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SCHWERPUNKT
_CHANCENGLEICHHEIT
schiede weiterhin bestehen würden, wenn Kinder mit und ohne
Migrationshintergrund die gleiche soziale Herkunft hätten.
Familienhintergrund „erklärt“ alle Unterschiede
Mittels des Matching-Verfahrens zeigt sich, dass sich Unter-
schiede im schulischen Erfolg hauptsächlich auf den im Mittel
geringeren sozio-ökonomischen Status von Familien mit Migrati-
onshintergrund zurückführen lassen. Wird die unterschiedliche
soziale Herkunft in der Analyse berücksichtigt, so finden sich
keine weiteren Bildungsunterschiede, die sich auf migrations-
spezifische Faktoren zurückführen ließen. Abbildung 3 stellt die
Bildungslücke zwischen den Gruppen von Kindern mit und ohne
Migrationshintergrund grafisch dar – sowohl ohne Berücksich-
tigung des sozio-ökonomischen Familienhintergrundes („Un-
matched“) als auch unter Berücksichtigung der Unterschiede
in der sozialen Herkunft („Matched“). Negative Werte sind in
dieser Darstellung als Bildungsnachteil von Kindern mit Migra-
tionshintergrund gegenüber einheimischen Kindern zu inter-
pretieren. Die abhängigen Variablen unserer Analysen bilden
die Ergebnisvariablen in dichotomer Ausprägung ab. Wir be-
trachten jeweils sowohl die Empfehlungs-, Übergangs- oder Ver-
bleib-Wahrscheinlichkeit in den beiden höchsten Schulformen
gemeinsam (d. h. Realschule und Gymnasium im Vergleich zu
Hauptschule) als auch für die höchste Schulform separat (d. h.
Gymnasium im Vergleich zu Real- und Hauptschule).
Werden zunächst die Ergebnisse ohne Berücksichtigung
von Unterschieden im sozio-ökonomischen Hintergrund in der
linken Hälfte von Abbildung 3 betrachtet, so sind die darge-
stellten Bildungslücken deutlich negativ und statistisch signi-
fikant von Null verschieden. Zudem fällt auf, dass die Lücken
jeweils deutlich größer ausfallen, wenn wir die Empfehlungs-,
Übergangs- oder Verbleib-Wahrscheinlichkeit für das Gymna-
sium separat betrachten. Während etwa der Unterschied in der
Übergangswahrscheinlichkeit auf ein Gymnasium oder eine
Realschule zwischen Kindern mit und ohne Migrationshinter-
grund rund 10 Prozentpunkte beträgt, so ist der Übergang auf
ein Gymnasium für ein einheimisches Kind sogar um mehr
als 18 Prozentpunkte wahrscheinlicher als für ein Kind mit
Migrationshintergrund. Ferner sieht man (vgl. auch Abb. 1)
eine leichte Verringerung der Bildungslücke über die Zeit.
Bei Berücksichtigung der sozialen Herkunft in der rechten
Hälfte von Abbildung 3 verschwindet die Bildungslücke jedoch
nahezu vollständig. Die Unterschiede sind zudem nicht mehr
statistisch signifikant von Null verschieden. In zwei Fällen
fallen die Unterschiede nun positiv aus, was bedeutet, dass
Kinder mit Migrationshintergrund sogar vergleichsweise bes-
ser bei der Übergangsempfehlung und dem Schulbesuch mit
17 Jahren abschneiden. Diese Unterschiede sind jedoch sehr
klein und nicht statistisch signifikant. Wird also der sozio-
ökonomische Familienhintergrund in unserer Analyse adäquat
berücksichtigt, so zeigt sich, dass es keine weiteren Bildungs-
unterschiede zwischen vergleichbaren Kindern mit und ohne
Migrationshintergrund gibt.
Angaben in Prozent
*
Es besteht ein signifikanter
Unterschied in den Mittelwerten
zwischen den Gruppen nach
Migrationsstatus auf dem Niveau
von 1 %.
Abb. 3:
„Bildungslücke“ vor und nach Berücksichtigung der sozialen Herkunft
Quelle: Sozio-ökonomisches Panel (SOEP), eigene Berechnungen
- 20
Unmatched
Matched
- 16
- 14
- 12
- 8
- 6
- 10
+ 2
- 4
- 2
0
Empfehlung
Empfehlung
Empfehlung
Empfehlung
Übergang
Übergang
Übergang
Übergang
Alter 17
Alter 17
Alter 17
Alter 17
Gym./Real. vs. Haupt.
Gym./Real. vs. Haupt.
Gym. vs. Real./Haupt.
Gym. vs. Real./Haupt.
- 18
-8,6*
-19,1*
-6,4
-10*
-1,2
-18,4*
-3,8
-7,1*
1,7
-15,2*
-0,9
0,7
2 Genau genommen wenden wir nicht die „statistische Zwilling“-Methode (Nearest Neighbor Matching)
an, sondern das sogenannte Kernel Matching. Letzteres benutzt einen gewichteten Durchschnitt der
Individuen in der sogenannten Kontrollgruppe (in unserem Fall einheimische Kinder) und hat auf diese
Weise Vorteile in relativ kleinen Stichproben.