Seite 29 - PERSONALquarterly_2013_03

Basic HTML-Version

03 / 13 personalquarterly
29
von Teilzeit scheint also in freiwilligen Entscheidungen der
Teilzeitarbeitenden begründet. Mehr als die Hälfte der Frauen,
die einen Wunsch nach Erhöhung der Arbeitszeit haben, kann
diesen Wunsch im Jahr darauf nicht umsetzen.
Auswirkung von Teilzeitarbeit auf die Karriere
Der vorhergehende Abschnitt hat gezeigt, dass der Weg aus
der Teilzeit- in die Vollzeitarbeit offensichtlich häufig nicht
einfach ist. Gerade im Hinblick auf die Diskussion zumMangel
an Frauen in Führungspositionen bleibt die Frage wichtig, wie
sich eine Beschäftigung in Teilzeit auf die Karriere von Frauen
auswirkt. Dies soll im Folgenden untersucht werden. Wie auch
in allen anderen Analysepunkten werden hier Vollzeitbeschäf-
tigte mit (regulär) Teilzeitbeschäftigten verglichen (so werden
z. B. geringfügig Beschäftigte, die gesetzlich auch als Teilzeit Ar-
beitende gelten, in die Analyse nicht aufgenommen). In einem
ersten Schritt wird für eine explorative Analyse die Gehalts-
entwicklung von Frauen und Männern innerhalb einer spezi-
fischen Kohorte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
betrachtet, die als Approximation eines Karriereverlaufs an-
gesehen werden kann. Speziell wird die Entwicklung der auf
Vollzeitgehälter hochgerechneten Einkommen von Männern
und Frauen ermittelt, die im Jahr 2000 in Vollzeit tätig und
unter 35 Jahre alt waren (siehe Abb. 1). Dabei werden sowohl
für Frauen wie für Männer zwei Gruppen unterschieden: Die
durchgezogenen Linien stellen jeweils die Entwicklung der
Gehälter derjenigen dar, die die gesamte Zeit in Vollzeit ver-
blieben sind. Die gestrichelten Linien zeigen die auf Vollzeit
hochgerechneten Gehälter von Arbeitnehmern (schwarz) und
Arbeitnehmerinnen (grau) dar, die mindestens in einem der
betrachteten Jahre in Teilzeit tätig waren In der Kohorte befin-
den sich insgesamt 1820 Männer und 1085 Frauen. Der Ab-
stand zwischen grauen und schwarzen Kurven illustriert den
typischen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen
(siehe dazu den Beitrag von Hirsch und Schnabel auf S. 9 ff.).
Hier soll aber der Vergleich der durchgehend Vollzeitarbei-
tenden mit den Teilzeitarbeitenden beider Geschlechter imVor-
dergrund stehen. Das Bild zeigt zwei interessante Muster: Bei
den Frauen gibt es keinen Unterschied zwischen beiden Grup-
pen im Jahr 2000, in denen noch alle betrachteten Personen
in Vollzeit tätig sind, d. h. später Teilzeitarbeitende verdienen
nicht systematisch geringere Gehälter. Bei den Männern ist
dies jedoch nicht der Fall: Männer, die in Teilzeit eintreten,
verdienen vor Antritt der Teilzeit im Mittel weniger als durch-
gängig in Vollzeitarbeit tätige Arbeitnehmer. Dies deutet da-
rauf hin, dass in dieser Kohorte weniger produktive Männer
eher in Teilzeit wechseln, wohingegen der Schritt in Teilzeit
von Frauen eher unabhängig vom Gehalt erfolgt. Das zwei-
te interessante Muster ist, dass die Gehaltsentwicklung von
Frauen, die zumindest einen Teil der Zeit in Teilzeit verbracht
haben, sich in dieser Kohorte nicht deutlich von der von Frauen
unterscheidet, die in allen Jahren der Beschäftigung eine Voll-
zeitstelle innehatten.
Um die tatsächlichen Karriereverläufe von Frauen in Teilzeit
jedoch genauer zu analysieren, werden im nächsten Schritt
Beförderungswahrscheinlichkeiten von Frauen betrachtet. Das
Sozioökonomische Panel enthält in den Jahren 2009 und 2011
die Frage, ob eine Person in einer Führungsposition beschäftigt
ist. Es wird nun ermittelt, ob eine Frau, die im Jahr 2009 noch
nicht Führungskraft war, zwischen 2009 und 2011 Führungs-
kraft geworden ist. In einer Regressionsanalyse wurde nun ge-
schätzt, wie sich die Beförderungswahrscheinlichkeiten von in
Teilzeit arbeitenden Frauen von Vollzeitarbeitnehmerinnen mit
sonst vergleichbaren beobachteten Eigenschaften unterschei-
den. Abbildung 2 illustriert die Ergebnisse.
Erstaunlicherweise führt Teilzeitarbeit auch schon bei einer
vertraglichen Arbeitszeit von 76-99 % einer Vollzeitstelle zu
einer signifikant niedrigeren Beförderungswahrscheinlich-
keit. Jedoch haben Frauen, die eine geringere vertragliche
Arbeitszeit haben (51-75 % oder weniger als 50 %), keine sta-
tistisch signifikanten Beförderungs-Nachteile im Vergleich zu
der Gruppe mit einer 75-99 %-igen Arbeitszeit. Alle Teilzeit-
arbeitnehmerinnen haben also signifikant geringere Beförde-
rungswahrscheinlichkeiten, aber das Ausmaß der Teilzeit hat
innerhalb der Teilzeitarbeitenden keinen signifikanten Unter-
schied in der Beförderungswahrscheinlichkeit zur Folge.
Abb. 2:
Beförderungswahrscheinlichkeit
in Abhängigkeit des FTE-Status
Quelle: Eigene Darstellung
0
100
76-99
2
4
6
8
10
Beförderungswahr-
scheinlichkeit (in %)
Arbeitszeit
(in %)
12
14
51-75
<= 50