Seite 22 - PERSONALquarterly_2013_03

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SCHWERPUNKT
_CHANCENGLEICHHEIT
Migrationshintergrund aufweisen. Unsere Definition des Mi-
grationshintergrundes umfasst in Deutschland geborene Kin-
der mit mindestens einem eingewanderten Elternteil sowie
Kinder, die zwar nicht in Deutschland geboren sind, aber zum
Zeitpunkt der Einwanderung jünger als 6 Jahre alt waren und
somit das komplette deutsche Schulsystem durchlaufen.
Wir betrachten drei Ergebnisvariablen, die Bildungsentschei-
dungen und -erfolge an verschiedenen Zeitpunkten imBildungs-
verlauf des Sekundarbereiches abbilden. Da wir in unseren
Daten dieselben Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten
im Schulsystem beobachten können, ist darüber hinaus eine
Betrachtung von individuellen Entwicklungen über die Zeit
möglich. Unsere erste Ergebnisvariable ist die von Grundschul-
lehrern getroffene Übergangsempfehlung für die weiterführen-
de Schulform, welche retrospektiv im Jugendfragebogen erfasst
wird. Anschließend betrachten wir den tatsächlichen Übergang
in eine der Schulformen des Sekundarbereichs, der zwar auf
Grundlage der vorherigen Empfehlung erfolgt, aber typischer-
weise von den Kindern und ihren Eltern getroffen wird und so-
mit abweichen kann. Im letzten Schritt betrachten wir den von
Abstract
Forschungsfrage:
Stellen die im Mittel geringeren Bildungserfolge von Kindern mit Mi-
grationshintergrund ein spezifisches Problem dieser Personengruppe dar oder lassen sich
diese Unterschiede auf den sozio-ökonomischen Status ihrer Familien – unabhängig vom
Migrationshintergrund – zurückführen?
Methodik:
Statistische Analyse von Haushaltsdaten mittels Matching-Verfahren.
Praktische Implikationen:
Einfache Mittelwertvergleiche können irreführend sein. Falls
die Förderung benachteiligter Gruppen zu den personalpolitischen Zielen eines Unterneh-
mens zählt, sollte die soziale Herkunft als relevante Dimension stärker in den Fokus rücken.
den Jugendlichen im Alter von 17 Jahren besuchten Schultyp
1
.
Unsere Untersuchungen erweitern somit die Perspektiven vor-
heriger Studien, die in der Regel ausschließlich Übergangsemp-
fehlungen und Übergangswahrscheinlichkeiten, nicht aber den
weiteren Bildungsverlauf in der Sekundarstufe betrachten.
Unterschiede am Übergang auf weiterführende Schulen
Ein erster Blick in die Daten zeigt, dass Kinder mit Migrations-
hintergrund in Deutschland vielfach niedrigere Bildungswege
einschlagen und dementsprechend in Hauptschulen überre-
präsentiert sind. Dies bestätigt Forschungsergebnisse vorhe-
riger Zeiträume, die auf Daten des Mikrozensus basieren (vgl.
etwa Riphahn, 2003). Eine Übersicht über die Verteilung der
drei Ergebnisvariablen nach Migrationsstatus findet sich in
Abbildung 1. Dort zeigen sich schon bei der Betrachtung der
Übergangsempfehlungen deutliche Unterschiede zwischen
Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Über die Hälf-
te der einheimischen Kinder in unserer Stichprobe erhält eine
Abb. 1:
Deskriptive Darstellung der Ergebnisvariablen nach Migrationsstatus
Quelle: Sozio-ökonomisches Panel (SOEP), eigene Berechnungen
0
Empfehlung
Übergang
Alter 17
Realschule
10
20
30
50
60
40
100
25,7
33,9
14,3
Hauptschule
Angaben
in Prozent
70
80
90
40,9
33,9
44,7
33,5
32,2
40,9
25,7
23,9
7,2
30,4
25,6
36,7
52,6
50,6
56,1
Mit Mig.
Mit Mig.
Mit Mig.
Ohne Mig.
Ohne Mig.
Ohne Mig.
Gymnasium
Mig. = Migrations-
hintergrund
Mit Mig.: N = 230
Ohne Mig.: N = 540
1 Haben Jugendliche in diesem Alter bereits einen Schulabschluss erreicht und das Schulsystem verlas-
sen, zeigt diese Variable den höchsten Schulabschluss an.