Immobilienwirtschaft 3/2015 - page 15

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Markt & Politik
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Verbandsinformationen
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ietpreisbremse, Basel 3, Energieverordnung, Stuttgart 21 oder Niedrigzinsumfeld
sind nur einige der Schlagwörter, die uns täglich begegnen. Sie stellen die Immo-
bilienwirtschaft vor große Herausforderungen und bringen vielfältige Verände-
rungen mit sich. Die Immobilie gerät zunehmend in den Fokus von gesellschaftlichen
und politischen Interessenlagen. Das liegt zum einen an der Kapitalmarktkrise, die als
Immobilienkrise in den USA begann und nach einigen Jahren noch immer als „Euro-
krise“ und „Staatsschuldenkrise“ weiterschwelt. Zumanderen entdecken Sozialpolitiker
die Immobilie erneut als Handlungsfeld gesellschaftlicher Umverteilungsprozesse und
Bürger fordern Mitbestimmungsrechte bei Städtebau und Architektur.
Viele Gesetzesinitiativen erscheinen auf den ersten Blick nachvollziehbar. So hat
die Finanzkrise deutlich gemacht, dass die Kapitalmärkte in Teilen schlecht reguliert
waren und aus ihnen erhebliche Risiken zum Nachteil der Allgemeinheit erwachsen
sind. Es wurden daher weitreichende Regulierungsvorhaben umgesetzt. Nicht wenige
der Gesetzesmaßnahmen bringen jedoch Kollateralschäden mit sich. Gut gemeint ist
noch lange nicht gut gemacht.
Aufklärung statt Lobbyismus
Daraus hat die RICS die Konsequenz gezogen, ihre
unabhängige fachliche Expertise noch stärker für Politikberatung einzusetzen. Zum
Selbstverständnis unserer Berufskörperschaft gehört von jeher, im öffentlichen Inte-
resse und nicht als klassischer Lobbyist zu handeln. Auf nationaler Ebene hat die RICS
Deutschland beispielsweise mehrmals ihre Stimme zu den Themen „Mietpreisbremse“
und „Maklerrecht“ erhoben. Sicherlich geht es auch uns um eine Einflussnahme auf die
öffentliche und politische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung – aber nicht
durch Lobby-, sondern durch Aufklärungsarbeit.
Was unterscheidet uns von „herkömmlichen“ Interessenvertretern? Die RICS reprä-
sentiert nicht Unternehmen oder Teilbereiche der Branche und damit Partikularinteres-
sen. Der weltumspannende Verband basiert auf persönlichen Mitgliedschaften, deren
Expertise das gesamte Immobiliengeschäft über alle Nutzungsarten hinweg abdeckt. Im
Vordergrund steht das Ziel, die fachliche Kompetenz, den seit dem Jahr 1868 aufgebauten
Erfahrungsschatz und die Vorteile einer globalen Vernetzung dem Allgemeinwohl zur
Verfügung zu stellen und damit international Verantwortung zu übernehmen.
Als die RICS die „Real Estate Agency & Brokerage Standards” (REABS) erarbeitete,
waren sowohl die Vertreter von Maklerunternehmen wie auch Investoren und Mieter
beteiligt. Der Schaffung des Standards gingen intensive interne Konsultationen und
Diskussionen voraus. Es erscheint daher folgerichtig, diesen internationalen, vielfach
akzeptierten Standard im Rahmen der Neufassung des deutschen Maklerrechts auch
der deutschen Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die ersten Schritte in Sachen Politikberatung inDeutschland und Europa sind getan.
Die interdisziplinäre Ausrichtung und das internationale Gewicht der RICS – mit Nie-
derlassungen in Brüssel, Hongkong, Neu-Delhi, Tokio, Peking, New York oder Sydney
– schaffen eine gute Ausgangssituation. Sehr vorteilhaft hat sich gerade in Deutschland
auch der konstruktive Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden entwi-
ckelt. Und das ist gut so, denn die Immobilienwirtschaft sieht vielen politischen Heraus-
forderungen entgegen, wie in Europa die Alterung der Gesellschaft, die Entleerung des
ländlichen Raums oder der Drang in die Zentren beweisen.
Martin Eberhardt FRICS, Vorstandsvor-
sitzender RICS Deutschland und Country
Manager Bouwfonds Investment
Management Deutschland
Politikberatung ist nicht
gleich Lobbyismus
«
Martin Eberhardt FRICS
RICS
Der Berufsverband
will seine fachliche Expertise
noch stärker für Politikbe-
ratung einsetzen – allerdings
nicht durch Lobby-, sondern
durch Aufklärungsarbeit.
Foto: RICS
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