Seite 44 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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44 Finanzen, Markt + Management
06 | 2013
Erfahrene Immobilienprofis verfügen
über spezielles Wissen, das meist nicht
dokumentiert und nur in ihren Köpfen
gespeichert ist. Verlassen sie das Unter­
nehmen, geht dieses Wissen häufig ver­
loren. Denn nicht immer sind Mitarbei­
ter bereit, ihre Kenntnisse freiwillig an
andere weiterzugeben. Wissen verschafft
schließlich Macht. „Immobilienunter­
nehmen, die es schaffen, Strukturen her­
zustellen, die eine Weitergabe von Wis­
sen ermöglichen, werden auf dem Markt
klare Wettbewerbsvorteile haben“, sagt
Stefan Rathswohl, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Bauwirtschaft
der Universität Kassel, dessen Spezialge­
biet Wissensmanagement ist.
Das Managen von Wissen ist in der
Immobilienbranche im Gegensatz zu
Das Wissen zugänglich machen
anderen Industrien noch oft vernachläs­
sigt, sagt Rathswohl: „Unsere empi­
rischen Untersuchungen bestätigen, dass
besonders in kleineren und mittleren
Bauunternehmen bis 150 Mitarbeiter der
organisierte Zugriff auf dokumentierte
Informationen und der Austausch des
personengebundenen
Erfahrungswis­
sens unzureichend oder oftmals unstruk­
turiert umgesetzt ist.“ Zudem würden
Fehler oder verworfene Lösungsvor­
schläge kaum dokumentiert und ausge­
tauscht. Dadurch entstehe Doppelarbeit,
die wertvolle Ressourcen verschlingt.
Dass sich Wissen besonders effektiv
mithilfe von IT-Lösungen sammeln und
ordnen lässt, haben inzwischen viele
große Immobilienunternehmen erkannt
und sie haben in entsprechende Software
Irene Winter, Berlin
Schlanke Prozesse in der Immobilienwirt-
schaft helfen, Kosten zu senken und effek-
tiver zu arbeiten. Wenn Arbeiten doppelt er-
ledigt werden, weil nicht alle Mitarbeiter den
gleichen Wissensstand haben, ist das kontra-
produktiv. Deshalb gilt es, Expertenwissen im
Unternehmen bekannt zu machen.
Erfolg mit einfachen Prozessen
„Knowledge-Management“.
Viele Führungskräfte werden in den nächsten
Jahren in Rente gehen. Damit ihr Wissens- und Erfahrungsschatz nicht mit
ihnen die Unternehmen verlässt, muss rechtzeitig Vorsorge getroffen werden.
investiert. Der Branchenriese Hochtief
beschäftigt sich schon seit den 1990er
Jahren mit diesem Thema und hat eine
Intranet-Lösung entwickelt, um die Ver­
netzung des Mitarbeiterwissens zu för­
dern. Neben einem Telefonverzeichnis
mit wichtigen Ansprechpartnern bietet
das System aktuelle Presseinformationen
und verfügt über die Anbindung an ein
technisches Informationssystem, mit
dem Mitarbeiter auf Literatur, Normen,
technische Regelwerke, abgewickelte
Bauprojekte und Baurechtsinformati­
onen zugreifen können.
Die technische Lösung
Auch der Baukonzern Bilfinger Berger
setzt auf ein Technik-Portal, in dem Mit­
arbeiter in bestimmten Datenbanken
recherchieren können. Dort sind Infor­
mationen über besondere Erfahrungen
der einzelnen Kollegen, technische Inno­
vationen und Forschungsergebnisse er­
fasst. Auch Informationen über Kunden,
Architekten und Planer können in ähn­
lichen Datenbanken gesammelt werden.
Besonders für Immobilienunternehmen,
die international tätig sind, kann es sinn­
voll sein, über Newsgroups
Wissen ist Macht. Nur im Kopf gespeichert, kann es jedoch leicht verloren gehen.
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