Seite 58 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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06 | 2013
führe nachhaltiges Handeln auch zu einer Integration der Natur
in das Umfeld, das Innenleben und die Architektur der Immo-
bilie. Die Konversion nicht mehr benötigter Flächen bietet für
Kommunen in Ballungsgebieten bedeutende Entwicklungs-
chancen. Der Erfolg eines neuen Quartiers hängt dabei neben
der Lage vom Nutzungsmix, der Integration von ökologischen
und sozialen Belangen und der Akzeptanz der Bürger ab. „Es
Special
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etwa 360.000 Arbeitsplätzen. Rund zwei Drittel der Quartiere
umfassen Flächen bis zu 50 Hektar. Die fünf größten Projekte
wie Berlin-Adlershof und München-Riem weisen Gebietsare-
ale von jeweils 250 Hektar oder mehr auf. Geografisch gesehen
finden sich die meisten neuen Stadtquartiere in den west- und
süddeutschen Flächenstaaten sowie in den Stadtstaaten Berlin
und Hamburg. Rund 64 Prozent von ihnen liegen in Groß-
städten. Bei 80 Prozent dieser Stadtquartiere handelt es sich
um städtebauliche Konversionen. Die Vornutzungen umfassen
Militäranlagen (33,2 Prozent), Verkehrsflächen (21,5 Prozent),
Industrieareale (20,7 Prozent) oder Infrastrukturanlagen (4,3
Prozent), so das BBRS. In knapp drei Vierteln der Fälle sind
Wohnen, Arbeiten, Versorgen und Erholen im quartierbezo-
genen Zusammenhang konzipiert. Bei den gewerblichen Nut-
zungen überwiegen Handel und Dienstleistungen, die sich
aufgrund der weniger störenden Nutzungen gut in bestehende
Siedlungsstrukturen integrieren lassen. Der Anspruch an eine
nachhaltige Stadtentwicklung manifestiert sich im Leitbild der
kompakten Stadt, der Smart City, und in integrativen Entwick-
lungskonzepten. Das Quartier dient dabei als Bindeglied zwi-
schen den einzelnen Bauvorhaben und der sozialen Zielrich-
tung der Gesamtstadt. „Bei der Quartiersentwicklung gilt es für
Projektentwickler einen Beitrag zu einer gelungenen Mischung
aus wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Faktoren der
Stadt zu leisten“, stellt Robert Bambach, Mitglied der Segment-
leitung Real Estate Solutions von Hochtief Solutions, fest. Dabei
Beispielprojekt: Henninger als Markenzeichen
Auf der Industriebrache der seit 2002 stillgelegten Henninger-Brauerei in Frankfurt-
Sachsenhausen entwickelt Actris für rund 300 Millionen Euro ein neues innerstäd-
tisches Quartier. Auf 74.000 Quadratmetern des Geländes sollen Büros und Läden
entstehen, auf 80.000 Quadratmetern sind Wohneinheiten geplant, der Rest des
Geländes wird Grün- und Freiflächen beinhalten. Der sogenannte Henninger-Turm,
ein Frankfurter Wahrzeichen, wird nach den Plänen des Frankfurter Büros Meixner
Schlüter Wendt als Wohnturm mit 130 Eigentumswohnungen neu aufgebaut. Als
Abschluss des kubischen Passivhauses ist auch wieder ein bierfassförmiger Aufsatz
mit Drehrestaurant vorgesehen. „Die Silhouette erinnert sehr stark an den noch ste-
henden Henninger Turm. Uns war es wichtig, das Wahrzeichen der Stadt zu erhal-
ten“, sagt Daniel Hopp, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft Actris AG. Die
restliche Wohnbebauung wird nach einem Entwurf des Frankfurter Architektenbüros
Jourdan & Müller erfolgen. Im Vorfeld hatte es Verzögerungen gegeben, da die zu
Radeberger gehörende Binding-Brauerei ihren Betrieb durch die heranrückende
Wohnbebauung gefährdet sah. Nach einer Planänderung löst nun eine abgestufte
Zulässigkeit von lärmemittierenden hin zu lärmempfindlichen Nutzungen den Kon-
flikt zwischen dem Gewerbebetrieb und der Wohnbebauung.
Foto: WPV Baubetreuung GmbH; WGK Planungsgesellschaft