Seite 50 - Immobilienwirtschaft_2013_05

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50 Finanzen, Markt + Management
05 | 2013
Euro. Die Gesamtsumme von 838 Mil­
liarden Euro enthalte zudem prognosti­
zierte Investitionen von 331 Milliarden
Euro für energieeffiziente Neubauten.
Auch diese würden unabhängig von der
Sanierung bestehender Bauten anstehen
und mit ihren höheren Energiesparstan­
dards zum Erreichen des Ziels beitragen.
Diese Zahlen sind in der Studie nicht ex­
plizit enthalten.
Unterstützung bekommt die KfW
von der Deutschen Energie-Agentur
GmbH (dena). „Die Mehrkosten für die
energetischen Maßnahmen lassen sich
über die Energieeinsparung refinanzie­
ren. Das zeigen hunderte Praxisbeispiele
der dena“, betont Stephan Kohler, Vor­
sitzender der dena-Geschäftsführung
und Sprecher der Allianz für Gebäude-
Energie-Effizienz. Er rät: „Gebäudeei­
gentümer sollten sich nicht durch irre­
führende Zahlenvergleiche beunruhigen
lassen.“ „Wenn ein neues Fenster einge­
baut oder eine Fassade erneuert wird,
fallen immer Kosten an, egal ob nun
besonders energieeffizient oder nicht“,
so Kohler weiter. Deswegen müsse bei ei­
ner Sanierung genau untersucht werden,
welche Maßnahmen sowieso für Instand­
haltung oder Modernisierung nötig seien
und welche explizit die Energieeffizienz
verbesserten. Vergleiche man dann die
Kosten für die Energieeffizienzmaßnah­
men mit den Energieeinsparungen werde
klar, dass sich die energetische Gebäude­
sanierung lohnen würde.
Ohnehin-Kosten berücksichtigen
Bei der Frage, ob sich die energetische
Sanierung lohnt oder nicht, geht es
letztlich um die Interpretation dieser
„Ohnehin“-Kosten im Zahlenwerk. Es
spricht einiges dafür, dass nur die „ech­
ten“ Mehrausgaben gerechnet werden
sollten. Zumindest bei den Neubauten ist
das unstreitig. Diese müssen ohnehin die
energetischen Auflagen erfüllen, ob mit
oder ohne KfW-Förderung.
Gesamtwirtschaftlich
betrachtet
macht sich der Sanierungsaufwand
auf jeden Fall bezahlt. Allein durch die
Umsetzung der geförderten Energie­
sparinvestitionen würden bis 2050 pro
Jahr zwischen 200.000 und 300.000 Ar­
Gut isoliert? Auch wenn die Kritiker der Wärmedämmung nach der Studie
zu früh gejubelt haben, einige Nachteile lassen sich nicht wegdiskutieren.
beitsplätze gesichert. Pro Jahr erhöhten
die mit den Investitionen angestoßenen
gesamtwirtschaftlichen Effekte somit das
deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,4
Prozent oder 10,6 Milliarden Euro.
Selbst die Haushalte haben etwas
davon. Durch die Energieeinsparungen
steigen rechnerisch die Einkommen. Da­
gegen müssen jedoch die dämpfenden
Wirkungen aus der Tilgung der Kredite
und die höheren Energiekosten gerech­
net werden.
Laut KfW amortisiert sich eine Sa­
nierung mit den Fördermitteln in der
Regel deutlich früher als ohne, meist in
weniger als 20 Jahren. Dennoch geht die
Prognos-Studie davon aus, dass es einer
deutlichen Steigerung der Investitionen
für die energetische Gebäudesanierung
und den energieoptimierten Neubau be­
darf, um das Energiekonzept umzuset­
zen. „Um diese im Sinne der bewährten
Förderstrategie anzureizen, bedarf es
einer deutlichen Ausweitung der Förde­
rung“, schreibt Prognos – ganz im Sinne
der KfW. Für die Jahre 2013 und 2014 hat
der Bund die Mittel für die Programme
bereits aufgestockt.
Kostengrab Styroporplatten?
Auch wenn die Kritiker der Wärme­
dämmung aufgrund des ersten Urteils
der Studie zu früh gejubelt haben, eini­
ge Nachteile lassen sich auch durch das
Zahlenwerk nicht wegdiskutieren. Kri­
tiker bleiben dabei, dass die Nachteile
der Dämmung überwiegen. Vor allem
die kostengünstigen Styroporplatten, die
von außen an den Fassaden angebracht
werden, seien ein Kostengrab, da sie sehr
kurzlebig und anfällig für Schäden sind.
Die Nachfolgekosten für Reparaturen
und Austausch wurden in der Studie
nicht berücksichtigt.
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„Die Mehrkosten für die energe-
tischen Maßnahmen lassen sich über
die Energieeinsparung refinanzieren.
Das zeigen hunderte Praxisbeispiele.
Gebäudeeigentümer sollten sich
nicht durch irreführende Zahlenver-
gleiche verunsichern lassen.“
Stephan Kohler, dena-Geschäftsführung
Foto: dena; Copit/shutterstock.com; Illustration: Johannes Mundinger