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NEUE FORSCHUNG
_ENTSENDUNG
PERSONALquarterly Oktober_2011
verlängert werden. Die Verlängerung ist nur vor Ort in Indien
möglich (www.indianembassy.de).
Sozialversicherungspflicht und Einkommensbesteuerung
Alle in ausländischen Unternehmen in Indien Beschäftigten
unterliegen der Sozialversicherungspflicht. Nach dem Abkom-
men zwischen Deutschland und Indien über die Regelung der
Sozialversicherung vom 8. Oktober 2008 wird eine Doppel-
versicherung und Doppelbelastung von Arbeitnehmern ver-
mieden, die von einem in das andere Land entsandt werden.
Das Abkommen sieht einen Entsendezeitraum von bis zu 48
Kalendermonaten vor, der auf gemeinsamen Antrag von Ar-
beitnehmer und Arbeitgeber um höchstens 12 Monate verlän-
gert werden kann.
Bei der Besteuerung von Ausländern wird im Allgemeinen
nur ihr indisches Einkommen zugrunde gelegt. Dabei gilt ein
progressiver Steuertarif mit einem Spitzensteuersatz von 30 %.
Deutschland und Indien haben im Jahr 1995 ein Abkommen
zu Vermeidung der Doppelbesteuerung abgeschlossen. Der
Umfang der Steuerpflicht ändert sich, wenn der Steuerpflichtige
als (beschränkt) ansässig gilt. Das indische Steuergesetz unter-
scheidet drei Arten der Ansässigkeit, und zwar uneingeschränkt
Ansässige (Residents and Ordinarily Residents, ROR), einge-
schränkt Ansässige (Residents but not Ordinarily Residents,
NOR) und nicht Ansässige (Non-Residents).
Natürliche Personen gelten als uneingeschränkt ansässig
(ROR), wenn sie sich entweder
3
im Finanzjahr (previous year) mindestens während 182 Ta-
gen in Indien aufgehalten haben oder
3
wenn sie im Finanzjahr mindestens 60 Tage und in den da-
vorliegenden vier Finanzjahren kumuliert mindestens 365
Tage in Indien waren.
Natürliche Personen werden als nur eingeschränkt ansässig
(NOR) behandelt, wenn sie zwar eine der beiden oben genann-
ten Bedingungen erfüllen, aber
3
entweder in neun der zehn vorausgegangenen Finanzjahre
den Status eines Non-Resident besaßen oder
3
in den sieben vorausgegangenen Finanzjahren kumuliert
höchstens 729 Tage in Indien waren.
Kulturelle Anpassung in mehreren Phasen
Neben der Berücksichtigung der aufenthalts- und sozialver-
sicherungsrechtlichen Bedingungen besteht eine weitere
Herausforderung des Einsatzes ausländischer Fach- und Füh-
rungskräfte in der Anpassung an die indische Kultur. Wie in
anderen Ländern folgt diese häufig einem typischen Phasenpro-
zess, den Chhokar als Abfolge verschiedener Überraschungen
charakterisiert. „Die Überraschung und häufig auch der Schock
der ersten Phase hängt mit der Art und Weise zusammen,
wie anders Dinge in der fremden Kultur funktionieren – oder
manchmal eben auch nicht funktionieren. Wenn Expatriates in
der zweiten Phase mit der Kultur vertraut werden, entdecken
sie häufig zu ihrer eigenen Überraschung Ähnlichkeiten zwi-
schen der eigenen und der fremden Kultur. Der Grund hierfür
ist, dass die indische Kultur so vielfältig ist, dass jeder Expa-
triate eine ihm vertraute Verhaltensweise entdeckt. Die dritte
Phase beginnt, wenn man darauf aufmerksam wird, dass zwar
das Verhalten ähnlich ist, die Gründe hierfür aber unterschied-
lich sind. Die Suche nach den Ursachen von Verhaltensweisen
geht damit weiter und führt zu einem tieferen Verständnis und
einer größeren Wertschätzung von Land und Kultur. Dieser
Prozess ist zeitintensiv. Daher empfiehlt es sich für alle auslän-
dischen Manager, sehr viel Geduld mit nach Indien zu bringen.
Für Indien (…) empfiehlt es sich, kulturelle Unterschiede zu
erwarten, sie zu akzeptieren und zu respektieren, gleichzeitig
jedoch nicht den Blick für die Gemeinsamkeiten zu verlieren“
(Chhokar 2007, S. 1005 f.).
Repatriierung
Die letzte Phase des Entsendungsprozesses bildet die Vorberei-
tung des Entsandten auf seine Rückkehr nachDeutschland. Viele
Indienrückkehrer klagen über einen ausgeprägten Kontra-Kul-
turschock, der vor allem durch den Verlust von Verantwortung,
die Reduzierung des Tätigkeits- und Entscheidungsspielraums
sowie persönliche und familiäre Anpassungsprobleme ausgelöst
wird. „Es war nicht ganz leicht“, so ein ehemaliger Entsandter
eines deutschen Unternehmens nach seiner Rückkehr, „die He-
rausforderungen des Chaos wieder gegen die Langeweile der
Hierarchie einzutauschen.“ Darüber hinaus ist die Rückkehr in
das Heimatland vielfach mit einem Verlust sozialer Privilegien
verbunden. Ist es in Indien aufgrund der niedrigen Lohnkosten
etwa möglich und üblich, mehrere Hausangestellte für Einkauf,
Kochen und Waschen sowie die Betreuung von Kindern zu be-
schäftigen, muss auf diese Annehmlichkeit nach der Rückkehr
nach Deutschland zumeist verzichtet werden. Auch Einladungen
zu Veranstaltungen der Deutschen Botschaft oder zu Besuchen
von deutschen Regierungsdelegationen fallen weg.
Um die Arbeitsleistung und -zufriedenheit von Indien-
rückkehrern zu steigern, deren in Indien erworbene Erfah-
SUMMARY
Forschungsfrage:
What are the challenges for a delegation to India?
Methodik:
The present article is mainly based on literature analysis
and own comprehensive research (Holtbrügge/Friedmann 2011).
Praktische Implikationen:
India is becoming more important for
the expatriation of skilled and managing personnel. However, the
delegation is connected to specific challenges. The expatriation candi-
dates have to be examined very carefully concerning their suitability
because there are many health- and culture-related challenges.
Therefore, intercultural training becomes vital, in addition to the
organizational support.