05 I 2013
48 Finanzen, Markt + Management
In Zeiten schlanker Prozesse ist es auf
Anbieter- und Nachfrageseite eine Fra-
ge der Effizienz, auf welchem Weg und
wann es zu einer erfolgreichen Trans-
aktion kommt. Dies ist wiederum eine
Frage der Transparenz und somit der In-
formationseffizienz über Anlageprofile.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle
Studie, die die HAWK Holzminden mit
Studierenden des Masterstudiengangs
Bau- und Immobilienmanagement un-
ter etwa 2.050 Markteilnehmern durch-
geführt hat. An der Umfrage beteiligten
sich mit 43 Prozent Marktteilnehmer, die
der Gruppe „Anbieter“ zugeordnet sind,
und mit 36 Prozent die Gruppe der „An-
leger“. 21 Prozent waren sowohl Anbie-
ter als auch Anleger.
Nach wie vor sind es nach Aussa-
ge der Befragten vor allem persönliche
Direktkontakte, bei denen Anlagepro-
file der Anlegergruppen den Anbieter-
gruppen übermittelt werden. Gefragt
nach den Wegen, über die die Anbieter
von den Anlageprofilen der Investoren
erfahren, antwortete ein Großteil „über
bestehende Direktkontakte zu bereits be-
kannten Anlegern oder neue Direktkon-
takte zu neuen Anlegern“.
Auf der Anlegerseite bindet vor allem
der Objekteinkauf enorme Personalka-
pazitäten, je nach Unternehmensgröße
zwischen einem Viertel bis zur Hälfe des
Personals. Wenn dann noch ein Viertel
oder sogar die Hälfte der Arbeitszeit für
die Archivierung oder die Absage nicht
infrage kommender Immobilien aufge-
wendet wird, ist die Frage nach der Effi-
zienz berechtigt.
Information nicht selten ineffizient
Bestätigt wird diese These darin, dass
lediglich rund 25 Prozent der Befragten
das Objektangebot gezielt auf das eigene
Anlageprofil ausgerichtet sehen. Zu glei-
chem Anteil werden Immobilien ange-
boten, die einem veralteten Anlageprofil
entsprechen. Die Anleger sehen sich teil-
weise einer Angebotsflut ausgesetzt. Das
drängt geradezu die Frage auf, ob sich die
Unternehmen und vielleicht eine ganze
Branche so viel „People´s Business“ er-
lauben können. Setzt man den Personal-
aufwand in Relation zu den tatsächlich
angekauften Objekten, verschlechtert
sich die Relation noch. Natürlich ist dies
nicht nur auf die Informationsdefizite
zurückzuführen, sondern von vielfäl-
tigen Einflussfaktoren bestimmt.
Die Studie zeigt auf der Seite der An-
bieter, dass viele Exposés verschickt wer-
den, bis es zum Treffer kommt. Auch hier
wird lediglich bei jedem vierten Angebot
überhaupt Interesse bekundet. Analog zu
den Anlegern wenden auch die Anbieter
viel Zeit für die Archivierung und Ablage
nicht zum Erfolg geführter Objekte auf.
Eine Verschwendung von Ressourcen
auch auf dieser Seite des Markts.
Zumindest was die angebotene As-
set-Klasse anbelangt, scheint es Über-
einstimmungen zwischen Angebot und
Nachfrage zu geben. Es sind bevorzugt
Büros, gefolgt von Einzelhandelsimmo-
bilien und Wohnportfolios.
Diskrepanzen gibt es in der Häufig-
keit des Informationsaustauschs zwi-
schen Anbietern und Anlegern über
geänderte Anlageprofile. Da stellt sich
zwangsläufig die Frage, auf welchen We-
gen dieser Informationsaustausch statt-
findet. Demnach ist die eigene Website
noch das dominierende Medium, dicht
gefolgt von den Internetplattformen Im-
moscout 24-Commercial Network.
Bei der Beurteilung der Informati-
onseffizienz antwortete ein Großteil bei-
der Befragungsgruppen, dass diese deut-
lich verbesserungsbedürftig ist. Konkret
sollte die Markttransparenz durch gut
strukturierte Datenbanken verbessert
werden.
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Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub
Angebot und Nachfrage nach Gewerbeimmobilien kommen hauptsächlich über
Direktkontakte zustande. Effizienz sieht anders aus. Eine Studie der HAWK
Holzminden hat die Mechanismen genauer unter die Lupe genommen.
Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-HAWK, Holzminden
Die akademische Seite
Können wir uns so viel
„People´s Business“ erlauben?
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