Seite 20 - Immobilienwirtschaft_2015_02

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itzen Sie gerade im Büro, während Sie diesen Artikel lesen? Was fällt Ihnen auf?
Wurde Ihr Büro kürzlich umgestaltet oder steht so etwas an?Wartet in der Teeküche
schon der „automatische Barista“ oder wird auf derWarmhalteplatte der Filterkaffee
zu Teer verdampft? In 25 Jahren habe ich sie schon alle gehabt: Altbau, Neubau, Groß-
raum- und Gruppenbüro, und wennman es dann geschaffthat - das Einzeleckbüro! Vor
ca. zehn Jahren landete das Buch „Living at Work“ von Andreas Grosz und Jochen Witt
auf meinem Tisch, laut Cover das „Trendbuch Leben und Arbeiten in der Zukunft“. Als
Entwickler und Investor von Büroimmobilien habe ich es aufmerksamstudiert –was sind
die Trends? Was wollen meine Kunden morgen? Wie müssen Bürogebäude aussehen,
um ihre Bedürfnisse zu erfüllen?
Und was ist seitdem passiert? Wenig. Die Gebäude wurden weiterhin meist von
außen nach innen entwickelt, mit viel Glas – weil Transparenz von den Firmen auch in
ihren Büros widergespiegelt werden sollte. Aus poppigen Farben inMusteretagenwurden
doch wieder grauer Teppich (pflegeleicht) und weiße Wand (da kann man nichts falsch
machen). Technologiegetrieben ist natürlich doch einiges passiert, bestes Beispiel: Durch
die Umstellung von Röhren- auf Flachbildschirme reduziert sich die erforderliche Raum-
tiefe des Arbeitsplatzes um ca. 35 cm. Je nachdem wie man die Breite des Arbeitsplatzes
inkl. Bewegungsfläche ansetzt, kann man also bis zu einemQuadratmeter Mietfläche je
Mitarbeiter sparen. Auch die Lichtsteuerung mittels Bewegungsmelder ist zumindest in
Neubauten Standard. Und nicht nur in Start-ups im Silicon Valley steht ein Tischkicker
im Büro. 2014 – gleiches Thema auf dem Tisch. Doch diesmal habe ich den Eindruck,
es tut sich wirklich etwas. Die Bewegung ist breiter und nachhaltiger. Ein guter Grund,
uns in der Professional Group Commercial Property mit dem Thema zu beschäftigen
und zu fragen: Wo geht die Reise hin? Erste Ergebnisse wurden in einer viel beachte-
ten Veranstaltung am 25. September 2014 in Frankfurt präsentiert. Stefan Kiss, Senior
Workplace Strategist des Haworth Ideation Teams Europe, sprach zu „Megatrends und
Arbeitskultur der Zukunft“. Aus unseren eigenen Reihen erläuterte Eva-Maria Neuhaus
MRICS (emsprojects+) „Verschiedene Perspektiven der Bürostruktur“.
Was habe ich mitgenommen? Sechs Megatrends werden Arbeitsplatz und -kultur
derMenschen zukünftig beeinflussen: Globalisierung, Urbanisierung, demographischer
Wandel, Virtualisierung der Arbeit, Mobilität und veränderte Lebens- und Arbeitsstile.
Ein weiterer Trend: Der Anstieg der globalen Verbindungsflexibilität beschleunigt sich,
internetfähige Geräte haben dabei den stärksten Zuwachs. Das klingt nach Raumschiff
Enterprise, ist es aber nicht. Der Verzicht auf eine stationäre Telefonanlage zugunsten von
Smartphones für alleMitarbeiter ist nicht nur in „Leuchtturmprojekten“ zu beobachten.
Daraus ergeben sich drei wesentliche Thesen:
Arbeit ist weder zeit- noch ortsgebunden
Arbeit benötigt situationsspezifische Umgebungen
Arbeit ist ein Spiegelbild von Kulturen, Individuen und Unternehmen
Dann kann ja nichts mehr schiefgehen beim nächsten Immobilienprojekt, oder?
Und falls Sie ebenfalls die Kolumne von Markus Albers „Arbeit ist kein Ort mehr“ im
„Lufthansa Magazin“ gelesen oder vom „Blue Building“ auf der Expo Vision gehört
haben, kommen Sie am 16. April 2015 zum 11. RICS-Focus nach Berlin. Dort werden
wir das Thema vertiefen, denn: Immobilien sind langlebige Investitionsgüter, da lohnt
es sich, heute schon an übermorgen zu denken!
Hanno Schrecker MRICS, stv. Vorsitzender der
Professional Group Commercial Property und
Geschäftsführer Aoakore GmbH
An übermorgen denken
«
Hanno Schrecker MRICS, Aoakore GmbH
Der Arbeitsplatz und die
Arbeitskultur der Menschen
verändern sich immer mehr.
Der Berufsverband der Royal
Institution of Chartered Sur-
veyors (RICS) Deutschland
beschäftigt sich in der Pro-
fessional Group „Commercial
Property“ mit diesem Thema
und geht der Frage nach, wie
die Bürostruktur der Zukunft
wohl aussehen könnte.
Foto: RICS