Seite 44 - Immobilienwirtschaft_2015_02

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Immobilienmanagement
i
Facility Management
sorgfältig zu prüfen. Diesbezügliche Ent-
scheidungen sind unter Beachtung mög-
licher operativer Barrieren des Fremdbe-
zugs und nach Kostengesichtspunkten zu
treffen und stellen eine Herausforderung
sowohl für Auftraggeber und Dienstleis-
tungspartner dar. Hinsichtlich der Iden-
tifikation und Bewertung von Fremdbe-
zugsbarrieren sind Fragestellungen wie
Know-how-Abfluss, Beschäftigungsaus-
wirkungen undUmsetzungsgeschwindig-
keiten zu berücksichtigen. Eine solche sys-
tematische Analyse und Bestimmung des
Eigenleistungsumfangs und des Beschaf-
fungsspektrums bildet die Ausgangsbasis
für die Ausgestaltung strategisch optima-
ler Beschaffungsmodelle.
Outsourcing-Modelle
Zur Gestaltung
der Auftraggeber-Auftragnehmer-Bezie-
hungen gibt es eine Vielzahl von Instru-
menten wie Leistungsbeschreibung und
Leistungskontrolle, Vertrags- und Vergü-
tungsmodell oder Ausschreibungs- und
Wettbewerbsverfahren.
Während in der Einzelvergabe meist
eine weitgehend offene Ausschreibung
der Leistungen auf Basis einer tätigkeits-
orientierten Leistungsbeschreibung mit
Pauschalpreis-Vergütungsmodell ange-
wendet wird, sollten bei Gesamtvergaben
Service-Level-Agreements genauso wie
das funktionale Leistungsprogramm, die
Aufwandsvertragskombination mit Pau-
schalpreis und der wettbewerbliche Dia-
log oder das Verhandlungsverfahren im
Vordergrund stehen.
So hat ein großer Versicherungskon-
zern umfassende Betreiberverantwortung
für seine Konzernzentrale ausgeschrieben
und im Rahmen eines innovativen Out-
sourcings auch vergeben. So wurden das
technische, infrastrukturelle und kauf-
männische Management der eigenge-
nutzten Liegenschaften nach unterneh-
mensstrategischen Prinzipien vergeben:
Umfassende Bündelung von Verant-
E
in Trend zum Outsourcing zuneh-
mend komplexerer Leistungspakete
lässt sich auch für den Bereich des Fa-
cility Managements erkennen und empi-
risch nachweisen. In der Lünendonk-Stu-
die zur „Zukunft der FacilityManagement
Dienstleistungen in Deutschland 2020“
sprach sich bereits 2011 eine zunehmende
Zahl von Branchenexperten für eine ge-
bündelte Komplettvergabe von Facility
Services als Alternative zu der traditionell
vorherrschenden Einzelvergabe aus.
Bezüglich der erwarteten Vorteile
einer Komplettvergabe führten die be-
fragten Experten etwa folgende Argu-
mente an:
Vereinfachung durch Reduzierung der
Verbund- und Schnittstellen
Konsequente und klare Zuordnung von
Betreiberverantwortung
Hebung interdisziplinärer Synergieef-
fekte
Reduktion der internen Steuerungs- und
Prozesskosten
Einfachere Implementierung vonUnter-
nehmensleitbildern des Auftraggebers
Durchgängiges / Einheitliches Leistungs-
reporting und Controlling
Vernetzung von IT-Systemen und Steu-
erungstools umsetzbar
Einheitliche Standards für Prozesse und
Qualitätssicherung
Mengenvorteile („Economies of scale“)
Die Auswertung einer jährlichen
Markterhebung des Leistungsspektrums
der Facility Services Anbieter in Deutsch-
land bestätigt die zunehmende Umset-
zung von Contractingverträgen sowie Be-
treibermodellen in den letzten Jahren. Bei
der Markterhebung wurde im jeweiligen
Jahr der Anteil vonMarktteilnehmernmit
bestehenden Vertragsmodellen ermittelt.
Herausforderungen
Die Effizienz ei-
ner Vergabe von Facility Management
Dienstleistungen in Outsourcing- oder
Betreibermodellen ist in jedem Einzelfall
FM: Das einfache Outsourcing ist out
Die Aufgabenstellung im
Outsourcing hat sich in den
letzten Jahren stark gewan-
delt. Steigender Rationalisie-
rungsdruck, der Wunsch nach
höherer Flexibilität sowie der
Zwang zu einer Reduzierung
der unternehmensinternen
Komplexität führen dazu,
dass Fremdleistungen erhöht
werden.
Facility Services Anbieter
Die Outsourcingverträge nehmen
zu – die Betreibermodelle aber auch
(Angaben in Prozent)
Quelle: Marktübersicht der Facility Services Anbieter,
Valteq GmbH / Facility Manager 2012 - 2014
90,6
2012
Outsourcingvertrag
Betreibermodell
68,8
93,5
2014
74,2
93,5
2013
71,0