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Oktober_2011 PERSONALquarterly
D
irk Sliwka sieht sich selbst als „Verhaltensökonom“.
Die Schule, der er zugerechnet wird, ist die Perso-
nalökonomie. Als Ziel seiner Forschung nennt der
40-Jährige: „Mit den präzisen Instrumenten der Spiel-
theorie auf der einen und dem Einsatz von Experimenten und
ökonometrischen Methoden bei der Analyse von Personaldaten
auf der anderen Seite handfeste Erkenntnis über die Treiber
menschlichen Verhaltens gewinnen, um damit Aussagen über
die Wirksamkeit personalwirtschaftlicher Maßnahmen treffen
zu können.“ Seine Erkenntnisse sollen es Unternehmen er-
möglichen, bessere Anreizsysteme zu gestalten, Talentmanage-
mentstrukturen zu optimieren und Personalarbeit überhaupt
messbar zu machen.
Die Gestaltung von Anreizsystemen, Talentmanagement-
strukturen und Messmethoden ermöglichen
Das methodische Rüstzeug hat er genauso wie die lebensprak-
tische Erfahrung. Als Sohn eines selbstständigen Unterneh-
mensberaters in mittelständischen Betrieben hat Sliwka früh
Interesse an Fragen des Managements und der Arbeitswelt
entwickelt. Sein Studium absolvierte er in Bonn – allerdings
in Volkswirtschaftslehre. Studien- und Forschungsaufent-
halte führten ihn an die École Nationale de la Statistique et
de L’Administration Économique in Paris sowie an die London
School of Economics. Seine Habilitation zu „Performance Mea-
surement, Responsibility and Incentives“ bei Matthias Kräkel
bündelt seine Forschungsinteressen.
Nach der Dissertation beriet er im Auftrag der SAP zwei
Jahre lang Kunden in Controlling-Fragen und war Schulungs-
referent in Strategic Enterprise Management. Es folgte der Ruf
an das Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und
Personalwirtschaftslehre der Universität zu Köln. Am Bonner
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ist er zudem
Research Fellow.
Seine große Mission ist es, dem „Vermutungswissen“ im
Human-Resource-Management gesicherte Erkenntnis entge-
genzusetzen. Mit Sorge sieht Sliwka, dass der betriebswirt-
schaftlichen Forschung oft noch die Praxisrelevanz fehlt
– „obwohl dies ja fast qua Definition des Begriffs Betriebs-
wirtschaftslehre ihr Handlungsauftrag sein sollte“. Doch auch
Präzise analysieren, evidenzbasiert managen
Dirk Sliwka ist Personal- und Verhaltensökonom. Er will dazu beitragen, dass im Per-
sonalmanagement harte Evidenz das Handeln leitet. Sliwka ist Mitherausgeber von PQ.
Randolf Jessl
, Redaktion PERSONALquarterly
aufseiten der Praktiker fehlt es aus seiner Sicht noch häufig
an grundlegenden Kompetenzen. In Forschung und Lehre will
Sliwka daher dazu beitragen, HR-Manager heranzubilden, die
sich nicht mehr von „naiv einfachen Botschaften, Best Practi-
ces und Managementmoden“ leiten lassen. „Handfeste Evidenz
über die Wirkung von Maßnahmen im eigenen Unternehmen
sollte das Handeln leiten.“ Viele seiner Studien fertigt Sliwka
daher in enger Kooperation mit namhaften Unternehmen an.
Mit seinen Forschungsergebnissen schafft Sliwka es im-
mer wieder in hochgerankte internationale Zeitschriften, im
Handelsblatt-Ranking der forschenden Betriebswirte nimmt er
regelmäßig einen Spitzenplatz ein. Von überkommenen Schub-
laden und Grabenkämpfen zwischen akademischen Schulen
hält er wenig. „Wir müssen den Dialog weiter verstärken, denn
gemeinsam sind wir auf der Suche nach Erkenntnis“, so sein
Credo. Besondere Schnittmengen sieht er dabei beim Aus-
tausch zwischen Ökonomie und Psychologie.
PROF. DR. DIRK SLIWKA
Seminar für Allgemeine Betriebs-
wirtschaftslehre und Personalwirtschaftslehre, Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln
e-mail: dirk.sliwka@uni-koeln.de
www.pwl.uni-koeln.de