Seite 47 - Immobilienwirtschaft_2013_05

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05 | 2013
Neben diesen beratungsintensiven
Spezialimmobilien sind themenbezo-
gene Projektentwicklungen moderner
Logistik- und Warenverteilzentren im
Umfeld von Automotive, Industrie und
Versandhandel das klassische Alltagspro-
gramm der internationalen Entwickler
wie Gazely oder Goodman. Für Good-
mans Regionalmanager in Deutschland,
Andreas Fleischer, sprechen Risikoprofil
und Leerstandsraten für ein Engagement
in Logistikimmobilien. Das Produkt sei
angekommen bei Institutionellen und
die Transparenz steige.
Mit einem bundesweiten Flächen-
umsatz von über fünf Millionen Qua-
dratmetern wurde 2012 immerhin das
zweitbeste jeweils registrierte Ergebnis
ermittelt, heißt es im aktuellen Logistik-
marktreport 2013 von BNP Paribas Real
Estate. Trotz Prognosen für ein bundes-
weit abgeschwächtes Wachstum in die-
sem Jahr könnte der Online-Handel auch
2013 wieder für Absätze Richtung fünf
Millionen Quadratmeter und mehr sor-
gen, ist die Branche recht optimistisch.
Maßgeschneiderte Megazentren, die
große Flächen und einen guten Zugang
zu Arbeitskräften benötigen, gewinnen
laut JLL immer größere Bedeutung. Das
internationale Beratungsunternehmen
geht davon aus, dass sich der Online-
Umsatz in der ersten Hälfte dieser De-
kade nahezu verdoppeln wird. Damit
würde der Anteil der europaweiten Ein-
zelhandelsumsätze in diesem Segment
etwa zehn Prozent erreichen – mit ent-
sprechendem Hunger nach passenden
Logistikflächen. Fur Deutschland erwar-
tet JLL in den nächsten fünf Jahren einen
Flächenumsatz durch Handelsunterneh-
men von rund sechs Millionen Quadrat-
metern, wovon ein Viertel auf Lagerflä-
chen fur E-Commerce entfallen könnte.
Bauingenieur Fleischer rechnet da-
her mit einer zunehmenden Zahl von
Konversionsprojekten, um dem wach-
senden Mangel an Bauland zu begegnen.
Beste aktuelle Beispiele sind Bremen und
Hamburg. Das rund 33.000 Quadratme-
ter große Objekt von Goodman im He-
melinger Hafen in Bremen unterstützt
ab Oktober 2013 die Produktionsver-
sorgung der Mercedes-Benz-C-Klasse.
Gebaut wird auf einer Brachfläche. Der
Goodman European Logistics Fund
(GELF) hat zudem eine 40.000 Quadrat-
meter große Immobilie in der Bremer
Hansalinie erworben, weitere Projekte
am Standort seien geplant. Auch in
Hamburg wurden die Entwickler fündig.
Dort ist die Flächenpolitik nach Aussage
Fleischers sehr restriktiv.
Ungestillte Flächennachfrage
Wie reagieren andere Städte auf diese
ungestillte Flächennachfrage? Ist doch
das Image der Branche zuweilen noch
belastet, weil Flächenaufwand, Arbeits-
kraftpotenzial und geringe Steuerein-
nahmen nicht im Verhältnis stünden.
Für Dr. Michael Fraas, Wirtschaftsrefe-
rent der Stadt Nürnberg und Geschäfts-
führer des Forums Wirtschaft und Infra-
struktur der Metropolregion Nürnberg,
ist die Logistikbranche überlebensnot-
wendig, zugleich hat er wie Hamburg
das Problem der Flächenknappheit. Um
die Nachfrage des exportorientierten
Industriestandorts in Zukunft weiter zu
sichern, reagiert man vor Ort mit neuen
Konzepten in der Flächenpolitik, sprich
man bezieht das Umland mit ein.
Gert Hager, Oberbürgermeister der
Stadt Pforzheim, freute sich anlässlich
des Richtfests für das Amazon-Logis­
tikzentrum Ende Juni 2012 über die
Ansiedlung des Global Players in seiner
Stadt. Auch Mönchengladbachs Ober-
bürgermeister Norbert Bude wirbt mit
der Nähe zu den Märkten (15 Millionen
Konsumenten in einem Radius von 100
Kilometern) um Logistiker und freut
sich über erste Erfolge. Mit Fiege/Esprit,
DHL/Primark und Zalando seien drei
große Ansiedlungen realisiert worden.
An gut platzierten Logistikstand-
orten müssten schon mal für entspre-
chende Grundstücksflächen einige Mil-
lionen Euro nur zur Bevorratung und
als sogenannte Optionsprämie auf den
Tisch gelegt werden, sagt Gazely-Chef
Ingo Steves. Gazeley verfolgt seit Lan-
gem die Strategie, sich in zentralen wirt-
schaftlichen Ballungsregionen langfristig
Flächen zu sichern.
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Der Magna-Park Rhein-Main ist ein Konversionsprojekt: Auf dem 53 Hektar großen Grund-
stück wird ein Logistikpark mit 183.000 Quadratmetern Lager- und Büroflächen erstellt.
Auf einen Blick
›› Logistikimmobilien stehen wieder hoch
im Kurs. Mit einem bundesweiten Flä-
chenumsatz von über fünf Millionen Qua-
dratmetern wurde 2012 das zweitbeste
jeweils registrierte Ergebnis ermittelt.
›› Da die Flächennachfrage ungebrochen ist,
sind „Light-Immobilien“ ein neuer Trend.
Sie sind all das, was nicht eindeutig unter
die Kategorie Logistikimmobilie fällt.
›› Gesucht werden hierfür Objekte in urbanen
Lagen großer und mittelgroßer Städte.
Eine Langfassung des Textes
finden Sie online unter