Seite 22 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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Titelthema
06 | 2013
Solidarität mit denen, die dringend ein Dach über dem Kopf
brauchen.“ Dabei erweist sich die Stadt selbst durchaus als
solidarisch, wenn es darum geht, Wohnungen für Mieter mit
kleinem Geldbeutel zu errichten. Zum Beispiel hat sie die Mit-
tel der städtischen ABG Frankfurt Holding von 1,2 auf 1,6 Mil-
liarden Euro aufgestockt, um preiswerten Wohnraum schaffen
zu lassen.
Es wurde zu wenig gebaut
Ob solche Maßnahmen ausreichen, um den wachsenden Be-
darf in Groß- und Universitätsstädten, in angesagten Vierteln
oder rund um Technologiezentren wie Berlin-Adlershof und
Garching bei München zu decken, bleibt indes fraglich. Es geht
ja nicht allein darum, so und so viele Wohnungen am Stadt-
rand zu errichten, um wenigstens einen Bruchteil der Bewer-
ber für eine Wohnung mit niedriger Miete unterzubringen.
Vielmehr gilt es, auch die Nachfrage zu befriedigen, die sich
auf die Innenstädte richtet, und die ist enorm. Folge: Die in-
nerstädtischen Mieten steigen, die dortigen Preise für Häuser
und Wohnungen explodieren geradezu. Und weil die Ursachen
– vor allem wurde seit der Jahrtausendwende zu wenig gebaut –
sich über Jahre aufgetürmt haben, ist nicht von heute auf mor-
gen mit Besserung zu rechnen.
Was unternehmen die Städte dagegen? Da gilt es zu diffe-
renzieren. Während etwa die Bürgermeister von Duisburg im
Westen, Bremen im Norden und Chemnitz im Osten froh über
so gut wie jeden neuen Bürger mit Jobqualifikation sind, gilt für
Düsseldorf, Hamburg und Dresden eher das Gegenteil. Woh-
nungsnot, ein viel strapazierter Begriff, ist also relativ: Theo-
retisch könnten Einwohner aus Düsseldorf in das benachbarte
Duisburg ziehen und schon würden beide Städte ihre Probleme
ad acta legen.
Doch was Jahrzehnte lang versäumt wurde, lässt sich in der
Praxis nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen: Düs-
seldorf pflegte viel zu lange das Landeshauptstadt- und Schi-
ckimicki-Image, vergaß darüber aber fast den Wohnungsbau.
Das rächt sich bis heute, denn neue Quartiere wie etwa die im
Ortsteil Derendorf erscheinen für so manchen Interessenten
unerschwinglich. Als bis Anfang der 1960er Jahre mit Koh-
le und Stahl noch etwas Geld zu verdienen war, kursierten in
Duis­burg tatsächlich Pläne, mit dem Slogan „Stadt Montan“ um
Arbeitskräfte und -plätze zu werben. Heute ist der ehemalige
Duisburger Vorzeigekonzern Thyssen nur noch Bestandteil des
angeschlagenen Konglomerats Thyssen-Krupp mit doppelter
Konzernzentrale in Duisburg und Essen.
Die Probleme, die München wegen steigender Mieten hat,
übertreffen die von Düsseldorf bei Weitem. Die Attraktivität
der Bayernmetropole für Zuzügler erklärt sich aus lukrativen
Arbeitsplätzen und hohem Freizeitwert, was im Slogan „Laptop
und Lederhose“ zum Ausdruck kommt, ferner aus kultureller
Vielfalt, Biergärten, schöner Umgebung und relativ hoher Si-
Düsseldorf-Derendorf: Dieser Stadtteil ist für viele Wohnungssuchende unerschwinglich.
Fotos: Interboden; Stadt Freiburg