Seite 30 - PERSONALquarterly_2013_03

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personalquarterly 03 / 13
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SCHWERPUNKT
_CHANCENGLEICHHEIT
Literaturverzeichnis
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Part-time Versus Full-time Job Quality. In: British Journal of Management,
Vol. 20, pp. 143-157.
Sandor, E. (2011): European Company Survey 2009 - Part-time work in Eu­
rope. Luxembourg: Veröffentlichungen der Europäischen Union.
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motions: A Within Genders Analysis. In: Journal of Industrial Relations, 50(2),
pp. 319-337.
Summary
Research question:
What is the impact of part-time work on
career perspectives?
Methodology:
Empirical analysis based on data of the German
Socioeconomic Panel.
Practical implications:
Even at only weakly reduced contrac-
tual working hours part-time working women have substantially
weaker career perspectives. Companies should test the objectivity
of promotion decisions with regard to the treatment of part-time
working women. They should also strive to enable the increase of
contractual working hours.
ISABELLA CETNAROwsKI, DIPL.-KFF.
Freie Mitarbeiterin des Seminars für
Allgemeine BWL und Personalwirtschafts-
lehre der Universität zu Köln
e-mail:
DR. KATHRIN BREUER
Senior Consultant Total Rewards,
Deloitte Consulting GmbH
e-mail:
Prof. Dr. Dirk Sliwka
Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL
und Personalwirtschaftslehre der
Universität zu Köln
e-mail:
Dies widerspricht der einfachen ökonomischen Überlegung,
dass Teilzeit Lerngeschwindigkeit „on the job“ verlangsamt
und daher Karrierenachteile erklären kann. Das Schaubild
deutet eher auf einen „Stigmatisierungseffekt“ hin, da Teil-
zeit per se mit geringeren Beförderungswahrscheinlichkeiten
einhergeht und das Ausmaß der Teilzeit keine messbare Wir-
kung hat.
Beförderungsanalyse im Unternehmen durchführen
Teilzeitarbeit ist immer noch weitgehend Frauensache – und
wer einmal teilzeitbeschäftigt ist, scheint häufig nicht ohne Wei-
teres in Vollzeitarbeit wechseln zu können. Bei der Umsetzung
des politischen Ziels des Ausbaus des Frauenanteils in Füh-
rungspositionen ist der Umgang mit teilzeitarbeitenden Frauen
ein wichtiger Aspekt. Soll der Anteil von Frauen in Führungs-
positionen weiter ausgebaut werden, so müssen entweder mehr
Frauen ermutigt und es ihnen ermöglicht werden in Vollzeit zu-
rückzukommen oder mehr Frauen in Teilzeit befördert werden.
Über die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Frauen mit einem
Wunsch nach Erhöhung ihrer Arbeitszeit können sich beruf-
lich im Folgejahr nicht entsprechend verändern. Der berufliche
Aufstieg kann auf diese Weise stark beeinträchtigt werden,
denn die Ergebnisse zeigen, dass eine nur wenig reduzierte
Arbeitszeit schon zu einem Beförderungsnachteil führen kann,
der sich nicht signifikant von jenem bei deutlich geringerer
Arbeitszeit unterscheidet. Vor allem das letzte Ergebnis ist be-
unruhigend und bedarf einer tiefergehenden Analyse, da sich
aus ökonomischer Sicht eher eine graduelle Abstufung je nach
Höhe der Arbeitszeit zeigen sollte.
Um diesem möglichen „Stigmatisierungseffekt“ vorzubeu-
gen, ergeben sich unmittelbar Handlungsfelder für Unterneh-
men. Jedes (zumindest mittelgroße) Unternehmen kann sehr
leicht selbst eine einfache Form unserer Analyse durchführen,
indem es über die Jahre gemittelte interne Beförderungs- oder
auch Hochstufungsraten von Frauen unterschiedlicher vertrag-
licher Arbeitszeiten vergleicht. Zeigt sich ein ähnliches Bild
wie in unserer Analyse, so muss die Objektivität von Beförde-
rungsprozessen systematisch hinterfragt werden. Häufig kann
vermutlich schon die Aufdeckung von Stigmatisierungseffek-
ten Führungskräfte sensibilisieren und stärker rein sachlich
orientierte Abwägungen bewirken.
Zudem hilft unter Umständen auch die Einführung systema-
tischer Karrierepfadmodelle. Dabei sollten gezielt Karriereziele
von Frauen berücksichtigt werden, die zur Vereinbarung von
Familie und Beruf einige Jahre in Teilzeit arbeiten möchten.
Karrierepfade können als Diskussionsgrundlage in Mitarbei-
tergespräche und auch Rückkehrgespräche aus der Elternzeit
aufgenommen werden, in denen die persönliche Entwicklung
thematisiert wird. So kann das Bewusstsein von Führungskräf-
ten wacher halten, dass auch Teilzeitarbeitende sich nicht von
Karrierezielen verabschieden müssen.