Seite 62 - Immobilienwirtschaft_2012_01

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Graffiti
Wer in diesem Jahr zuerst die Idee hatte,
dem deutschen Immobilienmarkt eine
Blase anzudichten, ist nicht bekannt. Der
oder die Betreffende müsste sich dafür je-
denfalls schämen. Denn die Preise an den
heterogenen Märkten für Gewerbeimmo-
bilien steigen oder fallen mal so, mal so,
ohne dass sie insgesamt als übertrieben
hoch bezeichnet werden könnten. Und
zieht man beispielsweise den Hypoport-
Index für die Preise vonWohnimmobilien
heran, ist gerade mal ein leichter Anstieg
bei Neubauten seit 2009 und bei Bauten
im Bestand seit 2010 zu erkennen.
Aber warum haben dann das Deutsche
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
im Auftrag des Bundesfinanzministe-
riums und die Internet-Plattform Im-
mobilienscout24 im eigenen Auftrag Bla-
senindikatoren speziell für Immobilien
entwickelt? Weil ja eine Blase entstehen
könnte, und dann hätte man ein Früh-
warnsystem in der Hand, das im Fall DIW
der Fiskal- und Geldpolitik als Hilfe zum
Ablassen der heißen Luft aus der Blase
dienen würde und im Fall Immobilien-
scout24 immerhin zur Orientierung die-
nen dürfte, ob gerade Wohnungsmieten
Alles nur
heiße Luft
Immobilienblasen.
In den USA, in Spanien, Irland sind sie geplatzt. Was
Deutschland angeht, wird viel über sie diskutiert, mehr nicht. Warum sind
noch nicht einmal die teuren Münchner Immobilien im Blasenstadium?
Manfred Gburek, Frankfurt am Main
12-01 | 2012
Warum
Ein fortgeschrittenes Stadium
der Blasenbildung ist in den
USA oder Spanien erkennbar.
oder -preise im Verhältnis untereinander
zu hoch sind.
Reines Modewort
Blase, das ist in Bezug auf Immobilien ein
Modewort, unter dem nicht alle dasselbe
verstehen. Also erst einmal beim On-
line-Lexikon Wikipedia nachgeschaut:
„Hierbei kommt es auf einem regional
und nutzungsspezifisch abgegrenzten
Teilsegment des Immobilienmarkts zu
einer deutlichen Überbewertung von
Immobilien, die sich durch einen dra-
matischen Preisverfall innerhalb kurzer
Zeit normalisiert.“ Danach erfahren wir,
dass es „kreditinduzierte“ und „fiskalin-
duzierte“ Immobilienblasen gibt. Als
deutsche Banken die Hundert- und noch
mehr Prozent-Finanzierung propagier-
ten, wuchsen beide zu einer Doppelblase
zusammen – mit der bekannten Folge,
dass ihre Kunden auf einmal mit gar
nicht zimperlichen Verwertungsgesell-
schaften konfrontiert waren, denen die
Banken ihre Kredite abgetreten hatten.
Der Online-Dienst baufi-info24
spezifiziert: „Als Immobilienblase wird
eine spekulative Übertreibung auf einem
Immobilienmarkt verstanden, die sich
durch einen signifikanten und nicht
Foto: Ozerina Anna/Shutterstock.com