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ist (Jann (2010), S. 707 f.). Zum einen erweist sich das Er-
gebnis anfällig für eine Beeinflussung durch vereinzelte ex-
treme Datenpunkte, sog. „Ausreißer“ (Andersen (2008), S. 1;
Jann (2010), S. 707 f.). Zum anderen sind die vorteilhaften
statistischen Eigenschaften nur unter restriktiven Annahmen
hinsichtlich der Verteilung der Residuen gültig. Insbesondere
in solchen Fällen kann die robuste Regression mit ihren güns-
tigen Eigenschaften Abhilfe schaffen (Andersen (2008), S. 1 ff.;
Huber/Ronchetti (2009), S. 149 ff.; Jann (2010), S. 707 f.).
„The word ‚robust‘ is loaded with many – sometimes inconsi-
stent – connotations.“ (Huber/Ronchetti (2009), S. 2). Trotzdem
ist allgemein anerkannt, dass Schätzer insbesondere zwei Arten
von Robustheit berücksichtigen sollten (Andersen (2008), S. 3)
1.„if a small change is made to the data, it will not cause a
substantial change in the estimate, and
2. the estimate is highly efficient under a wide range of cir-
cumstances.“
Dabei ist ein robuster Schätzer nicht als Ersatz für eine Regres-
sion mit dem Kleinste-Quadrate-Schätzer zu sehen, sondern
eher als Ergänzung. „Bevor aufgrund der Ergebnisse von klas-
sischen Verfahren weitreichende Schlussfolgerungen gezogen
werden, sollte geprüft werden, inwieweit sich diese Schlussfolge-
rungen als ‚robust‘ erweisen, inwieweit man also mit Schätzern,
die auf weniger restriktivenAnnahmen fußen undweniger durch
Ausreißer und atypische Datenkonstellationen beeinflusst wer-
den, zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangt“ (Jann (2010),
S. 716). Falls es zu einer Divergenz zwischen den Verfahren
kommt, können die robusten Ergebnisse zu einem besseren
Verständnis der Daten beitragen (Jann (2010), S. 716). Im
Rahmen der empirischen Überprüfung der Hypothesen wird
daher zunächst eine klassische Regressionsanalyse durchge-
führt, bevor die Ergebnisse mithilfe der robusten Regression
verifiziert werden.
Erläuterung der Ergebnisse der Hypothesenprüfung
Die Ergebnisse der Hypothesentests
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stützen die in zahlreichen
Breitenstudien identifizierte Wirkung der Fachvorgesetzten
auf die Zielerreichung von TrPr. So konnte sowohl der posi-
tive Einfluss des zeitlichen Einsatzes des Fachvorgesetzten
der Trainees auf das Sozialisations- als auch auf das fachliche
Ausbildungsziel empirisch bestätigt werden. Der positive Ein-
fluss des Einsatzes des Vorgesetzten auf das Informationsziel
ließ sich hingegen nicht belegen. Hier ist weitere Forschung
notwendig. Eine Ursache könnte sein, dass die Wirkung des
Fachvorgesetzten auf Leistung und Potenzial der Trainees für
die TrPr-Verantwortlichen nur schwer festzustellen ist (siehe
für weiterführende Erläuterungen Nesemann (2012)).
Gestaltungsempfehlungen
Obgleich die Problematik der zeitlichen Überlastung des
Fachvorgesetzten seit vielen Jahren bekannt ist, wird sie von
Abb. 2:
Einflussgrößen auf den Einsatz
des Fachvorgesetzten
Quelle: Eigene Darstellung
TrPr
Verantwortliche
Unternehmensleitung
Fachvorgesetzte
Trainees
zahlreichen Unternehmen noch nicht in ausreichendem Maße
angegangen. Ausgehend von der Analyse der Ist-Situation, sind
Maßnahmen zur Erreichung des gewünschten Soll-Zustands zu
erarbeiten. Zunächst sind Informationen erforderlich, in wel-
chem Maße sich der jeweilige direkte Fachvorgesetzte in der
Ist-Situation zeitlich für den Trainee einsetzt. Diese Angaben
sind detailliert nur bei 10,40 % der antwortenden Unterneh-
men vorhanden. Eine erste Empfehlung ist daher, zur Analyse
der Ist-Situation und damit als Basis für weitere Maßnahmen,
entsprechende Kennzahlen zu ermitteln. In einem nächsten
Schritt können dann konkrete Maßnahmen erarbeitet werden,
um vom Ist- zum Soll-Zustand zu gelangen. Die Problematik
liegt im Einflussbereich von vier Personengruppen.
Der Einfluss der Unternehmensleitung
Die Unternehmensleitung kann auf Ebene der Aktionsparame-
ter des Managements die erforderlichen Rahmenbedingungen
schaffen. Über die Aktionsparameter Ziele, Strategie, Struk-
tur, Prozesse und Kultur existieren vielfältige Möglichkeiten,
Einfluss zu nehmen. Beispielhaft sei das Zielsystem erwähnt,
welches für Beförderungen und Boni relevant ist. Um den Ein-
satz des Fachvorgesetzten zu unterstützen, wäre es förderlich,
neben finanziellen Zielen auch Betreuungs- und Führungsziele
verbindlich zu vereinbaren.
Die Unternehmensleitungen können die Rahmenbedin-
gungen für eine wirkungsvolle Nachwuchsförderung schaffen.
Aufgabe der Fachvorgesetzten ist es jedoch, auf Diskrepanzen
zwischen gefordertem zeitlichen Einsatz (Soll-Situation) und
der Ist-Situation, die ein zielführendes Engagement erschwert,
aufmerksam zu machen. So kann die Unternehmensleitung
Veränderungen veranlassen. Die Fachvorgesetzten müssen
sich über die Wichtigkeit ihrer Rolle im Rahmen des TrPr be-
wusst sein und sich entsprechend verhalten, z. B. durch die
zeitweilige Einräumung von Prioritäten für die Betreuung der
Trainees gegenüber dem Tagesgeschäft. Denn letztlich sind die