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PERSONALquarterly Oktober_2011
SCHWERPUNKT
_KARRIERE
H3:
Der zeitliche Einsatz des jeweiligen direkten Fachvorge-
setzten des Trainees für das TrPr hat einen positiven Einfluss
auf das Informationsziel von TrPr.
Grundlagen der empirischen Erhebung
Ziel dieser Erhebung ist es, einen breit gestützten Datensatz
im deutschsprachigen Raum zu gewinnen, der über eine ho-
he Aussagekraft verfügt. Daher sollen nach Möglichkeit alle
Unternehmen, die in Deutschland, in der Schweiz und in Ös-
terreich über ein TrPr verfügen, für die Befragung gewonnen
werden. Nach Kenntnis der Autoren basiert die vorliegende
Arbeit (Dissertation Nesemann 2012 als originäre Studie am
IOP der Uni Bern) auf der Erhebung mit der größten geogra-
fischen Ausdehnung, die bisher zu TrPr durchgeführt wurde.
Insgesamt haben 136 Unternehmen an der Befragung teilge-
nommen, 88 in Deutschland, 35 in der Schweiz und 13 in Ös-
terreich. Dies entspricht 85 % der Unternehmen, die zuvor ihre
Teilnahmebereitschaft erklärt hatten.
Die beiden Analyseverfahren
Die Überprüfung der Hypothesen wird anhand zweier Verfah-
ren durchgeführt, welche kurz erörtert werden.
Die Regressionsanalyse ist eine der flexibelsten und am
weitesten verbreiteten Analysemethoden der Statistik. Sie
ermöglicht die Analyse von Zusammenhängen zwischen ei-
ner abhängigen und einer oder mehreren unabhängigen Va-
riablen (Backhaus et al. (2008), S. 52). „Das Arbeitspferd der
sozialwissenschaftlichen Statistik ist ohne Zweifel das line-
are Regressionsmodell mit Kleinste-Quadrate-Schätzung, also
die sogenannte OLS-Regression.“ (Jann (2010), S. 707). Dieses
Modell bestimmt die unbekannten Parameter so, dass es die
Summe der quadrierten Residuen minimiert (Backhaus et al.
(2008), S. 62 ff.; Jann (2010), S. 712 f.).
Zu bemerken ist, dass die Regressionsanalyse mit dem
Kleinste-Quadrate-Schätzer einerseits das in den Geisteswis-
senschaften am häufigsten verwendete statistische Analyse-
verfahren darstellt, es jedoch nicht als „robust“ zu bezeichnen
dazu führt, dass Stress, sofern die Unterstützung des Vorge-
setzten vorhanden ist, nicht zu negativen Ergebnissen führt.
Führungskraft als wichtigste Informationsquelle
Das Engagement des Fachvorgesetzten ist für die Trainees auch
für die Erlangung fachlichen Wissens von Bedeutung, welches
der Fachvorgesetzte den Trainees zur Erreichung des Ausbil-
dungsziels vermitteln kann und sollte (Cordes (2000), S. 86;
Schuhen (2008), S. 229). Eine 2008 durchgeführte Studie der
Nordakademie und den Von Studnitz Management Consultants
((2008), S. 6) identifiziert die Führungskräfte generell als
wichtigste Informationsquelle zur Wissensvermittlung. 99,1 %
der befragten Personen stuften ihre Wichtigkeit als hoch oder
sehr hoch ein. Weitere Studien bestätigen zudem die Bedeu-
tung der Vorgesetztenaktivitäten als Quelle für Teilaspekte
des fachlichen Ausbildungsziels, z. B. „political knowledge“
(Kammeyer-Mueller/Wanberg (2003), S. 790) und „technical
information“ (Kram (1985), S. 31).
Zeit nehmen für die Mitarbeiterbeurteilung
Informationen über Leistung und Potenzial der Trainees
(Informationsziel) werden durch die Mitarbeiterbeurteilung
gewonnen. Diese wird im Rahmen von TrPr oft vom Fachvor-
gesetzten übernommen. Bei 70,7 % der befragten Schweizer
Unternehmen beurteilt dieser den Trainee allein, bei 26,8 %
zusammen mit der Personalabteilung (Kloke (2009), S. 72).
Leistung und Potenzial können nur zuverlässig ermittelt wer-
den, wenn der Fachvorgesetzte ausreichend Zeit für Kommu-
nikation und Interaktion mit dem Trainee hat. Ferner sind
zeitliche Freiräume auch im Zusammenhang mit der Errei-
chung des Sozialisations- und Ausbildungsziels zentral. Cordes
((2000), S. 86 f.) bestätigt dies, indem er eine wesentliche
Restriktion des aktiven Engagements des Fachvorgesetz-
ten in der sog. „Können-Komponente“ sieht. Dies bedeutet,
selbst wenn der Fachvorgesetzte grundsätzlich bereit ist, sich
im Sinne der Zielerreichung des Programms zu engagieren
(„Wollen-Komponente“) und dies auch offiziell erwünscht ist
(„Sollen-Komponente“), so ist ihm dies nicht zwingend möglich
ist („Können-Komponente“). Mangelnde zeitliche Kapazitäten
sind eine wesentliche Ursache (Schuhen (2008), S. 229).
Die genannten Studien und Erklärungsansätze lassen folgende
Zusammenhänge vermuten:
H1:
Der zeitliche Einsatz des jeweiligen direkten Fachvorge-
setzten des Trainees für das TrPr hat einen positiven Einfluss
auf das Sozialisationsziel von TrPr.
H2:
Der zeitliche Einsatz des jeweiligen direkten Fachvorge-
setzten des Trainees für das TrPr hat einen positiven Einfluss
auf das fachliche Ausbildungsziel von TrPr.
Standard. Regressionskoeffizient
Hypothese
Ergebnis
Hypothesentest
OLS-
Regression
Robuste
Regression
H1
bestätigt
0,199*
8
0,180*
H2
bestätigt
0,204*
0,219**
H3
Nicht bestätigt
-
-
Ergebnisse der Hypothesentests (Quelle: Eigene Darstellung)
8 *, ** kennzeichnen Signifikanz zum Niveau von 5 % bzw. 1 %
9 Erläuterungen zur genauen Vorgehensweise sowie zu den beiden Modellen finden sich in Nesemann
(2012).