Seite 36 - Immobilienwirtschaft_2013_06

Basic HTML-Version

36 Finanzen, Markt + Management
06 | 2013
Das Hoffen auf die zweite Chance
Offene Immobilienfonds.
Deka und Union Investment dominieren die
Branche. Daran werden gesetzliche Neuregelungen nichts ändern, obwohl
kleinere Fondsanbieter Boden gutmachen wollen.
Auf einen Blick
› Der Freibetrag zur Rückgabe von Anteilen
an Offenen Immobilienfonds für Privatan-
leger wird gestrichen; das missfällt den
großen Fondsgesellschaften.
› Die Offenen Immobilienfonds verzeichne-
ten erhebliche Mittelzuflüsse. Allerdings
sind es vor allem die Fonds von Deka und
Union Investment, denen Anleger Geld
zukommen lassen.
› Kleinere Investmenthäuser begrüßen die
Abschaffung des Fondsfreibetrags und
überlegen, neue Offene Immobilienfonds
aufzulegen.
Norbert Jumpertz, Staig
Eigentlich gibt es für die deutsche Im-
mobilienwirtschaft keinen Grund zum
Klagen: Die Geschäfte laufen bestens, die
Asset-Klasse Immobilien steht bei Inves­
toren hoch im Kurs. Dennoch gibt es
Bereiche, die mit Problemen zu kämpfen
haben, allen voran die Offenen Immobi-
lienfonds.
Deutlich schleppender als erhofft
So läuft die Liquidation des Immobilien-
vermögens der endgültig geschlossenen
Offenen Immobilienfonds teilweise
deutlich schleppender als erhofft, etwa
weil Objektqualität oder Immobilien-
management zu wünschen übrig lassen.
„KanAm Grund zählt zu den Fonds-
gesellschaften, die beim Objektverkauf
ganz gut vorangekommen sind“, sagt
Sonja Knorr, Immobilienanalystin beim
Fondsanalysehaus Scope. Zu den Anbie-
tern, die sich mit der Abwicklung deut-
lich schwerer tun, gehören Aberdeen,
Axa, Morgan Stanley und UBS. Zudem
hatte die Bundesregierung damit ge-
liebäugelt, das Aus für „Offene Immo-
bilienfonds“ zu beschließen. Das konnte
die Fondsbranche abwenden. Allerdings
sieht das neue Kapitalanlagegesetzbuch
(KAGB) vor – der Gesetzentwurf pas-
sierte bereits den Finanzausschuss, dass
Bundestag und Bundesrat zustimmen,
gilt nur noch als Formsache –, dass ab
22. Juli der Freibetrag von 30.000 Euro,
für den bislang pro Halbjahr Fondsan-
teile ohne Einhaltung von Mindesthalte-
und Kündigungsfristen zurückgegeben
werden dürfen, wegfällt.
Abschaffung des Freibetrags
Bei Union Investment, der Fondsgesell-
schaft von Volks- und Raiffeisenbanken,
aber auch bei der sparkasseneigenen
Deka stößt die geplante Abschaffung
auf wenig Begeisterung. „Bereits vor der
Finanzmarktkrise hatten wir getrennte
Produktlinien für institutionelle und pri-
vate Anleger“, sagt Sinan York Temelli,
Pressesprecher von Union Investment.
„Deshalb kamen unsere Fonds gut durch
die Krise.“ Auf die Streichung des Frei-
betrags hätte man daher verzichten kön-
nen, heißt es von der Deka.
Union Investment und Deka setzen
auf die zentrale Liquiditätssteuerung.
Das habe sich sowohl in Phasen ver-
stärkter Anteilsrückgaben als auch bei
hohen Mittelzuflüssen bewährt, betont
Temelli. In Extremfällen stoppte Union
Investment sogar schon mal zwei oder
drei Monate die Ausgabe neuer Anteile,
um „die Wertentwicklung durch eine zu
hohe Liquiditätsquote nicht zu verwäs-
sern“. „Mittelzuflüsse müssen investiert
werden und bei Immobilien dauert das
weit länger als bei Aktien oder Anleihen“,
so Temelli.
Ähnlich handhabt die Deka das Li-
quiditätsmanagement. Sie hat bis Jahres-
ende für den Deka-ImmobilienEuropa
und den Deka-ImmobilienGlobal den
Vertrieb über die Sparkassen auf Eis
gelegt, da die vereinbarten Kontingente
ausgeschöpft sind. „Zurzeit ist nur der
WestInvest InterSelect in der Vertriebs­
pipeline“, sagt Matthias Danne, Im-
mobilienvorstand der DekaBank. Die
Streichung des Freibetrags hält Union
Investment vor allem bei Auszahlungs-
plänen für ärgerlich. „Das erschwert das
Management erheblich“, kritisiert Temel-
li. Bei Neuanlagen ab dem 22. Juli müsse
jede Rate fristgerecht mit dem nötigen Vor-
lauf gekündigt werden. Branchenexperten
rechnen damit, dass es vor Inkrafttreten
der neuen Regelung zu einem Run auf
Offene Immobilienfonds kommenkönnte,
obwohl Union Investment und Deka
davon nicht begeistert wären. Schon 2012
wurden sie mit Liquidität überschüttet.
2012 sammelten Offene Immobili-
enfonds fast drei Milliarden Euro mehr
ein, als aus ihnen abgezogen wurde.
Davon entfielen laut Bundesverband In-
vestment und Asset Management (BVI)
über zwei Milliarden Euro auf Union In-
vestment, knapp eine Milliarde Euro auf
die Deka und auf Fonds der Deutsche-
Bank-Tochter RREEF etwa 500 Millio-
nen Euro. Dieser Trend setzte sich 2013
fort. „Bei den Offenen Immobilienfonds
haben sich insbesondere die vertriebs-
starken, klar auf Privatanleger fokussier-
ten Produkte durchgesetzt“, so Knorr.