Seite 43 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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06 | 2013
Woran machen Sie die realistische
Chance aus?
Schick:
Weil über den Maklerberuf gere-
det wird, auch öffentlich und in der Po-
litik. Über das Bestellerprinzip und den
ganzen Unfug, der im Gange ist.
Wenn darüber geredet wird, bedeutet
das noch nicht viel …
Schick:
Aber gerade zur jetzigen Zeit
kann man dem Gesetzgeber hervorra-
gend einen Spiegel vorhalten à la: Wenn
ihr euch wirklich um Verbraucher Ge-
danken machen wollt, dann sorgt da-
für, dass auch eine ordentliche Dienst-
leistung im Markt vorhanden ist. Und
das geht nur mit einer ausreichenden
Qualifikation. Deswegen müssen wir
dafür sorgen, dass nicht nur die Wohl-
meinenden sich der Sach- und Fachkun-
deprüfung unterziehen, sondern jeder,
der eine Gewerbeerlaubnis hat. Das ist
unsere Grundposition.
Aber es gibt ja auch noch die Standes-
regeln des Verbandes. Was genau for-
dert der IVD in punkto Weiterbildung
von seinen Mitgliedern?
Schick:
Wir fordern von unseren Mit-
gliedern, dass sie mindestens zwei Wei-
„Wenn sich der Staat wirklich um Verbraucher
Gedanken machen will, dann sorge er dafür,
dass auch eine ordentliche Dienstleistung im
Markt vorhanden ist“,
so der Vizepräsident des
Immobilienverbands Deutschland IVD.
terbildungsveranstaltungen pro Jahr be-
suchen.
Jetzt kommen aber ein paar alte Hasen,
die sagen, ich bin schon 30 Jahre Mak-
ler und gehe nicht mehr auf ein Weiter-
bildungsseminar ...
Schick:
Natürlich gibt es auch Kritiker
an diesem System, das ist ein normaler
Reflex. Aber die Änderungen in unserer
Branche sind so schnelllebig, steuerlich,
rechtlich, oder inpunktoEnergieeinspar-
verordnung: Ich muss als Makler wissen,
welche Pflichten es heute im Bereich
Isolierung gibt. Muss das Dach der Im-
mobilie, die ich auf den Markt bringe,
gedämmt werden oder nicht? Welche
Pflichten gibt es in Bezug auf die ober-
ste Geschossdecke und so weiter … In
diesen Bereichen ändert sich laufend
etwas. Da muss ich, wenn ich beraten
will, auf dem Stand der Technik, der
Rechtsprechung, auch der steuerlichen
Vorschriften sein. Wenn man aber ge-
nauer hinguckt, sind es gerade die von
Ihnen angesprochenen Kritiker, die die
Weiterbildungsseminare am häufigsten
besuchen. Denn sonst wären die nicht
50 Jahre im Markt.
Gibt es denn Sanktionen für den Fall,
dass jemand der Weiterbildungsver-
pflichtung nicht nachkommt?
Schick:
Eher auf dem Papier ...
Keine Ausschlüsse?
Schick:
Wir schließen durchaus Mitglieder
aus bei klassischem Fehlverhalten, das kam
in der Vergangenheit immer wieder vor …
Aber nicht, weil jemand seiner Weiter-
bildungspflicht nicht gerecht wird?
Schick:
Nein, es ist schwierig nachzu-
vollziehen, welches Mitglied bei welchen
Seminaren war.
Das könnten Sie aber doch kontrollie-
ren?! Das wäre natürlich nicht populär.
Aber wäre Kontrolle in Zeiten, in de-
nen die Kritik an den Maklern wieder
so groß ist, nicht doch ein Thema?
Schick:
Ich bin ein Anhänger der Markt-
wirtschaft. Wir machen laufend die
Erfahrung, dass unsere Seminare aus-
gebucht und zum Teil auch überausge-
bucht sind. Das gilt für die, die in den
Akademien laufen oder in den Regional-
verbänden. Daran sehen wir – sozusagen
vo m Nachfrageverhalten –, dass das so
attraktiv ist, dass die Mitglieder freiwillig
kommen.
Es ist also eine fortlaufende und dauer-
hafte Verpflichtung …
Schick:
Das Thema „Qualifikations-
niveau in der Immobilienbranche“ ist
wirklich eines der wichtigsten Themen
überhaupt. Der Markt beschäftigt sich
intensiv mit dem Thema Zertifizierung.
Ich finde das Thema Re-Zertifizierung
jedoch viel spannender. Das heißt, ich
erhalte heute ein Zertifikat, aber nach ein
paar Jahren wird es mir weggenommen,
wenn ich keine Prüfung mache. Mitglie-
der müssen also regelmäßig zeigen, dass
sie gut sind. Das ist ein ethisches Selbst-
verständnis. Interessant ist, dass Ärzte
und Juristen eine solche Fortbildung gar
nicht machen müssen. Und der Fahr-
schullehrer unterrichtet immer noch so,
wie er es vor 40 Jahren getan hat. Gut,
wenn wir uns hier abheben könnten ...
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„Der Markt beschäftigt sich mit
Zertifizierung. Ich finde das Thema
Re-Zertifizierung viel spannender.
Das heißt, ich erhalte heute ein
Zertifikat, aber nach ein paar Jah­ren
wird es mir weggenommen, wenn
ich nicht eine Prüfung mache.“
„Der Fahrschullehrer unterrichtet immer noch so,
wie er es vor 40 Jahren getan hat. Gut, wenn sich
die Makler hier abheben könnten.“