Seite 28 - Immobilienwirtschaft_2014_07-08

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Investment & Entwicklung
i
Family Offices
Lehre an einer Hochschule – wie auch in
Witten-Herdecke interessanterweise ei-
ner Privathochschule – hält er insofern
für wichtig, als der Begriff „Familiy Of-
fice“ nicht geschützt ist und zunehmend
inflationär zumBeispiel auch für Banken-
vertriebskanäle benutzt werde.Wesentlich
sei, dass das Family Office keine eigenen
Fondsprodukte vertreibe und auch keine
Provisionen erhalte, sondern ausschließ-
lich und direkt vomKunden vergütet wer-
de. Insofern agiert das Family Office als
Eigentümervertreter, damit dieser nicht
selbst amMarkt auftreten muss, zum Bei-
spiel auch nicht als Vermieter.
Einer der wichtigsten Gründe für die
aktuelle „Konjunktur“ der Familiy Offices
sind die stetig sinkenden Kapitalzinsen.
Auch Familienstiftungen und gemein-
nützige Stiftungen können aus ihrem
Stiftungskapital nicht mehr genug Erträ-
ge erwirtschaften, um die Stiftungsziele
zu finanzieren, und müssen umschichten.
Diese Tendenz wird durch die jüngste Ent-
scheidung der EZB bestätigt, den Haupt-
refinanzierungssatz noch einmal um 0,1
Prozentpunkte auf 0,15 Prozent zu senken.
Selbstwenn, sodieEinschätzung vonTimo
Tschammler FRICS von JLLDeutschland,
die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen
in Folge der erhofften konjunkturellen Be-
lebung mittelfristig leicht steigen sollten,
wird der Abstand zwischen Immobilien
und der Vergleichsgröße der Staatsanlei-
hen noch so groß sein, dass Immobilien
die attraktivere Verzinsung bieten.
Dank gestiegener Aufmerksamkeit
scheint in jüngster Zeit die Bereitschaft
von Familiy Offices zu wachsen, allge-
meinere Fragen zur Interessenslage zu
beantworten. Diese Erfahrung machte
Reimund Schulz, Geschäftsführer der aus
einem Familiy Office hervorgegangenen
Beratungsgesellschaft Famos Immobilien
GmbH. 2012 publizierte Famos die von
der Family Office Consulting GmbH,
Frankfurt, im Auftrag erarbeitete Studie
I
n der Presselandschaft nur zu bekannt
sind Mitteilungen aus Maklerhäusern
wie diese: „Das Objekt XY in der Stadt Z
wurde an privat veräußert. Über die
Konditionen wurde Stillschweigen ver-
einbart.“ Noch vor wenigen Jahren war
der Begriff „Family Office“ als englische
Bezeichnung für die Verwaltung größerer
Familienvermögen nur einigen wenigen
spezialisierten Maklern und Beratern im
Immobilienbereich bekannt, heute ist
er in aller Munde, ohne dass sich damit
wirklich konkrete Vorstellungen verbin-
den würden, welches Marktpotenzial auf
Investorenseite sich hier eröffnet.
Licht ins Dunkel
Studien und Tagungen
trugen dazu bei, etwas Licht ins Dunkel
zu bringen. Allerdings: Privatvermögen
und so auch die meisten Family Offices
lieben das Bankgeheimnis und scheuen
die Öffentlichkeit. Das gilt auch für die
SFO GmbH aus Darmstadt, die für die
Familie Ströher tätig ist, Eigentümerin ei-
ner der größten Privatsammlungen zeitge-
nössischer Kunst in Deutschland und am
Innenhafen inDuisburg engagiert. Nähere
Auskünfte werden nicht erteilt.
„Family Offices sollen das Vermögen
der Unternehmerfamilie und des Famili-
enunternehmens bewahren und kunden-
spezifische Dienstleistungen bereitstellen,
welche die zukünftigeVermögensentwick-
lung unterstützen“, so die Definition von
Carolin Decker, Inhaberin der Juniorpro-
fessur „Family Offices“ am Lehrstuhl für
Familienunternehmen der WHU – Otto
Beisheim School of Management in Val-
lendar bei Koblenz.
Sponsor für die Professur ist unter an-
derem Christoph Zapp, zugleich für die
eigene Familie mit einem Single Family
Office aktiv als auch geschäftsführender
Gesellschafter der Pamera Real Estate
Partners GmbH, einem echten Immobili-
en Multi Family Office für einen geschlos-
senen Kreis von Familien. Forschung und
Verschwiegenheit sinkt
Noch vor wenigen Jahren
war der Begriff „Family
Office“ nur wenigen spezi-
alisierten Maklern bekannt.
Auch heute gibt es oft keine
konkreten Vorstellungen,
welches Marktpotenzial
auf Investorenseite sich
hier eröffnet. Doch einige
Schwerpunktaktivitäten sind
in der Zwischenzeit bekannt
geworden.
7
1
3
4
6
5
2
1
60% und mehr
11,11%
2
50% bis unter 60%
11,11%
3
40% bis unter 50%
11,11%
4
30% bis unter 40%
16,67%
5
20% bis unter 30%
22,22%
6
10% bis unter 20%
22,22%
7
Weniger als 10%
5,56%
ImmobilienmaNagement 2014
Bei einer Umfrage der Feri AG lag bei
der Frage „Wie hoch, schätzen Sie, ist der
Anteil an Immobilienanlagen (direkt und
indirekt) an Ihrem Gesamtvermögen?“
der Durchschnitt bei 33,9 Prozent.
Quelle: Frei AG