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Oktober_2011 PERSONALquarterly
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ersonalmanagement und evidenzbasierte Forschung,
um dieses Begriffspaar dreht sich bei Professor Rü-
diger Kabst so ziemlich alles. Der Forscher, der an der
Justus-Liebig-Universität Gießen innerhalb des Fachbe-
reichs Wirtschaftswissenschaften die Schwerpunkte Personal-
management, Mittelstand und Entrepreneurship vertritt, wählt
relevante Fragestellungen aus der Praxis, erklärt sie konzep-
tionell und ergründet sie empirisch. In die Praxis werden die
Ergebnisse im Idealfall als Gestaltungsempfehlungen kommu-
niziert und manchmal sogar gemeinsam umgesetzt.
Zwischen Effizienz, Mehrwert und Nachhaltigkeit
Der enge Theorie-Praxis-Bezug findet seinen Ursprung in der
Berufsbiografie von Rüdiger Kabst. Er machte eine Lehre als
Bankkaufmann und arbeitete anschließend imWertpapier- und
Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Erst danach stu-
dierte Kabst Betriebswirtschaft an der Universität Paderborn
und der Illinois State University (USA). Während des Studiums
arbeitete er weiter bei der Deutschen Bank in seiner Heimat-
stadt Bielefeld und der Deutschen Credit Corp. in Chicago.
In Paderborn schrieb Kabst bis 1999 an seiner Dissertation.
Der Titel: „Steuerung und Kontrolle internationaler Joint Ven-
ture.“ Frisch promoviert, blieb er als wissenschaftlicher Assis-
tent bei seinem Doktorvater Wolfgang Weber, bis er 2003 die
Venia Legendi in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) erlangte.
Seine Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der „Internatio-
nalisierung mittelständischer Unternehmen“. Zum Winterse-
mester 2004/05 nahm Professor Rüdiger Kabst den Ruf der
Justus-Liebig-Universität Gießen an.
Da dem 45-Jährigen der internationale Austausch am Her-
zen liegt, verbrachte er mehrere Monate als Gastforscher an
der University of Illinois/Urbana-Champaign, der University
of California/Berkeley und der EHWA University/Seoul. Ob
Gießen oder Seoul, seine wissenschaftlichen Themen bleiben
internationales Personalmanagement, Expatriate-Management
sowie das Personalmanagement an der Schnittstelle zwischen
Effizienz, Mehrwert und Nachhaltigkeit.
Die neuesten empirischen Befunde des Kabst-Teams lassen
den Schluss zu, dass der Professionalisierungs- und Institu-
tionalisierungsgrad des Personalmanagements inzwischen
Den internationalen Vergleich anstellen
Rüdiger Kabst hat HR-Praktiken weltweit im Blick und erforscht den Aufbau von
Wettbewerbsvorteilen durch Personalarbeit. Er ist Mitherausgeber von PQ.
Ruth Lemmer
, freie Mitarbeiterin PERSONALquarterly
deutlich zugenommen hat. Der Wissenschaftler ist sicher: „Die
Personalforschung hat zu dieser Entwicklung mit ihren Ergeb-
nissen das Ihre dazu getan, indem sie die Verbindung zwischen
der HR-Funktion und demAufbau und Erhalt von strategischen
Wettbewerbsvorteilen erklärt und Gestaltungshinweise gelie-
fert hat.“ Rüdiger Kabst hat dazu beigetragen.
Schon in seiner Paderborner Zeit arbeitete der 45-Jährige
im renommierten internationalen Forschernetzwerk „Cran-
field Network on International Strategic Human Resource
Management“ mit. Heute hat er in Deutschland die Regie
des Cranet-Projekts übernommen und untersucht Praktiken
des Personalmanagements im internationalen Vergleich. Rü-
diger Kabst: „Personalforschung ist in Deutschland noch im-
mer eine junge Disziplin. Doch insbesondere die empirische
Personalforschung kann in künftige Personalthemen – vom
demografischen Wandel bis hin zur Personalrekrutierung –
Orientierung bieten. Hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen
Betriebswirten, Psychologen und Soziologen zielführend.“
PROF. DR. RÜDIGER KABST
Personalmanagement
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Universität Gießen
e-mail: ruediger.kabst@wirtschaft.uni-giessen.de
www.wiwi.uni-giessen.de