Seite 50 - PERSONALquarterly_2013_03

Basic HTML-Version

50
Essentials
_Rezensionen
personalquarterly 03 / 13
B
edingt durch den demografischen Wandel wird die Be-
legschaft von Organisationen im Durchschnitt immer
älter. Aus der Forschung ist bekannt, dass „generelle“
Personalmaßnahmen (d. h. nicht speziell auf ältere
Mitarbeiter ausgerichtet), wie z. B. Personalentwicklungsmaß-
nahmen oder Leistungsbeurteilungssysteme, das subjektive
Wohlbefinden und die Leistung von Arbeitnehmern positiv be-
einflussen. Gleichzeitig haben bisherige Studien gezeigt, dass
sich mit zunehmendem Alter auch die beruflichen Motive von
Personen verändern.
Aus diesem Grund fragen sich die Autoren, wie sich der
positive Einfluss dieser „generellen“ Personalmaßnahmen
auf Zufriedenheit und Leistung mit zunehmendem Alter ver-
ändert. Sie unterscheiden dazu die generellen Personalmaß-
nahmen zum einen in Entwicklungs- oder Fördermaßnahmen
(z. B. Training) und zum anderen in Erhaltungs- oder Präven-
tionsmaßnahmen (z. B. Leistungsbeurteilung). Die Studie geht
davon aus, dass der Zusammenhang zwischen Fördermaßnah-
men und subjektivem Wohlbefinden mit zunehmendem Al-
ter abnimmt. Umgekehrt sollte der Zusammenhang zwischen
Präventionsmaßnahmen und subjektivem Wohlbefinden mit
zunehmendem Alter stärker werden. Die empirische Unter-
suchung basiert auf einer Befragung von mehr als 21.000
englischen Arbeitnehmern im öffentlichen Sektor, von denen
„One Size Fits All“ gilt nicht
im demografischen Wandel
Dorien T.A.M. Kooij
(Tilburg University),
David E. Guest,
Mike Clinton
,
Terry Knight
(King’s College London),
Paul G.W.
Jansen
&
Josje S.E. Dikkers
(VU University of Amsterdam).
„How the impact of HR practices on employee well-being and
performance changes with age“. Human Resource Management
Journal, 23 (2013), 18-35.
Welche Folgen Gender
Diversity für Teams hat
Sander Hoogendoorn
,
Hessel Oosterbeek
&
Mirjam van
Praag
(Amsterdam School of Economics). „The Impact of Gen­
der Diversity on the Performance of Business Teams: Evidence
from a Field Experiment“. Management Science, Articles in
Advance (2013), pp. 1-15.
D
ie meisten Entscheidungen in modernen Unterneh-
men werden in Teams und nicht von Einzelpersonen
getroffen. Zu verstehen, wie Teams agieren und was
ihren Erfolg bestimmt, ist daher von zunehmender
Bedeutung für die Wirtschaftswissenschaft. Ein erfolgsbestim-
mender Faktor kann z. B. die Geschlechterzusammensetzung
sein. Theoretische Gründe für diesen Zusammenhang sind
vielfältig. Einerseits kann ein gleichmäßiger Anteil von beiden
Geschlechtern dazu führen, dass ein Team auf einen größeren
Pool von Wissen und Fähigkeiten zurückgreifen kann. Ande-
re Theorien besagen, dass Teams mit einem ausgewogenem
Anteil von Frauen und Männern effektivere Methoden zur ge-
genseitigen Kontrolle der Teammitglieder entwickeln und so
mehr leisten. In einer neuen Studie untersuchen die Forscher
der Universität von Amsterdam den Einfluss des Anteils von
Frauen und Männern im Team auf den Erfolg einer Unterneh-
mensgründung in einem interessanten Experiment.
Die Forscher machen sich das Curriculum ihrer eigenen
Universität zunutze. Studenten aus dem Bereich International
Business Studies sind verpflichtet, mindestens ein Jahr wäh-
rend ihres Studiums am sog. Young Enterprise Start-Up Pro-
gram teilzunehmen. Ihre Aufgabe ist es, in Teams ein kleines
Unternehmen zu gründen und Profit zu erwirtschaften. Ent-
scheidend für die Studie ist, dass die Forscher mit Beginn des
Studienjahrs Einfluss auf die Zusammensetzung der Gruppen
nehmen konnten. Die Forscher erstellten zufällig Teams mit
einem hohen und mit einem niedrigen Anteil von Frauen. Da-
nach beobachteten sie zwei unterschiedliche Variablen, die ein
Indikator für den Erfolg des Teams sein können. Dabei wurde
der Verkaufserlös sowie der Profit der Teams betrachtet.
Das Interessante amErgebnis der Studie: Sowohl Verkaufserlös
als auch Profit sind am höchsten, wenn der Anteil von Männern
und Frauen gleichmäßig ist. Je geringer der Frauenanteil, desto
geringer fallen Verkaufserlöse und Profite der Teams aus. Dieser
Zusammenhang gilt nicht, wenn der Anteil der Männer geringer
wird. In politischen Debatten wird häufig unterstellt, dass ein
höherer Frauenanteil in Führungspositionen erstrebenswert sei.
Für Unternehmen stellt sich hierbei insbesondere die Frage, ob
der Frauenanteil Einfluss auf das Unternehmens­ergebnis hat.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine gleichmäßigere
Geschlechterverteilung möglicherweise positiv auf den unter-
nehmerischen Erfolg der Organisation wirken kann.
Besprochen von
Rainer Michael Rilke,
Seminar für ABWL, Un-
ternehmensentwicklung & Wirtschaftsethik, Universität zu Köln