Seite 22 - Immobilienwirtschaft_2014_06

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
FINANZ-INTERVIEW
Mit welchem realistischen Wachstum
rechnen Sie in diesem Jahr?
Wir planen
ein Neugeschäft von 3,5 Milliarden Euro,
und ich bin sehr optimistisch, dass wir
das schaffen, vielleicht sogar übertreffen.
In den ersten beiden Monaten haben wir
bereits eineMilliarde Euro abgeschlossen.
Das ist der beste Jahresbeginn, den ich je
erlebt habe.
Sind alte Kunden abgesprungen?
Mit
vielen unserer Kunden stehen wir bereits
über Jahrzehnte in einer vertrauensvollen
Geschäftsbeziehung, das zahlt sich aus.
Außerdem ist der Kreis der Finanzie-
rer kleiner geworden, da sich einige
Banken aus dem Deutschland-Geschäft
zurückziehen mussten. Durch unsere
nachgewiesene Leistungs- und Lieferfä-
higkeit erhalten wir neue Kreditanfragen
zunehmend exklusiv, was zu einer stei-
genden Hit Ratio geführt hat.
Wie steht es mit neuen Kunden?
Zur
Erreichung unserer Wachstums- und
Ertragsziele ist es wichtig, unsere Kun-
denbasis weiter zu verbreitern. Im ver-
gangenen Jahr haben wir 39 Neukunden
gewonnen, mit denen wir etwa 40 Prozent
unseres Geschäfts generiert haben. Auch
im laufenden Jahr ist deshalb die Neukun-
dengewinnung insbesondere in den Me-
tropolregionen ein wichtiger Bestandteil
unserer Strategie.
Warum entscheiden die sich für Sie?
Viele Kunden entscheiden sich für uns,
weil wir Transaktionssicherheit bieten. Es
dauert oft zwei, drei Monate, bis Kunde
und Bank den ganzen Prozess mit Due
Diligence etc. durchlaufen haben. Wenn
die interne Abstimmung schnell und ver-
bindlich läuft, ist das heutzutage schon
ein Wettbewerbsvorteil. Wir haben un-
sere Prozesse verbessert, um möglichst
früh dem Kunden gegenüber verlässlich
auftreten zu können. Oder im Einzelfall
Herr Axmann, die HSH Nordbank ver-
öffentlichte rote Zahlen für das Ge-
schäftsjahr 2013. Gleichwohl wurden
für den Immobilienbereich positive
Entwicklungen vermeldet.
Wir haben
in der Tat operativ erfreuliche Fortschrit-
te im Bereich Immobilienkunden erzielt.
Nach der EU-Entscheidung im Jahr 2011
haben wir unser neues Geschäftsmodell
implementiert und uns unter anderemaus
dem internationalen Immobiliengeschäft
zurückgezogen. Nach einer Phase der Zu-
rückhaltung in den Jahren zuvor konnten
wir unser Neugeschäft dann wieder aus-
weiten. Mit einem Volumen von 2,6 Mil-
liarden Euro im vorletzten Jahr und drei
„Deutschland grundsätzlich als
Save Haven anzusehen, ist trügerisch“
Das Immobiliengeschäft bei
der HSH Nordbank läuft gut –
trotz insgesamt roter Zahlen,
die die Bank im Geschäftsjahr
2013 schrieb. Warum das so
ist und welche Rolle auslän-
dische Investoren spielen,
das berichtet der Leiter des
Bereichs Immobilienkunden,
Peter Axmann
.
Milliarden Euro im vergangenen Jahr –
ausschließlich in Deutschland – zählen
wir sicherlich zu den Top 5 der gewerb-
lichen Immobilienfinanzierer bundesweit.
Die konjunkturellen Aussichten sind po-
sitiv. Sehen Sie das auch so?
Wir erleben
gerade eine sehr stabile konjunkturelle
Lage, die voraussichtlich auch in den kom-
menden Jahren anhalten wird. Insofern
verwundert es nicht, dass sich die Immo-
bilienbranche im Moment auf Deutsch-
land fokussiert. Ich meine aber, dass wir
uns von diesem Umstand nicht täuschen
lassen sollten. Deutschland grundsätzlich
als „SaveHaven“ anzusehen, ist trügerisch.
Wir sind keine Insel und viele Länder um
uns herum haben große Probleme. Mit
dem billigen Geld der EZB erkaufen wir
uns momentan eine gewisse Stabilität, es
fehlt jedoch ein stabiles Konzept für die
Zukunft. Außerdem ist der Immobilien-
markt immer zyklisch, und im Moment
befinden wir uns eher oben als unten.
Insbesondere bei Grundstücksankäufen
für neue Projektentwicklungen ist meines
Erachtens bereits Vorsicht geboten.
Ist die Situation vergleichbar mit der
von 2005/2006?
Nein. Damals wur-
de häufig gesagt: „Ich kaufe, und bis der
Hauptmieter auszieht, habe ich längst
weiterverkauft.“ Ich gehe nicht davon
aus, dass diese Buy-and-sell-Strategie bei
Core-Immobilien flächendeckend funkti-
oniert – zumal die Preise vielerorts schon
immens angestiegen sind. Gerade im
Hinblick auf eine mögliche Zinswende in
den nächsten Jahren rechnen wir als Bank
längst nicht mehr nur mit dem Ist-Zins,
sondern achten bei unserer Finanzie-
rungsentscheidung darauf, dass aus dem
Objekt-Cashflow auch ein nachhaltiger
Kapitaldienst von fünf Prozent und eine
Tilgung von 1,5 Prozent getragen werden
kann. Außerdem ist der Eigenkapitalein-
satz heute deutlich höher als vor der Krise.