Seite 55 - Immobilienwirtschaft_2013_06

Basic HTML-Version

55
Kaum eine Unternehmenssituation ist so
spannend wie ein bevorstehender Bör-
sengang. Es bedarf der Interaktion mit
allen Kapitalmarktteilnehmern – also
Investoren, Analysten, Banken, Medien.
Gleichranging ist ein vertrauensvoller
Kontakt mit Mitarbeitern, Kunden und
dem politischen Umfeld wichtig. Vor
dem Hintergrund der aktuell hohen
Volatilität der Finanzmärkte und der
zunehmenden Berichterstattung in Echt-
zeit sind auch die Anforderungen an die
kommunikative Begleitung eines Bör-
sengangs deutlich gestiegen.
Zweifelsohne ist der Börsengang für
Unternehmen mit einem hohen Risiko
verbunden. Überhaupt ähneln Börsen-
gänge Vorstellungsgesprächen: Es gibt
keine zweite Chance. Die Zahl der Un-
ternehmen, die einen Börsengang ab-
brechen und dann im zweiten Anlauf
doch erfolgreich bewältigen, ist äußerst
gering. Laut Bloomberg ergibt sich eine
Erfolgsquote für den zweiten Anlauf von
etwa zehn Prozent. Umso bemerkens-
werter ist die erfolgreiche Börsennotie-
rung der GSW Immobilien AG im April
2011, nachdem der erste Versuch auf-
grund der Griechenland-Krise ein Jahr
zuvor gescheitert war.
Komplexes Unterfangen
Die Kommunikationsrisiken bei einem
Börsengang senken die Publicity
Guideline. In ihr übt sich ein vielköp-
figes Team aus Gesellschaftern, dem
Vorstand, dem Kommunikationsteam
des Börsenaspiranten, Rechtsanwäl-
ten, Transaktionsberatern und Banken
in der Kunst, alle Dokumente und jede
Äußerung im Zusammenhang mit dem
Börsengang jeweils abzustimmen. Das
inhärente Risiko hierbei: Erst nach voll-
ständiger interner Abstimmung dürfen
Informationen an die Öffentlichkeit
gelangen, um die Regeln des Wertpa-
pierhandelsgesetzes, des Securities Act
und der Insiderregeln zu beachten. Im
Rahmen dieser Publicity Guideline wird
zudem genau definiert, zu welchen The-
men aus Haftungsgründen Aussagen der
Beteiligten möglich sind.
Risikominimierend wirkt auch die
vom Kommunikationsberater zusam-
men mit Gesellschaftern, Vorstand,
Investmentbanken und der Kommuni-
kationsabteilung des Börsenaspiranten
entwickelte Equity Story. Sie bildet mit
der Beschreibung der Attraktivität des
Geschäftsmodells für künftige Inves­
toren den roten Faden durch den gesam-
ten IPO-Prozess.
Kann das Risiko eines Börsengangs
überhaupt in seinem ganzen Ausmaß ab-
geschätzt werden? Kaum. Wenn für ein
gesundes Unternehmen allerdings das
Marktumfeld stimmt, die Kommunika-
tion abgestimmt erfolgt und die Equity
Story im rechtlich zulässigen Rahmen
strukturiert wird, sind die Chancen auf
einen erfolgreichen IPO erhöht.
f
|
Börsengang.
Ein Unternehmen, das an den Kapitalmarkt strebt, macht sich
öffentlich. Um erfolgreich an der Börse zu starten, ist deshalb eine abgestimmte
Kommunikation mit allen relevanten Akteuren notwendig.
Thomas Rücker, Geschäftsführender Gesellschafter Rueckerconsult GmbH
06 | 2013
»Bei der
Interaktion im Rahmen
von Börsengängen gibt
es eine Vielzahl von
Risiken. Professionelle
Kommunikation mindert
diese.«
Risiko
Eine zweite
Chance
gibt es selten