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05 | 2013
Unternehmen – was Björn Plenius sehr
schätzt. Zu einer größeren Firma möchte
er gar nicht wechseln; ihm gefallen die
flacheren Hierachien und die vielfältigen
Aufgaben. Jeder muss im Unternehmen
verschiedenste Probleme lösen, eine
hohe Spezialisierung von einzelnen Ab-
teilungen wie in einem größeren Kon-
zern gibt es nicht.
Viele Vorlieben sind Typsache
Schlussendlich sind jedoch die Wahl des
Arbeitgebers und die Prioritätensetzung
Typsache. Während die einen die flachen
Hierachien in einem kleineren Unter-
nehmen schätzen, würden sich andere in
so einer Firma zu eingeschränkt fühlen.
Constantin Hoss zum Beispiel wäre die
Größe und auch die internationale Aus-
richtung eines Unternehmens bei der
Suche nach einem Arbeitgeber wichtig –
um zum Beispiel auch die Option zu ha-
ben, eine Zeitlang imAusland arbeiten zu
können. Ein großes Unternehmen biete
mehr Möglichkeiten, meint auch Juliane
Bauer, die ihren Master of Science in der
Fachrichtung Real Estate am Center for
Real Estate Studies in Freiburg macht.
Franz Josef Hrabak, der das „Kontakt-
studium Immobilienökonomie“ an der
IREBS Immobilienakademie absolviert,
würde bei einem neuen Arbeitgeber auf
dessen „Standing“ am Markt achten: Ein
kleines Unternehmen, das eine wichtige
Nische besetzt, könnte dabei genauso
interessant sein wie ein großer Konzern,
meint der 32-Jährige.
Genauso sieht es Christian Beder,
Student im Studiengang Master of Busi-
ness Administration in Real Estate Ma-
nagement an der BBA – Akademie der
Immobilienwirtschaft. „Letztlich ist die
Größe eines Unternehmens meines Er-
achtens nicht ausschlaggebend“, sagt
er. Reizvoll könnten Aufgaben überall
sein. Viel wichtiger seien die Aufstiegs-
chancen, die die Firma jungen Arbeit-
nehmern gebe, meint Christian Beder.
Auch das Image eines Unternehmens
am Markt spielt für viele Absolventen
eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt
auch die Studie der Zeppelin-Universität
in Friedrichshafen. Um bei einem at-
traktiven Arbeitgeber arbeiten zu kön-
nen, würden die für die Untersuchung
befragten Studierenden verschiedener
Fachrichtungen sogar auf rund zehn
Prozent des Gehalts verzichten.
Klassische Kriterien dominieren
Insgesamt kommt die Studie zu dem Er-
gebnis, dass die Jobwahl nach wie vor
hauptsächlich nach klassischen Kriterien
abläuft: Primär geht es um die Art des
Arbeitgebers und um das Gehalt. Das
widerspricht vielen Diskussionen um die
sogenannte „Generation Y“. Das sind all
diejenigen, die nach 1980 geboren sind
und die laut verschiedener Untersu-
chungen viel mehr als frühere Genera-
tionen Wert auf die sogenannte „Work-
Life-Balance“ und auf sinnerfüllende
Tätigkeiten im Beruf legen.
Ob sich ein Unternehmen sozial en-
gagiert, ob der Ausgleich zwischen Pri-
vatleben und Arbeit stimmt oder ob sich
Familie und Beruf vereinbaren lassen:
Das war für die Befragten in der Studie
der Zeppelin-Universität Friedrichsha-
fen jedoch eher nebensächlich. Mögli-
cherweise hängt dies aber auch mit dem
Alter zusammen: Im Moment, so sagen
auch viele Studierende der Immobili-
enwirtschaft, spiele dieser Aspekt eher
eine untergeordnete Rolle. Kurz nach
dem Studium: Da steht für viele erstmal
die Karriere im Vordergrund. „Einen
35-Stunden-Job wird es da nicht geben“,
meint auch Franz Josef Hrabak. Sobald
er aber einmal eine Familie und Kinder
habe, könnten sich die Prioritäten verän-
dern – und dann könnte die „Work-Life-
Balance“ eine größere Rolle spielen.
Auch wenn die Vereinbarkeit von Be-
ruf und Familie für viele Studierende im
Moment noch weit weg ist: Dafür spie-
len andere „weiche“ Aspekte durchaus
eine Rolle. „Es sind nicht nur die harten
Faktoren, die einen Arbeitsplatz ausma-
chen“, sagt Christian Beder. Und auch
Juliane Bauer meint, dass es wichtig ist,
sich in seinem Unternehmen auch wohl
zu fühlen. Schließlich verbringt man
dort viele Stunden am Tag.
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Immobilienunternehmen ver-
schlanken ihre Prozesse, wenn
sie den direkten Weg zu guten
Studierenden kennen.
Auf einen Blick
›› Nur weil eine Firma einem Arbeitnehmer
mehr Geld bietet, heißt das noch lange
nicht, dass er sich auch für dieses Unter-
nehmen entscheidet.
›› Großes Unternehmen, kleine Firma,
Standort: Viele Vorlieben sind Typsache.
›› Wichtig ist vielen Studierenden das
Image, das ein Unternehmen hat.
›› Auch „weiche“ Faktoren spielen bei der
Wahl des Arbeitgebers eine Rolle.