Seite 29 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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06 | 2013
Schmitt:
Auch im laufenden Jahr wollen
wir unserer „Vision 2015“, das führende
vollstufige Immobilieninvestmenthaus
Europas zu sein, wieder einen Schritt
näher kommen. Dafür ist ein weiteres
Wachstum hinein nach Europa unerläss-
lich. Dies bedeutet, dass wir unsere eu-
ropäischen Standorte ausbauen werden
und den Aufbau weiterer Standorte im
Ausland prüfen. Durch diese Verstär-
kung unserer europäischen Präsenz mit
Fokussierung auf Immobilieninvest-
ments können wir ein deutliches Mehr
an europäischen Immobilieninvestment-
mandaten generieren.
Können Sie das genauer erläutern?
Schmitt:
Konkret geht es darum, dass
wir diesen Prozess nicht als eine Ein-
bahnstraße verstehen und allein deut-
sches Geld nur im Ausland investieren
wollen. Unser Ziel ist es, eine im über-
tragenen Sinn vierspurige Autobahn zu
errichten. Denn es geht uns auch darum,
zum einen Eigenkapital beispielsweise in
Dänemark für Immobilieninvestments
in Deutschland, Frankreich oder Eng-
land einzuwerben, zum anderen interna­
tionale Asset-Management-Mandate zu
gewinnen, die wir mit unseren lokalen
Mitarbeitern in den jeweiligen Ländern
bearbeiten. Erste Erfolge haben wir be-
reits in diesem Jahr in den Nordics und
in Großbritannien erzielt. Zum einen
haben wir von einem lokalen Investor
ein internationales Asset-Management-
Mandat über 175 Millionen Euro in
Skandinavien gewonnen, zum anderen
konnten wir unser ers­tes Co-Investment
in UK gründen und dort die ersten An-
käufe verzeichnen.
Patrizia hat zuletzt 1,6 Milliarden Euro
des von ihr betreuten Immobilienver-
mögens im Ausland investiert. Mit wie
vielen Milliarden Euro rechnen Sie bis
zum Jahresende?
Schmitt:
Es ist richtig, dass wir neben
unserem Ursprungsmarkt Deutschland
vor allem im europäischen Ausland
weiter wachsen wollen. Derzeit sind wir
in Luxemburg, Schweden, Dänemark,
Frankreich, Irland und Großbritannien
mit eigenen Standorten vertreten. Wei-
tere Standorte werden folgen. Bis 2015
wollen wir in allen wichtigen europä-
ischen Kernmärkten in erheblichem
Umfang Investments im Wohn- und
Gewerbebereich realisiert haben, sodass
das von uns im Ausland betreute Immo-
bilienvermögen in eine neue Dimension
weiter anwachsen wird. Im letzten Quar-
tal konnten wir imAusland unsere Assets
um weitere 200 Millionen Euro steigern.
Eine Zielvorgabe bis zum Jahresende ha-
ben wir aber nicht. Hier gilt der Grund-
satz: Qualität vor Geschwindigkeit.
Dann sagen Sie uns bitte wenigstens,
für wie viele Immobilienspezialfonds
Sie bis zum Jahresende schätzungswei-
se verantwortlich sein werden.
Schmitt:
Patrizia managt über die Wohn­
Invest KAG und die GewerbeInvest KAG
derzeit 21 Immobilienspezialfonds mit
einem Zielvolumen von über acht Milli-
arden Euro. Jährlich wollen wir mit ein
bis zwei neuen Fonds, die wir gemein-
sam mit unseren Kunden entwickeln, am
Markt auftreten.
Sie wollen bis 2016 alle eigenen Immo-
bilien verkaufen. Rechnen Sie damit,
dass die Märkte bis dahin aufnahmefä-
hig genug bleiben werden?
Schmitt:
Wir halten weiter an unserer
Strategie fest, unsere Eigeninvestments
weiter zu reduzieren, um die daraus er-
zielten Verkaufserlöse über Co-Invest-
ments zu reinvestieren. In den letzten
Jahren haben wir aus unserem eigenen
Buch rund 1.800 Wohnungen jährlich
veräußert. Wir glauben, dass dies auch
künftig machbar ist. Schließlich sehen
wir derzeit keinen Grund, dass die gute
Stimmung am Immobilienmarkt nicht
anhalten sollte. Wir sind zuversichtlich,
dass die Nachfrage auch in den kom-
menden Jahren auf einem hohen Niveau
bleiben wird, sodass wir unseren aktu-
ellen Eigenbestand von etwa 5.500 Ob-
jekten bis 2016 verkauft haben werden.
Im März haben Sie sich so geäußert:
„Heute erwirtschaften wir vermehrt
jährlich wiederkehrende kalkulierbare
Erträge.“ Welchen Anteil machen diese
an Ihren gesamten Erträgen aus?
Schmitt:
Die Weiterentwicklung unserer
Investmentstrategie von Eigeninvest-
ments hin zu Co-Investments und zur
Dienstleistung erweist sich diesbezüglich
als äußerst erfolgreich. Als Investment-
Manager können wir vermehrt stabile
wiederkehrende Erträge erwirtschaften
und damit die Volatilität des Immobili-
enhandels bis zu einem gewissen Grad
ausgleichen. Inzwischen macht das Ge-
schäft mit Serviceleistungen mehr als die
Hälfte unseres Konzernergebnisses aus.
Hieran lässt sich gut erkennen, dass sich
unser Engagement auszahlt und welche
Entwicklung Patrizia genommen hat. Bis
2015 werden wir den Anteil auf 80 Pro-
zent ausbauen.
Wollen Sie Ihre Strategie, statt eine
Bardividende auszuschütten, neue Ak-
tien auszugeben, bis auf Weiteres fort-
setzen?
Schmitt:
Diese Strategie hat in der Ver-
gangenheit großen Zuspruch erfahren.
Ein möglicher Verwässerungseffekt wur-
de durch die Ertragsentwicklung und die
positive Kursentwicklung mehr als wett-
gemacht. Daher ist eine Fortsetzung die-
ser Strategie durchaus denkbar.
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