mitarbeiter in Meetings verbringen. Mitarbeiter,
die beispielsweise jeden Tag an Meetings mit einem hohen
Anteil dysfunktionaler Kommunikation teilnehmen, werden
stärkere negative Effekte der dysfunktionalen Kommunikation
auf ihr Wohlbefinden berichten, als Mitarbeiter, die nur selten
an Meetings teilnehmen. In der bisherigen Forschung konnte
gezeigt werden, dass die wahrgenommene Meeting-Effektivität
ein bedeutsamer Moderator für Effekte auf die Gesundheit ist
(Rogelberg et al., 2006). Ineffektive Meetings führen dazu, dass
die investierte Zeit als verschwendet betrachtet wird (Rogel-
berg et al., 2006). Mitarbeiter, die Meetings mit überwiegend
dysfunktionaler Kommunikation als ineffektiv wahrnehmen,
sollten daher besonders starke Effekte auf ihre Gesundheit
berichten. Können hingegen am Ende eines Meetings mit über-
wiegend dysfunktionaler Kommunikation doch noch konkrete
Maßnahmen abgeleitet werden, kann das Meeting von den
Mitarbeitern insgesamt als effektiv wahrgenommen werden.
In diesem Fall verlassen die Mitarbeiter das Meeting mit dem
Gefühl, etwas erreicht zu haben, sodass trotz der dysfunktio-
nalen Kommunikation ein negativer Effekt auf die Gesundheit
ausbleiben oder zumindest deutlich geringer ausfallen sollte.
Zusammenfassend nehmen wir an, dass der Einfluss des Mee-
ting-Designs auf die Gesundheit durch die dysfunktionale Kom-
munikation in Meetings vermittelt wird (Mediation) und dass
gleichzeitig der Zusammenhang zwischen der dysfunktionalen
Kommunikation und der Gesundheit durch (a) die verbrachte
Zeit in Meetings und (b) durch die wahrgenommene Meeting-
Effektivität moderiert wird. Daher testen wir zwei moderierte
Mediationseffekte (siehe Abb. 2 , H3a und H3b sowie Infobox):
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Hypothese 3:
Die dysfunktionale Kommunikation vermit-
telt den Zusammenhang zwischen dem Meeting-Design und
der Gesundheit der Mitarbeiter.
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Hypothese 3a:
Die Zeit, die Mitarbeiter in Meetings ver-
bringen, moderiert die Beziehung zwischen der dysfunktio-
nalen Kommunikation in Meetings und der Gesundheit der
Mitarbeiter. Wenn die Mitarbeiter viel Zeit in Meetings verbrin-
gen, wird der negative Effekt der dysfunktionalen Kommunika-
Mediation, Moderation und moderierte Mediation
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Ein
Mediator
vermittelt den Zusammenhang zwischen
zwei Variablen. Beispielsweise nimmt das Meeting-Design
nicht direkt Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden,
sondern hat einen indirekten Effekt, vermittelt über einen
Mediator – in unserem Beispiel über die dysfunktionale
Kommunikation. Das Meeting-Design führt also dazu, dass
weniger dysfunktional kommuniziert wird, und die geringere
dysfunktionale Kommunikation hat dann wiederum einen
positiven Effekt auf die Gesundheit der Mitarbeiter.
Ein
Moderator
beeinflusst die Stärke oder die Richtung
eines Zusammenhangs zwischen zwei Variablen. So nehmen
wir beispielsweise an, dass der Zusammenhang zwischen
der dysfunktionalen Kommunikation und der Gesundheit der
Mitarbeitenden von der Moderatorvariable „in Meetings ver-
brachte Zeit“ beeinflusst wird. Demnach ist der Zusammen-
hang zwischen der dysfunktionalen Kommunikation und der
Gesundheit stärker für Personen, die viel Zeit in Meetings
verbringen, als für Personen, die nur wenig Zeit in Meetings
verbringen.
Bei der
moderierten Mediation
werden beide Ansätze
miteinander verknüpft. Zusätzlich zu einer Mediation wird
angenommen, dass beispielsweise der Zusammenhang von
dem Mediator (dysfunktionale Kommunikation) und der
abhängigen Variablen (Gesundheit) von einem Moderator
beeinflusst wird. Es wird daher geprüft, wie der Effekt des
Mediators bei unterschiedlichen Ausprägungen des Modera-
tors ausfällt.
2 Weitere Informationen finden sich bei: Preacher, K. J./Rucker, D. D./Hayes, A. F. (2007): Addressing
Moderated Mediation Hypotheses: Theory, Methods, and Prescriptions, Multivariate behavioral research,
42(1), 185–228.