Seite 28 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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Herr Schmitt, Sie haben letztens gesagt:
„Patrizia ist zumKrisengewinner gewor-
den.“ Können Sie das kurz erläutern?
Schmitt:
Vor allem institutionelle An-
leger entdecken heute die Anlageklasse
Immobilie in einer bis dahin ungeahnten
Weise. Verstärkt wird diese Entwicklung
aktuell durch das niedrige Zinsumfeld.
Was hat sich denn besonders geändert?
Schmitt:
Im Gegensatz zu früher ori-
entieren sich Investoren heute sehr viel
stärker am Cashflow. Es geht derzeit
darum, auf laufender Fahrt etwas Ver-
nünftiges zu erwirtschaften und das mit
aktivem Asset Management zu begleiten.
Die Immobilie, die man sich einfach mal
so ins Portfolio legt und liegen lässt, gibt
es hin und wieder immer noch. Aber die
Marktzyklen sind kürzer geworden, so-
dass aktives Asset Management über die
nächsten Jahre wichtiger sein wird.
Und wie hat sich da Patrizia aufgestellt?
Schmitt:
Als Immobilieninvestmenthaus
profitiert Patrizia schon seit Langem vom
diesem Trend. In den letzten Jahren hat
sich das von uns betreute Immobilien-
vermögen auf über zehn Milliarden Euro
erhöht. Neben den klassischen Immobi-
lienspezialfonds stehen zunehmend Co-
Investments im Fokus, wie beispielsweise
beim Erwerb der 53.000 Wohnungen der
LBBW und GBW. Als Immobilienspezia-
list ist unser langjähriges Know-how von
entscheidender Bedeutung, denn wir
können nicht nur mit unseren mehr als
600 Mitarbeitern die Nähe zum Markt
sicherstellen, sondern auch alle Werthe-
bel rund um die Immobilie mit eigenen
Mitarbeitern anbieten.
Wie behalten Sie bei Ihren vielfältigen
Aktivitäten die Kontrolle?
Schmitt:
Patrizia hat sich für die zuneh-
mende Internationalisierung ihrer Ge-
schäftstätigkeit in einer neuen Organisa-
tionsstruktur aufgestellt. Diese sieht vor,
dass es künftig unter dem Dach der Hol-
ding einzelne Landesgesellschaften gibt,
die nach dem Prinzip „all business is lo-
cal“ das operative Geschäft vor Ort ver-
antworten. Die bislang in Deutschland
operativ agierenden Gesellschaften wer-
den auf eine gemeinsame Gesellschaft
verschmolzen, die Patrizia Deutschland
GmbH. Gleichgelagerte Funktionen
werden dabei in je einer Einheit zusam-
mengefasst. Nach diesem Modell wird es
künftig auch eine Patrizia UK, eine Pa-
trizia Luxembourg, eine Patrizia Nordics
und so weiter geben. Zudem haben wir
die Umstrukturierung dazu genutzt, die
Organisation so aufzustellen, dass sie die
zu erwartenden Anforderungen der ab
Sommer 2013 geltenden AIFM-Richtli-
nie optimal umsetzt.
2013 sollen der Ausbau des Europage-
schäfts und die Etablierung der Patri-
zia als Investitionsplattform im Vor-
dergrund stehen. Was bedeutet das
konkret?
Das Finanz-Interview
von Manfred Gburek
Klaus Schmitt
Die Patrizia Immobilien AG hat ein in Deutschland einmaliges
Geschäftsmodell. Nun soll zunehmend auch in das
europäische Ausland expandiert werden – mit neuer Struktur.
ist seit Anfang 2006 als Chief Operating Of-
ficer im Patrizia-Vorstand unter anderem zu-
ständig für den Kauf von Objekten, die Organi-
sation des Unternehmens und die Steuerung
von Investments. Der Jurist war vorher für den
Baukonzern Dyckerhoff & Widmann und für
Siemens Real Estate tätig.
Klaus Schmitt
Serie
„Blickpunkt Europa“
28 Finanzen, Markt + Management
06 | 2013