Seite 37 - PERSONALquarterly_2013_03

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ie unter Corporate Social Responsibility (CSR) ver-
standene Übernahme gesellschaftlicher Verantwor-
tung durch Unternehmen hat sich zu einem wichtigen
Thema der Unternehmensführung entwickelt. Der
vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, die Bedeutung von CSR
im Rahmen der Arbeitgeberwahl zu beleuchten. Im Fokus steht
dabei die empirische Analyse der Wirkung einer CSR-Orientie-
rung auf die Organisationale Attraktivität. Als Reaktion auf den
zunehmenden Anspruch der Bevölkerung an Unternehmen, über
wirtschaftliche Ziele hinaus auch gesellschaftliche Verantwor-
tung zu übernehmen, sind in den letzten Jahren diverse Ak-
tivitäten unter dem Stichwort Corporate Social Responsibility
initiiert worden. Im wissenschaftlichen wie im praktischen Um-
feld wächst das Interesse an diesem Forschungsgebiet stetig.
Bezogen auf die Arbeitgeberwahl hat sich gezeigt, dass CSR bei
potentiellen Arbeitnehmern mittlerweile als gewichtiger Faktor
bei ihrer Berufswahl angesehen wird. Erstaunlicherweise steht
dem ansteigenden Interesse in der Praxis ein Forschungsdefizit
bezüglich der konkreten Wirkung von CSR im Rahmen der Ar-
beitgeberwahl auf Seiten der Wissenschaft gegenüber (Backhaus
et al., 2002). Die vorliegende Studie knüpft an diesem Punkt an
und gibt der betriebswirtschaftlichen Wissenschaft und Praxis
Hinweise, wie sich CSR auf die Arbeitgeberwahl auswirkt. Da
CSR in Anlehnung an Backhaus et al. (2002) in der vorliegenden
Studie als multidimensionales Konstrukt aufgefasst wird, inte-
ressiert hierbei vor allem die Wirkung der einzelnen CSR-Dimen-
sionen auf die Organisationale Attraktivität.
Entsprechend den in der CSR-Forschung als relevant erach-
teten CSR-Dimensionen (Greening/Turban, 2000; Backhaus et
al., 2002) Umwelt-, Diversity-, Produkt- und Mitarbeiter-Ori-
entierung, wird hierzu die partielle Bedeutung der einzelnen
CSR-Kriterien (siehe Abb. 1) im Rahmen einer Policy Captu-
ring-Studie untersucht. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass
nicht alle CSR-Dimensionen die potenziellen Arbeitnehmer glei-
chermaßen beeinflussen und nicht alle Bewerber identisch auf
solche Maßnahmen reagieren. Der Nutzen der durchgeführten
Untersuchung resultiert ferner aus der Identifikation derjenigen
CSR-Dimensionen, die die potenziellen Arbeitnehmer in beson-
derem Maße beeinflussen. Diese Größen sollten von Seiten der
Unternehmen eine systematische Bearbeitung erfahren.
Corporate Social Responsibility
beeinflusst die Arbeitgeberattraktivität
Von
Dr. Bettina Lis
(Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Somit steht im Fokus der Untersuchung die Frage, auf welche
CSR-Kriterien sich die Beurteilung der potenziellen Arbeitneh-
mer tatsächlich stützt. Hierdurch kann das Verständnis der Wir-
kung von CSR auf potenzielle Arbeitnehmer beträchtlich vertieft
werden.
Keine einheitliche CSR-Definition
Der Begriff „Corporate Social Responsibility“ impliziert, dass Un-
ternehmen Verantwortung übernehmen bzw. übernehmen sol-
len. Doch herrscht sowohl unter Wissenschaftlern als auch unter
Praktikern Uneinigkeit darüber, auf was sich diese Verantwor-
tung bezieht. So lassen sich weit und eng gefasste Definitionen
unterscheiden. Ein klassischer Vertreter einer eng gefassten
Definition von CSR ist Friedman, der die Gewinnmaximierung
als einzige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen
ansieht (Friedman, 1970). Weit gefasste CSR-Definitionen gehen
über die ökonomische Verantwortung von Unternehmen hinaus.
Eine weit verbreitete Definition dieser Kategorie ist die Konzep-
tualisierung von Carroll: „The social responsibility of business
Abb. 1:
Untersuchungsmodell: Wirkung der CSR-
Dimensionen auf Organisationale Attraktivität
Quelle: Darstellung des Untersuchungsmodells in Anlehnung an Lis (2010)
Corporate Social Responsibility
Produkt-
Orientierung
Diversity-
Orientierung
Umwelt-
Orientierung
Mitarbeiter-
Orientierung
Organisationale
Attraktivität
Neue Forschung
_csr