Seite 30 - Immobilienwirtschaft_2014_06

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Foto: Dirk Weiß
samt Burg, Stadion, Aquarium, Friedhof und Le Corbusier Ge-
dächtnishaus entstehen, die ihresgleichen sucht.
Offenheit führt zuNeugierde, Begeisterung zumitwirkendem
Handeln und Viele können gemeinsam weit mehr erreichen als
Einzelne. Auch wenn die Ergebnisse unseres Tuns schnell von
der Flut wieder weggespült wurden, habe ich doch daran etwas
erkannt: Inklusivität schlägt Exklusivität und kooperatives Ver-
halten schlägt Einzelarbeit.
VON OBEN UND VON UNTEN
Was uns und unseren Städten richtig
weiterhelfen kann, ist ein Mehr an Verantwortungsbewusstsein,
Offenheit und Zusammenarbeit. Von oben und von unten. Also
für die Gesellschaft und für den Einzelnen. Denn die Umstände
sind günstig. Nach demWiederaufbau der 1950er bis 1970er Jahre
und der damit einhergehenden Stadtflucht hat sich der Trend der
Suburbanisierung in unseren Städten umgekehrt.
Niedrige Zinsen und steigendeMieten führen zu einemWoh-
nungsbauboom, wie es ihn in Deutschland in meiner Zeit noch
nicht gegeben hat. Von den bis 2017 prognostizierten fast sieben
Millionen Quadratmeter Geschossfläche, die allein in Berlin neu
gebaut werden, sollen zwei DrittelWohnungen sein! Damit befin-
den sich die Städte heute in einer günstigen Ausgangssituation,
in der es gilt, die Chancen zu nutzen und die vorhandenen Mög-
lichkeiten und Energien in die richtigen Richtungen zu lenken.
Denn es stehen viele großeThemen und Forderungen zur Lösung
an. Hierzu zählen besonders die Energiewende, der Klimawandel,
S
ind Investoren egomanisch, Stadtplaner starrsinnig, Archi-
tekten verträumt und Banker gierig? Und ich könnte hinzu-
fügen: Juristen streitsüchtig? GUs hinterhältig? Und Makler?
Diemag sowieso keiner! Und die Immobilienbranche ist ein Club
von alten Männern, die eigentlich schon alles erlebt haben! Das
sind bestimmt alles Vorurteile, die nicht zutreffen! Trotzdem
bleiben Fragen.
Fragenwie zumBeispiel:Warumvertreten nicht mehr Frauen
in Führungspositionen ihr Unternehmen auf der Expo Real oder
auf der Mipim? Wie viele Träger öffentlicher Belange, Politiker,
Vertreter der Stadtplanungsämter, Ingenieure, Architekten, Bür-
gerinitiativen, Baugruppen, Nachbarn sind auf denMarktplätzen
der Immobilienbranche vertreten? Bleiben die alten, ehrgeizigen
Männer doch zu sehr unter sich? Diese Frage habe ichmir gestellt,
als ich im vergangenen Sommer am Strand von Westerland den
eindrucksvollen Bau eines mächtigen Sandkrokodils betrachtete.
Es war das Werk eines stolzen Vaters, der sich auch vom baldigen
Ausscheiden seiner zwei Kinder nicht entmutigen ließ und in
geschätzten weiteren fünf Stunden Arbeit dieses Zeugnis männ-
lichen Willens hervorbringen konnte. Anerkennende Blicke der
norddeutsch schweigsamen Nachbarn war sein Lohn.
Dieser Moment ermutigte mich zu einem eigenen Feldver-
such. Was dann passierte, übertraf alle meine Erwartungen. Kin-
der, Jugendliche und Erwachsene aus den unterschiedlichsten
Teilen der Republik fanden sich in Begeisterung für die gemein-
same Sache für Stunden zusammen und ließen eine Sandstadt
Von Sandburgen und Vorurteilen
Eike Becker