personalquarterly 04 / 12
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Schwerpunkt
_EVIDENCE-BASED MANAGEMENT
personalwirtschaftlicher Instrumente gegeben ist und verein-
fachen so die Übertragung allgemeiner Forschungsergebnisse
auf den spezifischen Kontext des eigenen Unternehmens. Me-
taanalysen liefern somit einen schnellen und umfassenden
Überblick in eine bestimmte Thematik. Dazu muss man sie
aber interpretieren können – und sie zunächst überhaupt in der
Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen ausfindig machen.
Geringerer Suchaufwand dank Internet
Der wissenschaftliche Diskurs folgt einer eigenen Logik, bei
der Relevanz für die Praxis bestenfalls sekundär ist. Der über-
wiegende Teil wissenschaftlicher Literatur ist für den Praktiker
irrelevant, weshalb sich eine kontinuierliche Beschäftigung
auch nur eines Teilgebiets der Personalwirtschaft für den
Praktiker in der Regel aus Effizienzüberlegungen heraus nicht
lohnt. Fruchtbarer ist hingegen eine gezielte Befragung der
„Wissenschaft“. Dies ist auf Basis des Internets mit etwas
Routine heute deutlich einfacher als der früher notwendige
Bibliotheksbesuch und die Arbeit mit Schlagwortkatalogen.
Wissenschaftsorientierte Suchmaschinen wie „Google scho-
lar“ erlauben heute einen schnellen Überblick über aktuelle
Forschungsergebnisse. Zentrale Forschungsarbeiten werden
dabei – analog zu den Standardsuchmaschinen – automa-
tisch priorisiert; die zeitliche Vorwärtssuche nach aktueller
Literatur wird durch die Funktion „zitiert durch“ ermöglicht.
Neutrale Zeitschriftenrankings (z. B. vom Verband der Hoch-
schullehrer
lauben
eine erste unabhängige Einschätzung der wissenschaftlichen
Qualität einer Zeitschrift. Die entsprechenden Artikel sind
entweder kostenlos als Volltextversionen hinterlegt oder per
kostenpflichtiger Bestellung beim Verlag online erhältlich. Zu-
mindest die inhaltliche Relevanz lässt sich auf Basis der kurzen
Abstracts kostenlos einschätzen. War früher ein Tagesausflug
in eine Universitätsbibliothek mit ungewissem Ausgang not-
wendig, stellt sich heute – mit etwas Routine – ein erster Erfolg
bereits nach einigen Minuten ein.
Möchten wir beispielsweise ausgehend von der oben an-
gesprochenen Thematik spezifischer den Führungsstilen von
Frauen auf den Grund gehen, könnte man beim erwähnten
Tool Google scholar (scholar.google.de) die Begriffe „women
leadership styles meta-analysis“ eingeben. Schon der erste
Treffer führt zu einer Studie von Alice H. Eagly und Kollegen
(2003), die einen umfassenden, auf 45 Studien beruhenden
Vergleich liefert. Dort zeigt sich, dass Frauen im Durchschnitt
eher transformationale, charismatische Führungsstile wäh-
len und Führung stärker als Austauschprozess organisieren.
Beides führt zu einer etwas höheren Effektivität weiblicher
Führung. Zusammen mit dem oben berichteten Ergebnis von
Bell et al. (2011) zeichnet sich also folgendes Bild ab: Weibliche
Führungskräfte führen nach den dort genutzten Kriterien
etwas effektiver, jedoch spielt das Mischungsverhältnis von
Männern und Frauen in Managementteams keine erkennbare
Rolle. Besteht das Interesse konkreter bezüglich der Auswir-
kung einer Frauenquote auf den Unternehmenserfolg, so führt
eine Suche nach „female board representation“ zur gerade im
Quarterly Journal of Economics (einer der weltweit angese-
hensten ökonomischen Fachzeitschriften) erschienenen Studie
von Kenneth R. Ahern und Amy K. Dittmar. Diese zeigen, dass
die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsgremien bör-
sennotierter Unternehmen in Norwegen erst einmal zu einer
Reduktion des Unternehmenserfolgs geführt hat – nicht weil
Frauen per se die schlechteren Aufsichtsräte sind, sondern da
aufgrund des knappen Angebots qualifizierter Frauen nach
Einführung der Quote weniger erfahrene Mitglieder schnell
in den Aufsichtsrat aufgenommen werden mussten (Ahern/
Dittmar, 2012).
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 2:
Auswahl wichtiger Metaanalysen
Themengebiet
Konkrete Fragestellung
Autoren
Zentrale Ergebnisse
Rekrutierung
Welche Personalauswahlverfahren sind valide bezüg-
lich der Vorhersage des Berufserfolgs?
Schmidt/Hunter,1998
Hohe Validität von allgemeinen Intelligenztests und
strukturierten Interviews.
Teamzusammensetzung Welche Formen von Unterschiedlichkeit beeinflussen
den Erfolg von Teams?
Bell/Villado/Lukasik/
Belau/Briggs, 2011
Positiver Einfluss funktionaler Unterschiedlichkeit,
demografische Faktoren weitgehend irrelevant.
Vergütung
Haben variable Vergütungssysteme einen Einfluss auf
den Unternehmenserfolg?
Jenkins/Gupta/Mitra/
Shaw,1998
Finanzielle Anreize erhöhen im Durchschnitt die
Produktivität.
Retention
Welche Faktoren beeinflussen die Kündigungswahr-
scheinlichkeit?
Griffeth/Hom/Gaertner,
2000
Vielfalt von Faktoren sind entscheidungsrelevant,
viele davon sind durch das Unternehmen nicht
beeinflussbar.
International HRM
Welches Einfluss haben Kulturunterschiede auf den
Erfolg von Unternehmensübernahmen (M&A)?
Stahl/Voigt, 2008
Kulturunterschiede müssen differenziert betrachtet
werden und haben sowohl positive als auch
negative Effekte auf den Akquisitionserfolg.