Seite 15 - Immobilienwirtschaft_2014_07-08

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-8.2014
Foto: Deutscher Verband
Kooperation auf allen Ebenen
F
ür die Ansiedlung und Erweiterung von Büro-, Handels-, Logistik- und Industrie­
immobilien ist ein differenziertes und hochwertiges Gewerbeflächenangebot notwen-
dig, das die unterschiedlichen Flächen-, Infrastruktur- und Standortanforderungen
der einzelnen Branchen bedient. Dies lässt sich nur im regionalen Verbund und mit
einem strategischen und zielgerichteten Gewerbeflächenmanagement in Zusammen­
arbeit zwischen Städten undUmlandkommunen erreichen. Zu häufig noch erfolgt aller-
dings in den einzelnen Kommunen eine undifferenzierte Ausweisung und Vermarktung
von Gewerbeflächen in gegenseitiger Konkurrenz. Gemeinden wollen möglichst viele
ihrer Flächen um „jeden Preis“ an den Mann bringen, um Arbeitsplätze und Steuer-
einnahmen auf ihrem Gebiet zu generieren. Obwohl in der Summe noch genug Flä-
chen zur Verfügung stehen, entsprechen diese in Lage und Qualität infolgedessen nicht
mehr der Nachfrage. Die unkoordinierte Vermarktung kann jedoch die Profilierung
und Wettbewerbsfähigkeit ganzer Regionen beeinträchtigen. Um hochwertige Flächen
zu sichern und ungewollte Nutzungen zu vermeiden, setzen manche Regionen deshalb
auf die gemeinsame Entwicklung ihrer Gewerbe- und Industrieflächen. Denn nur mit
abgestimmtenHandlungsplänen, Verantwortlichkeiten und Finanzierungen können sie
ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.
Beispiel Halle/Leipzig
Wie dies funktionieren kann, zeigt sich in der Region Halle/
Leipzig. Trotz massiver Struktureinbrüche nach der Wende konnte die mitteldeutsche
Region bereits seit den frühen 1990er Jahren große Ansiedlungserfolge erzielen. Aller-
dings stehen mittlerweile immer weniger große, attraktive Gewerbeflächen zur Verfü-
gung. Gleichzeitig belasten Flächen, die seit Jahren nicht vermarktet werden können,
die kommunalen Haushalte. Um ein nachfragegerechtes Angebot zu schaffen, haben
2009 20 Städte und Gemeinden unter der Leitung des Stadtplanungsamts Leipzig und
des Fachbereichs Planen der Stadt Halle auf freiwilliger Basis eine interkommunale
Kooperation angestoßen. Besonders bemerkenswert ist dies auch deshalb, da damit die
Landesgrenze überwunden wird, die die Wirtschaftsregion administrativ teilt.
Studie „City Regions“
Wichtige Impulse brachte der Austausch mit anderen europä-
ischen Regionen. Das EU-Projekt „Via Regia Plus“, das sich unter anderem mit Stadt-
regionen als „Motoren der Entwicklung“ beschäftigte, bildete den Startpunkt für die
interkommunale Zusammenarbeit. Das Nachfolgeprojekt „City Regions“, an demneben
der Stadt Leipzig die Regionen Wrocław, Prag, Graz und Turin teilnehmen, führt diese
Arbeit aktuell fort: Im Zentrum steht das Erproben von stadtregionalen Kooperations-
modellen zur Steigerung der regionalenWettbewerbsfähigkeit. Die Förderung für beide
transnationalen Kooperationsprojekte kommt aus dem Interreg-Programm „Central
Europe“.
Der Deutsche Verband führt im Rahmen von „City Regions“ eine Studie durch, in
der untersucht wird, welche Fördermöglichkeiten die EU-Strukturfonds für die Stadt-
Land-Zusammenarbeit bieten. Dafür wird eine vergleichende Analyse des zukünftigen
EU-Förderrahmens in den fünf europäischen Partnerregionen gemacht. Die Ergebnisse
werden im September 2014 auf der „City Regions“-Abschlusskonferenz in Dresden vor-
gestellt.
Christian Huttenloher
Gewerbeflächenentwick-
lung
Kommunen sollten
bei der Entwicklung von
Gewerbe- und Industrie-
flächen intensiv zusammen-
arbeiten – das stärkt die
Wettbewerbsfähigkeit der
Region.
«
Christian Huttenloher, Generalsekretär des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen,
Städtebau und Raumordnung e.V.