Seite 49 - Immobilienwirtschaft_2013_06

Basic HTML-Version

49
06 | 2013
neren Verwaltern meist nicht so gut aus.
Diese seien oft schlecht oder gar nicht in-
formiert, beobachtet man bei den Mess-
dienstleistern und Verbänden der Woh-
nungswirtschaft übereinstimmend.
Nach einer Umfrage, die das Mei-
nungsforschungsinstitut Marplan im
Auftrag des Münchener Dienstleisters
Techem Anfang des Jahres durchgeführt
hat, haben zwar schon mehr als zwei von
drei Befragten einmal von Legionellen
im Trinkwasser gehört. Doch nur vier
tungsanlagen deutschlandweit überprüft
werden. Über 90 Prozent der notwendi-
gen orientierenden Beprobungen habe
man bereits durchgeführt.
Was tun bei positivem Befund?
Doch die eigentliche Arbeit fängt dann
oftmals erst an. Der Messdienstleister
Kalorimeta kommt nach über 100.000
Trinkwasserproben zu dem Ergebnis,
dass in fast zehn Prozent der Fälle eine
Überschreitung des Grenzwerts vorliegt.
Auch bei Ferienhäusern, die viele Wo-
chen im Jahr leer stehen, dürfte es zu
positiven Befunden kommen. Wie das
Problem gelöst werden soll, ist vielen
Eigentümern sicherlich noch nicht klar.
„Das Thema wird die Immobilienwirt-
schaft noch eine Weile beschäftigten“, ist
sich DDIV-Vize Haase sicher.
f
|
Die Trinkwasserverordnung
Die Trinkwasserverordnung schreibt die jähr-
liche Legionellen-Prüfung von sogenannten
zentralen Trinkwassererwärmungsanlagen
vor. Als Grenzwert gilt der „technische Maß-
nahmenwert“; dieser beträgt 100 Legio-
nellen in 100 Millilitern Trinkwasser.
Die Legionellose gehört in Deutschland zu
den häufigsten Krankheiten, die durch Was­
ser übertragen werden. Die Erreger lauern in
Schulen, Krankenhäusern, Schwimmbädern
und Altenheimen, aber auch unter der hei­
mischen Dusche. Jährlich erkranken 20.000
Menschen in Deutschland an der Legionello­
se, bei rund 15 Prozent verläuft die Krankheit
tödlich. Verursacht wird der Legionellen-Befall
zum Beispiel durch Wasser, das bei Tempera­
turen zwischen 25 und 55 Grad Celsius tage­
lang ungenutzt in Leitungen steht.
Quelle: ista
ANZ E I GE
Prozent der Befragten bringen das The-
ma mit der neuen Trinkwasserverord-
nung zusammen.
Viele Eigentümer scheinen zudem
den Aufwand zu unterschätzen. „In sehr
vielen Fällen müssen die Probenahme-
ventile noch eingebaut werden“, sagt
Friedemann Kuppler vom Messdienst-
unternehmen Kalorimeta aus Ham-
burg. Dabei kann es vor allem bei den
Installateuren zu Engpässen kommen.
„Bei größeren Immobilienbeständen ab
etwa 3.000 Wohneinheiten muss man
mit rund drei Monaten rechnen, bis alle
Probenahmeventile montiert sind“, weiß
Kuppler. Auch die Messdienstleister sind
vorsichtig geworden. Anfang vergange-
nen Jahres gaben sich fast alle Unterneh-
men noch äußerst zuversichtlich, dass
die Kapazitäten ausreichen würden, um
den ursprünglich vorgesehenen Termin
im Oktober halten zu können. Schnell
musste man damals einsehen, dass die
Zeit nicht ausreicht. Wer nicht schnell
handelt, wird sich schwertun, die Frist
einzuhalten. „Das werden nicht alle hin-
bekommen“, glaubt Haase. Bei der Ista
erwartet man, dass die Aufträge in den
kommenden Monaten deutlich zuneh-
men werden. „Die Montage- und Labor-
kapazitäten, insbesondere bei kleineren
Anbietern, werden dann vermutlich
nicht ausreichen, um die zu erwartende
Auftragsflut fristgerecht abzuarbeiten“,
sagt Schäfer.
Totleitungen ohne Plan
Probleme beim Einbau seien kaum zu
erwarten, weiß Verwalter Haase aus Er-
fahrung von 5.800 Wohnungen. Aller-
dings werde der Aufwand, alle notwen-
digen Leitungen zu überprüfen, häufig
unterschätzt. So sind zum Beispiel in
Tiefgaragen Wandhydranten und Lösch-
wasserleitungen oft an die Frischwas-
serversorgung angeschlossen. In diesen
Totleitungen können sich ebenfalls Legi-
onellen ausbreiten. Vor allem bei älteren
Gebäuden gibt es keine Unterlagen, wo
überall Leitungen liegen.
Bei Techem gibt man sich dennoch
gelassen. Man sei gut aufgestellt, um die
Anfragen der Wohnungswirtschaft zu
bearbeiten. Allerdings sollten Vermieter
wissen, dass während der Bearbeitungs-
zeit alleine die Probenanalyse 14 Tage
dauert. „Jeder Immobilienbesitzer sollte
auf jeden Fall genügend Zeit für die In-
stallation der Probenahmeventile und
die Probenentnahme einplanen“, sagt Ja-
nina Korn von Techem.
Um nicht noch mehr Zeit zu verlie-
ren, sollten zumindest die Mieter infor-
miert sein, da die Proben in der Woh-
nung genommen werden. So hat etwa
das Immobilienunternehmen Gagfah,
München, eigens einen Leitfaden entwi-
ckelt, der an die Mieter verteilt wurde.
Bei der Wohnungsfirma müssen rund
3.000 zentrale Warmwasseraufberei-
Platzierung137287.indd 1
10.04.2013 13:28:44