Seite 38 - Immobilienwirtschaft_2014_06

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VERMARKTUNG & BEWERTUNG
I
OBJEKTVERMITTLUNG
aufgrund der nahendenWahlen nicht wei-
ter verfolgt. Dass die Ablehnung damals
eher parteipolitisch als sachlich erfolgte,
zeigt die Tatsache, dass die gleichen Argu-
mente, die vonCDU/CSUund FDP für die
Ablehnung genannt wurden, heute nicht
mehr relevant erscheinen.
DEM IVD FEHLT DIE FDP
Osthus verweist
dennoch auch auf das frühe Stadium des
Gesetzgebungsverfahrens. Bisher liegt in
der Tat nur der Referentenentwurf vor.
Bis es zu einem Gesetz kommt, dürfte es
Herbst werden.
Im gleichen Verfahren befindet sich
die so genannte Mietpreisbremse. Sie
offenbart ein weiteres Problem des IVD.
Vor der Wahl waren sich Verband und die
noch regierende FDP einig: Das Vorhaben
werde Investitionen verhindern und die
Mieten weiter verteuern. Doch weder die
in der Versenkung verschwundene FDP,
noch der Verband dringenmit ihrer Kritik
bei der Großen Koalition durch. Im Ge-
genteil: Die CDU, auf die der IVD seine
Hoffnungen stützte, hat in derWohnungs-
politik die Ansichten der SPD übernom-
men. Auch Christian Osthus muss zuge-
ben, dass die Immobilienmakler politisch
heimatlos geworden sind. Seit der Abwahl
der Liberalen fehlen Ansprechpartner für
die Lobbyarbeit. Dennoch ist Osthus zu-
versichtlich, dass es bis zum endgültigen
Gesetz noch zu Änderungen kommen
wird: „In Gesprächen merken wir, dass
viele Parlamentarier der Union langsam
mitbekommen, dass sie von der SPD über
den Tisch gezogen wurden“, hofft er.
Einige Makler sehen das skeptischer.
„Es ist ein Verband, der keinen Einfluss
auf die Immobilienpolitik nimmt, weil er
keinen hat“, moniert einMakler
1
. Hier wi-
derspricht Osthus energisch: „Lobbyarbeit
findet auf mehreren Ebenen statt.“ Der
Verband sei im Gespräch mit den zustän-
digen Ausschussmitgliedern. Noch aber
sei es zu früh, über Erfolge zu sprechen.
G
leichgültig, ob es um die Mietpreis-
bremse, die Bezahlung der Makler
oder die Energieeinsparverordnung
geht: Nicht wenigeMakler haben den Ein-
druck, dass die Meinung des „Immobili-
enverband Deutschland“ (IVD) in Berlin
nicht wirklich viel zählt. Der Unmut der
Maklerschaft über die Lobbyarbeit ihres
Verbands wird lauter, etwa im Internet:
„Es wird zwarWiderspruch zumGesetze-
sentwurf erhoben, aber nicht demonstra-
tiv und stark genug als Stimme der Mak-
ler vorgetragen“, meldet sich ein Makler
auf Facebook zu Wort. Und das ist mit-
nichten eine Einzelstimme. Nur dass die
wenigsten Makler ihren Ärger öffentlich
äußern. Auch der facebookende Makler
antwortete auf eine Anfrage der „Immo-
bilienwirtschaft“ nicht.
FORDERUNGEN ALLERORTEN
Wer nach
Stellungnahmen des IVD zu den aktuellen
Themen sucht, wird durchaus fündig. Bei-
spiel Bestellerprinzip: Das Thema erregt
die Branche, seit es wieder auf der poli-
tischen Tagesordnung erschien. Erklärtes
Ziel der Politik: Wohnungssuchende sol-
len keine Maklergebühren mehr zahlen.
Der IVD brandmarkt die Idee als „politi-
schen Irrweg und völlig praxisfern“. Seine
Forderung: Als Besteller müssten Mieter
und Vermieter auftreten können.
Politische Beobachter sehen die Chan-
cen, das Bestellerprinzip im Sinne der
Makler noch einmal abzuändern, als ge-
ring an. Auch viele Makler fürchten, dass
die ohnehin oft mieterfreundliche Stim-
mung in Berlin keine Änderungen mehr
zulässt. BeimIVD istman zuversichtlicher.
„Der IVD hat das Bestellerprinzip schon
einmal abgewendet“, erinnert Christian
Osthus, Leiter der IVD-Rechtsabteilung.
In der vergangenen Legislaturperiode lag
demschwarz-gelb dominierten Bundestag
eine Gesetzesvorlage aus dem–mehrheit-
lich von der SPD getragenen – Bundesrat
vor. Die Initiative wurde abgelehnt und
IVD – der heimatlose Verband
Bestellerprinzip & Co.: Jetzt
wäre es Zeit für Lobbyisten,
doch noch Veränderungen
durchzusetzen. Aber seit
die FDP in der Versenkung
verschwunden ist, hat der
IVD seinen wichtigsten
politischen Ansprechpartner
verloren. Die Maklerschaft
ist unzufrieden.
„Vorhaben, wie das
Geldwäschegesetz, die
Widerrufsbelehrung
im Fernabsatzgesetz
wurden vom IVD nicht
hart und früh genug
angegangen.“
Harald Blumenauer,
Makler aus Frankfurt am Main
1) Die Namen der Makler, die nicht genannt
werden wollten,liegen der Redaktion vor.